Einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF zufolge, ist es in den vergangenen 20 Jahren gelungen, die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, um 94 Millionen zu senken. Die Ausbreitung von COVID-19 und die daraus resultierenden Maßnahmen haben jedoch dazu geführt, dass diese Fortschritte Gefahr laufen, rückgängig gemacht zu werden. Verschärfend kommt hinzu, dass schätzungsweise 152 Millionen Menschen weltweit im Jahr 2020 durch die Auswirkungen der Pandemie in extreme Armut geraten sind.
„In unserer Arbeit im Kampf gegen Kinderhandel und ausbeuterische Kinderarbeit in Ländern wie Ghana oder in Regionen wie Südasien erfahren wir bei IJM aus erster Hand, wie Kinder entführt oder verkauft und gewaltsam für Zwangsarbeit missbraucht werden. Kinder, die teilweise gerade einmal fünf Jahre alt sind, verrichten oft lebensgefährliche Arbeit auf Fischerbooten auf dem Volta-Stausee in Ghana. Auf Kakaoplantagen in dem Land müssen Minderjährige mit Macheten, Kettensägen und Pestiziden hantieren. Junge Mädchen in Südasien werden gezwungen den ganzen Tag in Textilfabriken zu schuften, statt in die Schule gehen zu können,“ erklärt Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland e. V. „Diese Ausbeutung kann sich oft über Jahre hinziehen, Kinder traumatisieren, ihnen eine Ausbildung vorenthalten und damit Zukunftsperspektiven rauben. Schulschließungen und der Druck steigender Armut in Zeiten von Corona verschärfen das Risiko für Kinder weltweit. Menschenhändlern haben leichteres Spiel, sie mit falschen Versprechungen von Geld und guter Arbeit sprichwörtlich von der Straße zu holen.“
Das Jahr 2021 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr zur Beendigung von Kinderarbeit ausgerufen. Dem Anlass angemessen fordert IJM eine internationale Strategie, um Formen moderner Sklaverei wie der Kinderarbeit zu verhindern. Kern dieser Strategie sollte es sein, öffentliche Justizsysteme in betroffenen Ländern zu stärken. Sie sollen in der Lage sein, gefährdete Gruppen von Menschen effektiv und nachhaltig zu schützen. Gleichzeitig sollen öffentliche Justizsysteme eine oftmals vorherrschende Kultur der Straflosigkeit bekämpfen, indem Täterinnen und Täter sich vor Gericht verantworten müssen. Nur dadurch kann langfristig eine ansteigende Ausbeutung von Kindern verhindert werden.
„Genau diesen Ansatz verfolgen wir bei IJM mit unserer Arbeit am Volta-Stausee in Ghana und in unseren Projekten in Südasien, um nachhaltig gegen die Ausbeutung von Kindern vorzugehen. Darüber hinaus haben wir mit Förderung durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein neues Projekt in Ghana gestartet. Darin untersucht IJM das Auftreten der schlimmsten Formen von Kinderarbeit in der Kakaoproduktion des Landes,“ führt Roller aus. “Risikoprodukte, wie z.B. Kakao oder Textilien, in deren Entstehungsprozess ausbeuterische Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden kann, werden aber auch in Deutschland verarbeitet und konsumiert. Daher muss auch hierzulande der Druck der Politik auf deutsche Hersteller und Unternehmen mit Niederlassungen in Deutschland erhöht werden, gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorzugehen. Unternehmen müssen ihre Lieferketten auf Risiken von Kinderarbeit hin analysieren, Verantwortung für ihre Zulieferer und Sublieferanten übernehmen und einen Verhaltenskodex einführen, der Kinder- und Zwangsarbeit verbietet. Das neue Lieferkettengesetz ist ein Schritt in diese Richtung, reicht aber bei weitem noch nicht aus, um betroffene Kinder wirklich zu schützen.“
International Justice Mission (IJM) ist die weltweit größte Anti-Sklaverei-Organisation, die gemeinsam mit Regierungen und lokalen Behörden Rechtssysteme verbessert, um Gewalt gegen Menschen in Armut zu bekämpfen und ihren Schutz zu garantieren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Abschaffung von Sklaverei und Menschenhandel. Weltweit arbeitet IJM an 33 Standorten in 23 Ländern mit über 1.200 Mitarbeitenden.
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