„So viele Betriebe wie in diesem Winterhalbjahr waren in Deutschland noch nie von der Vogelgrippe betroffen“, sagt Albert Ziegler, Agrar-Experte bei der R+V. Mehr als 350 Federviehhalter haben Deutschlands größtem landwirtschaftlichen Tierversicherer bisher Schäden gemeldet. Das sind rund 100 Fälle mehr als bei der bis dato größten Vogelgrippe-Welle 2016/2017. „Ursache ist eine hochansteckende Virus-Mutation“, erklärt Ziegler. Die Geflügelpest-Saison beginnt immer im Herbst, wenn die Zugvögel aufbrechen. Auf ihrer Route gen Süden verbreiten sie dann die Krankheit bei ihren Zwischenstopps in Deutschland.
Werden infizierte Wildvögel tot aufgefunden, richten die Veterinärbehörden im Umkreis von mindestens drei Kilometern ein Sperrgebiet ein. Noch größer ist der Radius des Beobachtungsgebiets. Dann gilt sogar über dieses Gebiet hinaus ein Aufstallungsgebot, das Federvieh darf also nicht mehr im Freien gehalten werden. „Die Bio- und Freilandhaltung bei Legehennen hat stark zugenommen“, sagt Ziegler. „Werden die Hühner länger als 18 Wochen im Stall untergebracht, müssen die Eier als Bodenhaltung deklariert und billiger verkauft werden. Das führt zu Einbußen.“ Große Verluste gibt es auch beim Mastvieh, vor allem bei der Putenzucht. „In Sperrgebieten dürfen die Bauern während dieser Zeit keine Jungtiere mehr aufziehen“, weiß der R+V-Experte.
Wenn kranke Tiere getötet werden müssen, gibt es finanzielle Hilfe vom Staat. Für die Reinigung und Desinfektion der Ställe müssen die Landwirte aber selbst aufkommen. Auch der Einkommensverlust durch Leerstand wird ihnen nicht von staatlicher Seite ersetzt. „Die finanziellen Einbußen können schnell existenzbedrohend werden“, sagt Ziegler. Er rechnet für diese Saison mit einem Gesamtschaden von mehr als 20 Millionen Euro bei R+V-Kunden mit einer Ertragsschadenversicherung. Inzwischen werden kaum noch neue Schäden gemeldet. Mit dem Frühjahrs-Vogelzug gen Norden im April/Mai endet die Vogelgrippe-Saison.
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