- Bei Metoclopramid – einem Wirkstoff, der unter anderem Übelkeit nach einer Chemo-Therapie verhindern kann – ist ein einziger Hersteller für die Versorgung von 99,4 Prozent aller gesetzlich Versicherten zuständig.
- Bei Entacapon – einem Wirkstoff, den viele Parkinson-Patienten benötigen – hängen 85,2 Prozent der gesetzliche Versicherten von bloß einem Hersteller ab.
- Bei Minocyclin – einem Antibiotikum, das u.a. bei Akne eingesetzt werden kann – gibt es für 84,8 Prozent aller gesetzlich Versicherten nur noch einen einzigen Hersteller.
Gefährliche Abhängigkeit
Bei Verträgen im Ein-Partner-Modell erhält nur ein Unternehmen den Auftrag, sämtliche Patienten einer Krankenkasse mit einem bestimmten Arzneimittel zu versorgen. Der Zuschlag geht immer an denjenigen, der das günstigste Angebot abgibt. Das Problem daran: Fällt dieser Hersteller aus – etwa, weil er einen Lieferengpass hat oder Lieferwege blockiert sind – können die anderen Unternehmen sein Volumen so schnell nicht abdecken und ein Lieferengpass kann die Folge sein.
Systematischer Denkfehler
Dass rund ein Drittel der Wirkstoffe von den Krankenkassen in diesem Ein-Partner-Modell ausgeschrieben werden, galt vielen bislang als nicht problematisch. Da die meisten Krankenkassen einzeln ausschreiben, würde sich automatisch eine Diversifizierung der Anbieter einstellen, so der Denkfehler. Aber: Immer mehr Krankenkassen bestellen bei ein und demselben Unternehmen.
Schluss mit dem Ein-Partner-Modell
Die Folge ist eine gefährliche Marktverengung, die sich auch bei 104 weiteren Wirkstoffen andeutet: Hier versorgt ein Hersteller bereits mehr als die Hälfte aller gesetzlich Versicherten. Will die Politik eine weitere Marktverengung verhindern, muss sie jetzt eingreifen. Versorgung sollte wieder auf mehrere Schultern verteilt werden. Und zwar indem Aufträge stets an mindestens drei Hersteller vergeben werden (müssen).
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