Zeichen gegen Zensur: Bücherbox auf dem Bebelplatz in Berlin aufgestellt

Im Mai 1933 begann das Nazi-Regime auf dem Berliner Bebelplatz mit der Bücherverbrennung. Heute wurde auf diesem symbolträchtigen Platz eine ungewöhnliche Installation eingeweiht: eine Bücherbox als Zeichen gegen Zensur. Sie verbindet zwei Momente in der Geschichte Deutschlands und Portugals im 20. Jahrhundert: die Bücherverbrennung 1933 in Deutschland und in Portugal die Einführung der Vorzensur im selben Jahr.

Die Bücherbox ist eines der Projekte, die im Rahmen eines städteübergreifenden Kulturprogramms konzipiert wurden, das die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2021 und die Präsenz Portugals als Gastland auf der Leipziger
Buchmesse im Jahr 2022 umfasst. Sie schlägt einen Bogen zum Mahnmal des israelischen Künstlers Micha Ullman –  der leeren unterirdischen Bibliothek – und soll die Literatur, die Kultur und die Meinungsfreiheit würdigen.

Die Box enthält Bücher von portugiesischen und deutschen Schriftsteller:innen, die während der portugiesischen Diktatur zensiert oder in Deutschland vom NS-Regime verbrannt wurden, darunter Maria Isabel Barreno, Bertold Brecht, Maria Velho da Costa, Natália Correia, Alfred Döblin, Vergílio Ferreira, Heinrich Heine, Herberto Helder, Maria Teresa Horta, Rosa Luxemburg, José Cardoso Pires, Anna Seghers und Judith Teixeira.

Ausgestellt sind auch Bücher portugiesisch-sprachiger Autor:innen, die im Rahmen des Gastlandprojekts Portugal auf der Leipziger Buchmesse 2022 erscheinen. Dort präsentiert sich Portugal unter dem Motto "Die unerwartete Begegnung des Verschiedenartigen". Die portugiesische Schriftstellerin Maria Gabriela Llansol schlug in ihrem Buch LissabonLeipzig eine Brücke zwischen den Städten Lissabon und Leipzig und beschwor eine Begegnung zwischen Fernando Pessoa und Johann Sebastian Bach, eine unerwartete Begegnung zweier Figuren der portugiesischen und deutschen, der europäischen Kultur. Auch diese Schriftsteller:innen, Figuren der europäischen und der Weltkultur, treffen sich hier, in einem Akt der Würdigung der Literatur und der Freiheit des Ausdrucks und des Denkens.

Nach dem Bebelplatz wird die von der Botschaft von Portugal in Deutschland und von Camões Berlin geförderte Installation im Innenhof der Staatsbibliothek Unter den Linden zu sehen sein. Sie ist eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt und gehört zu den größten Gebäuden Berlins. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, wurde sie im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und zu DDR-Zeiten teilweise abgerissen. Seit 16 Jahren wird sie renoviert und am 25. Januar dieses Jahres fand eine digitale Wiedereröffnungsfeier statt, seit dem 4. Juni sind die Lesesäle geöffnet.

Die Bücherbox ist ein Projekt im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Portugals, gefördert durch die Botschaft von Portugal und das Instituto Camões, gemeinsam mit der Staatsbibliothek zu Berlin und der BKM – Beauftragte für Kultur und Medien.

Weitere Informationen:
www.camoesberlim.de/de/

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