Im Fokus der Untersuchungen steht ein sogenannter epigenetischer Regulator. Diese Moleküle steuern, welche Abschnitte der Erbsubstanz – also welche Gene — abgelesen werden können. In den Genen ist festgeschrieben, wie jede einzelne Körperzelle aufgebaut ist und welche Aufgaben sie erfüllt. „Eine Fehlregulation beim Ablesen der Erbsubstanz kann dazu führen, dass Tumoren entstehen“, so Projektleiterin Professorin Dr. Elisabeth Heßmann, Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen.
In Laborversuchen haben Heßmann und ihr Team bereits herausgefunden, dass der epigenetische Regulator EZH2 beim Bauchspeicheldrüsenkrebs das Gen Gata6 hemmt. Das führt dazu, dass sich der Tumor zu einem aggressiven Subtyp entwickelt, der deutlich schlechter auf verfügbare Therapien anspricht. Dieser Vorgang ist aber umkehrbar: Hemmten die Forscher EZH2, blieb Gata6 aktiv und die Tumorzellen wechselten wieder zu einem weniger aggressiven Subtyp, der sensibler auf die Chemotherapie reagiert. „Wenn wir Patienten also mit einem EZH2-Hemmstoff behandeln, könnten wir das Therapieansprechen verbessern und das Tumorwachstum verlangsamen“, so die Hoffnung von Heßmann.
Bei manchen Patienten scheint Gata6 aber unabhängig von EZH2 zu agieren. Sie haben von einer EZH2-Hemmung keinen Vorteil. „Wir vermuten, dass vor allem jene Patienten profitieren, die hohe EZH2- und niedrige Gata6-Level aufweisen.“ Ziel der Forscher ist es nun, einen molekularen Fingerabdruck derjenigen Tumorzellen zu erstellen, die auf eine EZH2-Hemmung ansprechen. Dies wäre Voraussetzung für eine maßgeschneiderte Behandlung des Pankreaskarzinoms mit EZH2 Inhibitoren.
„Die personalisierte Medizin nimmt in der Krebstherapie eine immer größere Bedeutung ein. Ihr Ziel ist es, jeden Patienten individuell zu behandeln. Dafür müssen wir die vielen verschiedenen Tumoren bis ins kleinste Detail kennen und verstehen. Insbesondere beim Bauchspeicheldrüsenkrebs besteht noch erheblicher Forschungsbedarf“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Um die Krebstherapie zu verbessern, sind daher solche innovativen Forschungsansätze wie die der Göttinger Wissenschaftler ganz wichtig.“
Stiftung Deutsche Krebshilfe
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: +49 (228) 72990-0
Telefax: +49 (228) 72990-11
http://www.krebshilfe.de