Für einen gelernten Tischler ist es allerdings ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz. Auch wenn der 40-Jährige inzwischen mit allen Bereichen des Orgelbaus vertraut ist, ist die Herstellung der Klaviatur sein Steckenpferd. In diesem Feld kann er sein erlerntes Handwerk voll ausleben. Um sein Fachwissen noch zu vertiefen, legte er 2020 in der Handwerkskammer für Ostfriesland seine Meisterprüfung ab. Zwei Jahre investierte er in seine Weiterbildung und bestand den praktischen Teil als Kursbester. „Ich wollte gern mit meinen Kollegen, die alle einen Meistertitel tragen, gleichziehen“, berichtet er schmunzelnd. Seine dreijährige Ausbildung absolvierte er 1995 in der Tischlerei Hinrich Bruns in Hesel. Dort lernte er alle Fertigkeiten des Handwerks: Das Be- und Verarbeiten von Holz und vielen anderen Werkstoffen, das Bedienen und Instandhalten von Werkzeugen, Geräten und Maschinen und das Behandeln und Veredeln von Oberflächen. Später wechselte er zu einem Unternehmen, welches sich auf Fensterbau spezialisiert hat. Zum Orgelbaubetrieb kam er durch die Empfehlung eines Verwandten, der bereits für Betriebsinhaber Jürgen Ahrend arbeitete. „Völlig unerwartet rief mich 2001 mein heutiger Seniorchef an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, in sein Unternehmen zu wechseln“, erinnert sich Dennis Backer.
Obwohl ihn das Angebot reizte, lehnte er zunächst ab. „Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob der Sohn den Betrieb weiterführen würde. Das war mir zu unsicher“, so der Vater von drei Kindern. Nur einige Monate später meldete sich Ahrend erneut, die Nachfolge war inzwischen geregelt. „Das hat mich ermutigt, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Das Thema Orgelbau war für mich ja völlig neu“, erzählt der Moormerländer, der seine Stelle im Frühjahr 2002 antrat. Nach und nach brachte man ihm bei, wie man beispielsweise eine Windlade (Kernstück und „Ventilapparat“ der Orgel, auf dem die Pfeifen stehen) oder eine Klaviatur baut. Letzteres entwickelte sich im Laufe der Zeit zu seiner bevorzugten Tätigkeit. In liebevoller Fleißarbeit stellt er aus Kirschbaum, Eichen-, Fichten-, Lettern- oder Ebenholz und Tierknochen die einzelnen Tasten her und verziert die Klaviaturen mit Perlmutt-, Holz- oder Knochenintarsien (Einlegearbeiten). „Egal ob sägen, hobeln, fräsen oder leimen, die Arbeit mit den Werkzeugen und Maschinen ist sehr ähnlich“, macht er deutlich. Die wesentlichen Unterschiede zum Tischlerhandwerk seien, dass man beim Orgelbau fast ausschließlich Massivholz verwende und viele Elemente in feinster Handarbeit fertige.
Nebenbei kann er auch noch die ganz Welt bereisen, denn das Unternehmen Ahrend Orgelbau hat sich auch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Namen gemacht. Mehrfach war Dennis Backer schon in verschiedensten Ländern wie Kanada, der Schweiz oder Frankreich auf Montage unterwegs. „Mein persönliches Highlight war der Auftrag für eine Kirche in Italien. Wenn man eine riesige Orgel mit kleinen Booten durch die Kanäle Venedigs transportiert, ist das schon ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst“, sagt er.
Das Unternehmen Ahrend Orgelbau wurde 1954 von Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema gegründet. Seit 1972 ist es ausschließlich in der Hand von Familie Ahrend. 2005 haben Hendrik und Andrea Ahrend die Führung des Betriebes, dessen Dienstleistungen in der ganzen Welt gefragt sind, übernommen. Das elfköpfige Team sorgt dafür, dass der Betrieb die ganze Angebotspalette vom Neubau, über Restaurierungs- bis hin zu Reinigungs- und Wartungsarbeiten anbieten kann.
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