Die Hamburger Kammerspiele stehen u.a. exemplarisch für die Wirkung jüdischen Lebens in Deutschland. Im Dezember 1945 gründete Ida Ehre das Theater in dem Haus, das bereits vor dem Krieg ein Ort vielseitiger jüdischer Kultur war. Im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ soll die 12-teilige Reihe „Musikalisch-Literarische Stolpersteine“ mit dem Jewish Chamber Orchestra an die Tradition des Theaters anknüpfen und die Bereicherung der Kultur in Deutschland durch jüdisches Leben fortsetzen und feiern. In seinen Konzertprogrammen präsentiert das Jewish Chamber Orchestra Hamburg selten aufgeführte Werke von jüdischen Komponisten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Dazu gehören unter anderen Viktor Ullmann, Hans Krása, Gideon Klein, Erwin Schulhoff und Pavel Haas. „An sie, aber auch an die vielen jüdischen Autor*innen, deren Bücher in den Jahren 1933-1945 verboten und verbrannt wurden, die ins Exil gingen, um ihr Leben zu retten oder dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fielen, wollen wir mit unserer orchestralen Reihe erinnern“, erklärt Sewan Latchinian, Künstlerischer Leiter der Hamburger Kammerspiele und Projektleiter der „Musikalisch-Literarischen Stolpersteine“. Zum Konzertprogramm lesen bekannte Schauspieler*innen ausgewählte Texte, die den Facettenreichtum jüdischer Literatur abbilden.
Wir laden Sie herzlich ein, die Auftaktveranstaltung am 16. Mai ab 11 Uhr live auf www.hamburger-kammerspiele.de zu verfolgen.
Es spricht die Publizistin Lea Rosh zum Thema „Der alte und der neue Antisemitismus in Deutschland“. Das Jewish Chamber Orchestra spielt Werke von Viktor Ullmann und Johannes Brahms, dazu lesen Marina Galic und Jens Harzer Texte von Martha Glass, Klaus Mann, Seweryna Szmaglewska und Coco Schumann.
Das musikalisch-literarische Programm der einzelnen Veranstaltungen finden Sie auf www.hamburger-kammerspiele.de oder auf www.2021jlid.de/programm.de.
Die nächste Veranstaltung der Reihe ist für den 6. Juni, 11 Uhr geplant. „Wir freuen uns sehr über den Beitrag der Hamburger Kammerspiele“, würdigt Andrei Kovacs, der leitende Geschäftsführer aus Köln, den Beitrag aus Hamburg als „Bereicherung des Festjahres“. Dieses lebe von der starken regionalen Verankerung in ganz Deutschland, unterstreicht die Generalsekretärin des Vereins 321, Sylvia Löhrmann. „Das Judentum ist konstitutiv für Deutschland. Das wird mit diesem Projekt veranschaulicht und trägt dazu bei, möglichst viele Menschen konkret anzusprechen.“
Diese Veranstaltungsreihe ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands.
Im Festjahr #2021JLID koordiniert der Verein 321 mit großer Unterstützung des Bundes, verschiedener Bundesländer und Kommunen sowie aus der Zivilgesellschaft bundesweit rund 1000 Aktionen und Kulturevents, die dazu beitragen sollen, kulturelle, politische und interreligiöse Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen und deutliche Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen.
Das Festjahr startete bundesweit mit der TV-Ausstrahlung des Festakts, an dem unter anderem der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Schirmherr des Festjahres teilnahmen. Seit Jahresbeginn sind der wöchentliche Podcast #2021JLID zum Thema „Jüdisches Leben heute in Deutschland“ von Shelly Kupferberg, Mirna Funk und Miron Tenenberg, die Online-Ausstellung „Jewersity“ von Jan Feldman sowie eine Video-Reihe in Kooperation mit dem „Bubales“-Puppentheater aus Berlin über jüdische Feiertage im Festjahr online zu finden.
Info: Der Verein „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ wurde 2018 gegründet und geht auf die Initiative der Gründungsmitglieder Abraham Lehrer, Prof. Dr. Jürgen Rüttgers und Dr. Matthias Schreiber zurück. Weitere Gründungsmitglieder sind u.a. die Zentralratspräsident der Juden (Dr. Josef Schuster) bzw. der Katholiken in Deutschland (Prof. Dr. Thomas Sternberg), die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der stellvertretende LVR-Vorsitzende Prof. Dr. Jürgen Wilhelm sowie der Journalist und ehemalige Kirchentags-Präsident Hans Leyendecker. Generalsekretärin des Vereins ist Sylvia Löhrmann, Staatsministerin a. D. des Landes NRW. Leitender Geschäftsführer ist Andrei Kovacs.
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