Thorsten Herdan, Abteilungsleiter Energiepolitik, Wärme und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, erklärte bei der Projektvorstellung in Freiburg dazu: „Deutschland will 2050 Klimaneutralität erreichen. Der Wärmesektor ist dabei zentral – schließlich wird in Deutschland mehr als die Hälfte der Energie für Wärme und Kälte verbraucht. Die Bundesregierung fördert mit der Dekarbonisierung von Wärmenetzen einen wichtigen Baustein der Energiewende. Der Freiburger Wärmeverbund zeigt beispielhaft, dass hocheffiziente Wärmenetze der vierten Generation auch zur Versorgung von Bestandsgebäuden umgesetzt werden können und keine perfekt gedämmte Neubausiedlung voraussetzen.“
Darauf ist auch Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn besonders stolz. „Wir erfüllen unser Versprechen einer nachhaltigen städtischen Energie- und Klimapolitik und wir zeigen, dass dies ohne Einschränkungen an Komfort und Lebensqualität möglich ist. Solche Meilensteine erfüllen mich mit Zuversicht, dass wir mit dem kompetenten Partner badenova und ihrer Tochter Wärmeplus für unsere Stadt auch die angestrebte Klimaneutralität erreichen werden.“
Im Mittelpunkt des Projektes steht der Aufbau einer neuen Energiezentrale auf dem Gelände der Schwarzwaldmilch GmbH und dort die Nutzung der industriellen Abwärme aus deren Produktion. Hierbei handelt es sich um Niedertemperatur-Abwärme aus dem Abwasser und der Kältetechnik der Schwarzwaldmilch, welche ansonsten ungenutzt bleiben würde. Mittels technisch anspruchsvoller Wärmepumpen wird die WÄRMEPLUS diese Abwärme nutzbar machen und auf ein Temperaturniveau von 85 Grad Celsius anheben. Mit den dadurch zur Verfügung stehenden Mengen können bis zu 60 Prozent des ermittelten Bedarfs gedeckt werden.
„Das ist eine technologische und unternehmerische Herausforderung, für die badenova mit ihrer Tochtergesellschaft WÄRMEPLUS der richtige Partner ist, kompetent, leistungsstark und innovativ“, so badenova Vorstand Mathias Nikolay. „Bei komplexen, zukunftsgerichteten Wärmeprojekten sind wir mit unserem Know-how und unserer konsequent ökologischen Ausrichtung im ganzen Südwesten seit Jahren ein Vorreiter, speziell auch für die Klimaziele der Stadt Freiburg.“
Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider betont die Schlüsselrolle seines Unternehmens in diesem Projekt: „Im Sinne unserer ganzheitlichen Verantwortungsstrategie zeigen wir damit, dass ein nachhaltig betriebener Produktionsstandort inmitten der Stadt ein wichtiger Treiber für den Klimaschutz und für die innerstädtische Energiewende sein kann.“
Die Abwärme der Schwarzwaldmilch wird dann in das mit einer neuen Heizzentrale ausgestattete Staudinger-Wärmenetz eingespeist. Da die Menge und Leistung deutlich über dem Bedarf dieses Netzes liegt, soll es in mehreren Schritten erweitert und mit Nachbarnetzen verknüpft werden. Die Erweiterung erfolgt u.a. unter der Dreisam und der B31 hindurch in Richtung Stühlinger in das Metzgergrün Areal, wo über 1.000 Wohneinheiten angeschlossen werden. Der Verbund mit dem bestehenden Nahwärmenetz im Stadtteil Vauban sowie der Anschluss weiterer Abnehmer entlang der dadurch entstehenden Trasse erschließen weiteres Potenzial.
Weitere regenerative Erzeugungsleistung soll dann über den Zubau eines neuen Holzhackschnitzelkessel im Heizkraftwerk Vauban und mehrerer leistungsstarker Blockheizkraftwerke in Haslach und Vauban gesichert werden. Dahinter steckt der Gedanke, diese BHKW flexibel als sogenannte „Kurzläufer“ im Sinne der Sektorenkopplung für den Ausgleich von regenerativen Stromschwankungen einzusetzen.
Ein innovativer neuer Ansatz besteht auch in der Verknüpfung der Übergabestationen durch LORAWAN-Funktechnologie. Dadurch kommuniziert das Netz permanent mit den Kunden und kann deren Bedarfe optimieren und mit der Erzeugung und den Einspeiseleistungen synchronisieren.
WÄRMEPLUS Geschäftsführer Klaus Preiser blickt über den betriebswirtschaftlichen und technischen Tellerrand, indem er zusammenfasst: „Mit der Transformation und großflächigen Erweiterung unseres Bestandsnetzes leistet dieses Projekt einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der gesellschaftlichen Wärme- und Energiewende vor Ort. Bis 2025 ist über dieses Wärmenetz 4.0 ein Absatz von rund 41.000 MWh möglich. Verglichen mit dem Status Quo der Wärmeversorgung in Freiburg-Süd wird damit eine CO2-Einsparung von 74 Prozent bei gleichzeitigem Rückgang des Primärenergieeinsatzes um 35 Prozent realisiert, was in der Summe zu einer dauerhaften Reduktion des CO2-Ausstoßes von jährlich 5000 Tonnen führt.“
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