Wasser predigen und Wein trinken

Nach einer nicht gerade konstruktiven Auftaktverhandlung am 16. April 2021 geht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) morgen in Berlin mit der Deutschen Bahn (DB) in die zweite Tarifrunde. „Wir erwarten, dass uns die DB ein Angebot unterbreitet“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

Angst und Schrecken

Offensichtlich versetzt es die DB in Angst und Schrecken, dass die GDL ihre Forderungen für alle Eisenbahner im direkten Bereich gestellt hat. So wird auch klar, warum Manager eines bundeseigenen Konzerns mit wohlgesetzten Worten ihrer PR-Abteilung suggerieren wollen, dass es in den Verhandlungen um die Organisationsinteressen der GDL und nicht um vernünftige Tarifabschlüsse ginge. Nicht die GDL hat das Tarifeinheitsgesetz ohne wirkliche Tarifkollision zum 1. April 2021 im DB-Konzern zur Anwendung gebracht. Außerdem hat sie nicht behauptet, dass die GDL lediglich in 16 von rund 300 Betrieben die Mehrheit an Gewerkschaftsmitgliedern habe. Diese Behauptung hat das DB-Management in trauter Zweisamkeit mit der EVG substanzlos und wider besseres Wissen in die Welt gesetzt. Auch die Fortsetzung des bis zum 31. Dezember 2020 geltenden Grundsatztarifvertrages, mit dem bis dahin die Anwendung der GDL-Tarifverträge gewährleistet wurde, hat nicht die GDL abgelehnt. Weselsky: „Fakt ist, dass all diese Entscheidungen von einem Arbeitgeber kommen, der sich gegen seine Beschäftigten wendet und ihnen tarifvertragliche Leistungen entziehen will. Geradezu unverschämt ist deshalb die Behauptung, dass es in dieser Tarifrunde nicht um die Existenz unserer Tarifverträge und damit um die tariflichen Errungenschaften unserer Mitglieder ginge.“  

Eisenbahner würden in die Röhre schauen

Weselsky: „Wir stehen für gute Tarifabschlüsse und wenn es uns nicht gelingen würde, die Mehrheit in den Betrieben zu bekommen, dann gingen unsere seit mehr als zehn Jahren geltenden, hart erkämpften Tarifverträge sang- und klanglos unter und die Eisenbahner würden künftig in die Röhre schauen.“ Der 1,5-prozentige Tarifabschluss mit der Eisenbahn-Verringerungs-Gesellschaft (EVG) hat gezeigt, wohin dann die Reise im Konzern gehen soll – in ein reales Minus. Gleichzeitig fließen die Boni für die Führungskräfte in Millionenhöhe, verschafft vom Spitzenmanagement der DB. Zwar hatte auch die EVG Widerstand angedroht. „Die EVG hatte jedoch weder die Kraft und schon gar nicht die Verve, die Boni der Führungskräfte zu verhindern. Es herrscht somit, ‚Wasser predigen und Wein trinken‘ und dies mit geschwurbelten Worten so zu publizieren, dass die Beschäftigten im direkten Bereich nicht merken, wie sie betrogen werden“, so Weselsky und weiter: „Es ist übrigens eine Milchmädchenrechnung des Konzernvorstands, dass die Eisenbahner den Gürtel wegen der Corona-Schäden enger schnallen müssen.

Durch jahrzehntelanges Missmanagement mit weltweiten Einkaufstouren und Vernachlässigung der Schiene in Deutschland war das Defizit schon vor Corona da. Die Pandemie ist nur die Spitze des Eisberges. Die Eisenbahner, die den Verkehr auf der Schiene rund um die Uhr auch in Corona-Zeiten aufrechterhalten haben und dies immer noch tun, verdienen einen guten Tarifabschluss.“

Entgelterhöhung und Corona-Prämie

Im Zuge der Öffnung für neue Berufsgruppen fordert die GDL für das gesamte direkte Personal einen Eisenbahn-Flächentarifvertrag (EFTV) 2 mit einer Entgelterhöhung um 4,8 Prozent zum 1. März 2021 sowie eine Corona-Prämie von 1 300 Euro. Dieser Tarifvertrag soll bei der DB neben dem Zugpersonal auch für die Arbeitnehmer der Fahrzeuginstandhaltung, des Netzbetriebs und für die Fahrweginstandhaltung gelten. Nach dem Abschluss mit der DB soll der Tarifvertrag analog des Flächentarifvertrags für das Zugpersonal BuRa-ZugTV für das gesamte direkte Personal im Eisenbahnsystem in Deutschland gelten.

Presse-Statements

Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky steht den Medienvertretern
am 28. April 2021 um 9.15 Uhr
in den Räumlichkeiten der DB AG
Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1
10115 Berlin
für Statements zur Verfügung.

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