Die Kasseler Südstadt hat in Zukunft eine neue Mitte: Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW) wird auf dem Grundstück des ehemaligen Versorgungsamts in der Frankfurter Straße rund 350 barrierefreie und bezahlbare Wohnungen mit einer Wohnfläche von circa 25.000 Quadratmetern verwirklichen – inklusive Quartiersplatz, Stadtteiltreff und grünen Freiräumen. Eine Fachjury unter Vorsitz von Prof. Anett-Maud Joppien hat jetzt die Entscheidung in einem von NHW und Stadt Kassel ausgelobten Realisierungswettbewerb für die „Neue Mitte Südstadt“ getroffen. Insgesamt waren dazu acht Büros eingeladen, drei davon aus Kassel. Bei der Preisgerichtssitzung am Donnerstag, den 28. April 2021 erhielt der Entwurf von Hoechstetter und Partner Architekten aus Darmstadt den ersten Preis. Mit diesem will die NHW in die Umsetzung gehen. „Wir verwirklichen in der Frankfurter Straße unser größtes Bauprojekt für bezahlbaren Wohnraum in Nordhessen. Es wird die Südstadt nachhaltig positiv verändern“, sagt NHW-Geschäftsführer Dr. Constantin Westphal. „Mit dem Siegerentwurf wird es uns gelingen, barrierefrei zugängliche, moderne und energieeffiziente Bau- und Wohnformen umzusetzen, die eine hohe Wohnqualität mit niedrigen Nebenkosten bieten.“
Neben 40 Prozent freifinanzierten Wohnungen und 30 Prozent Eigentumswohnungen wird Hessens landeseigenes Wohnungsunternehmen auf dem Areal auch 30 Prozent geförderte Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen umsetzen. „Selbst bei den freifinanzierten Wohnungen werden rund zehn Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen“, sagt NHW-Geschäftsführer Westphal. In den Erdgeschossflächen an der Frankfurter Straße sollen zudem moderne Gewerbeeinheiten für quartiersversorgenden Einzelhandel und Dienstleistungen mit 4.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Platz finden. In einer Tiefgarage sind rund 330 Stellplätze, auch für den Einzelhandel, vorgesehen. Insgesamt wird die NHW über 100 Millionen Euro in das Projekt investieren.
Entwicklungsschub für die Südstadt
„Der Siegerentwurf bringt neue Qualitäten in die Südstadt. Er schafft nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch Grün- und Freiräume für das Quartier. Wir erwarten einen Entwicklungsschub für die Südstadt, von dem der gesamte Stadtteil profitiert, nicht nur die Mieterinnen und Mieter der neuen Wohnungen“, sagt Kassels Stadtbaurat Christof Nolda. „Auch die städtebauliche Situation entlang der Frankfurter Straße wird verbessert. Zudem behandelt der Siegerentwurf die vorhandenen Baumbestände mit hohem Respekt.“ Durch den aus mehreren Gebäuden bestehenden Komplex mit insgesamt 36.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche werde auch der Lärmschutz gegenüber der Frankfurter Straße für die rückwärtig liegenden Wohnungen verbessert.
„In unserem Bürgerworkshop zum Projekt kristallisierte sich heraus, dass die Bewohner*innen der Südstadt eine Förderung des sozialen Miteinanders etwa durch die Schaffung eines Bürgertreffs oder eines Quartiersplatzes wünschen“, sagt Jürgen Bluhm, Leiter des NHW-Regionalcenters Kassel. Diesen Wunsch wird die NHW umsetzen: Quartiersplatz und Bürgertreff sollen nach ihrer Fertigstellung zur Belebung und Gemeinschaftlichkeit der Südstadt beitragen. Zudem werden die Verbindungen für Fußgänger ins Quartier verbessert, Grünstrukturen neu geschaffen und attraktive Freiräume entwickelt. „Nachhaltigkeit und Stadtklima waren von Beginn an ein wichtiger Teil der Entwicklungsaufgabe. So werden etwa begrünte Dachflächen und weitere Begrünungsmaßnahmen zur Verbesserung des Kleinklimas beitragen und die Speicherung von Regenwasser unterstützen“, erläutert Stadtbaurat Christof Nolda.
Entwicklung in Bauabschnitten
Realisiert werden sollen die Wohnungen in mehreren Bauabschnitten auf dem rund 9.800 Quadratmeter großen Grundstück des ehemaligen Versorgungsamts sowie dem rund 5.200 Quadratmeter großen, dahinter liegenden Areal an der Rembrandtstraße, das sich im Besitz der NHW befindet. Die dortigen Bestandsbauten mit 36 Wohnungen werden nach Einigung mit den dort wohnhaften Mietern für das neue Projekt „Neue Mitte Südstadt“ abgerissen. „Mit 29 der 36 betroffenen Miet-Parteien in der Rembrandtstraße haben wir bereits einvernehmliche Lösungen für einen Wohnungswechsel vereinbaren können. Wir sind mit unseren Mietern in gutem Kontakt und werden dafür sorgen, dass jede Mieterin und jeder Mieter in eine andere, seinen individuellen Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu gleichen Konditionen ziehen kann“, sagt Jürgen Bluhm und ergänzt: „Natürlich werden betroffene Bewohner auf Wunsch bevorzugt Wohnungen im Quartier erhalten. Auch beim Umzug unterstützen wir selbstverständlich.“
Realisierungswettbewerb „Neue Mitte Südstadt“
Schon vor dem Realisierungswettbewerb haben NHW und Stadt Kassel gemeinsam Anwohner*innen und Öffentlichkeit an den Entwicklungen zum neuen Quartier beteiligt. Neben einer Podiumsdiskussion lud die NHW zu einem Bürgerworkshop ein, an dem rund 60 Menschen teilnahmen. Die Ideen aus dem Workshop wurden weitestgehend in die Auslobung des Architektenwettbewerbs eingearbeitet. Nach Abschluss des Wettbewerbs ist ein weiteres Beteiligungsformat für Kinder und Jugendliche auf Basis des Siegerentwurfs und eine Vorstellung im Ortsbeirat geplant.
Als Wettbewerbssumme stellt die NHW insgesamt 185.000 Euro zur Verfügung. Jede*r Teilnehmer*in, die/der einen beurteilungsfähigen Entwurf einreichte, erhielt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 10.000 Euro. Zudem werden Prämien an die drei Erstplatzierten gezahlt.
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) mit Sitz in Frankfurt am Main und Kassel bietet seit knapp 100 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 750 Mitarbeitende. Mit rund 59.000 Mietwohnungen in 130 Städten und Gemeinden in Hessen gehört sie zu den zehn führenden deutschen Wohnungsunternehmen. Das Regionalcenter Kassel bewirtschaftet rund 17.500 Wohnungen, darunter rund 5.000 in der Stadt Kassel, und hat mit den Servicecentern in Fulda und Marburg sowie einem Vermietungsbüro in Eschwege drei Außenstellen. Unter der NHW-Marke ProjektStadt werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadtentwicklungsaufgaben durchzuführen. Die Unternehmensgruppe arbeitet daran, ihren Wohnungsbestand perspektivisch auf 75.000 Wohnungen zu erhöhen und bis 2050 klimaneutral zu entwickeln. Um dem Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft mehr Schlagkraft zu verleihen, hat sie gemeinsam mit Partnern das Kommunikations- und Umsetzungsnetzwerk "Initiative Wohnen 2050" gegründet. Mit hubitation verfügt die Unternehmensgruppe zudem über ein Startup- und Ideennetzwerk rund um innovatives Wohnen.
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