„Man kann durchaus von der „Volkskrankheit Fettleber“ sprechen, die immer mehr Menschen betrifft und stark unterschätzt wird. Feind Nummer eins der Leber ist das „Metabolische Syndrom“, das zur nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, der sogenannten NAFLD, führen kann. Etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung leidet daran. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind die 55-bis 75-Jährigen, aber auch bei Kindern stoßen die Ärzte immer häufiger auf eine Fettleber,“ erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung das Problem.
NAFLD umfasst ein breites Spektrum von Leberschäden, das von gutartigen Ablagerungen von Fett in der Leber ohne Entzündungen bis hin zu Leberfibrose (also Vernarbungen), Leberzirrhose und Leberzellkrebs (HCC) reicht. Während die einfache Verfettung der Leber (nicht-alkoholische Fettleber, NAFL) noch relativ harmlos ist, liegt bei einer NASH (nicht-alkoholische Fettleberhepatitis) eine entzündliche Veränderung der Leberzellen vor. Bei den meisten Lebererkrankungen entwickelt sich ein HCC aus der Leberzirrhose. Dies muss bei der NAFLD nicht der Fall sein. Bei fast 50 Prozent der NAFLD-bedingten Krebsfälle litten die Patienten vorher offensichtlich nicht an einer Leberzirrhose, sondern lediglich an einer NASH.
Stark Übergewichtige haben im Vergleich zu Normalgewichtigen ein sechsmal höheres Risiko, dass ihre Fettleber am Ende in einen chronischen Schrumpfungsprozess mündet. Darüber hinaus gibt es bei diesen Patienten häufiger Übergewicht, Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen und Gefäßverkalkung, die unter anderem zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen können.
Die Erkrankung der Leber wird oft nicht erkannt. Die Symptome im Frühstadium sind relativ unspezifisch. Dazu gehören Müdigkeit oder auch Probleme mit der Konzentration. In einem späteren Stadium, wenn die chronische Entzündung der Leber zu einer Zirrhose geführt hat, können sich die Symptome einer chronischen Lebererkrankung zeigen. Dazu gehören zum Beispiel extreme Müdigkeit bis hin zu einer reduzierten Hirnleistung und starke Gelbfärbung von Haut und Augen.
„Es gibt durchaus Möglichkeiten, der Erkrankung vorzubeugen,“ betont Prof. Manns. „Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko für Fettlebererkrankungen. NAFLD-Patienten sollten daher ein Ausdauer- und/oder Krafttraining durchführen. Auch sollte die Kalorienaufnahme dem Energiebedarf angepasst werden. Durch Ausdauerbewegung wie schnelles Spazierengehen kann die mit der Fettleber verbundene Zuckerkrankheit verhindert oder verzögert werden. Wichtig für eine gesunde Leber sind ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.“
Zusätzlich zur Änderung des Lebensstils können vielleicht bald auch medikamentöse Therapien helfen. Aktuell wird eine Vielzahl von neuen Medikamenten zur Behandlung der NAFLD im Rahmen von Studien erprobt. Ergebnisse zu einigen Substanzen wurden bereits veröffentlicht. Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt: Mit einigen Substanzen wird die Entzündungsreaktion reduziert, andere Wirkstoffe beeinflussen direkt den Fettstoffwechsel und wieder andere Substanzen greifen in den Prozess der Lebervernarbung ein. Daher ist in naher Zukunft mit der Zulassung von Medikamenten zu rechnen.
Um einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Betroffenen zu leisten, hat die Deutsche Leberstiftung das „Deutsche NAFLD-Register“ mit Unterstützung von zwei Forschungsgruppen (die „NAFLD CSG“ der universitären Zentren und die „FLAG-Studie“ des bng) initiiert und führt es seit Dezember 2020 über die Leberstiftungs-GmbH.
BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien. Es ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-899-9, € 16,99.
Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung unter www.deutsche-leberstiftung.de. Auf der Website finden Sie unter anderem umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter.
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