Lahm über Guardiola: „Er ist der Diener seiner Spieler“

Philipp Lahm verteidigt seinen ehemaligen Trainer Pep Guardiola gegen den Vorwurf, er lege zu viel Wert auf Taktik und Systeme. "Er würdigt seine Spieler und erhebt weder sich noch irgendein 4-3-3- oder 3-5-2-System über sie", schreibt Lahm in seiner neuen Kolumne bei ZEIT ONLINE. "Guardiola weiß, dass große Spiele von großen Spielern entschieden werden. Kreativität, die aus individueller Qualität resultiert, ist wichtiger als ein Schema." Täglich feile er an der Aufgabe jedes Einzelnen, er liebe die Fähigkeiten und das Talent seiner Spieler. "Er ist ihr Freund, er ist ihr Diener", schreibt der ehemalige Kapitän des FC Bayern. "Guardiola tut das mit einer Passion, die ich bei keinem anderen erlebt habe." So profitiere etwa İlkay Gündoğan, der unter Guardiola in Manchester spielt, besonders, "weil er das Stück, das unter Guardiola entsteht, verinnerlicht und genießt".

Mit Guardiola, der den FC Bayern von 2013 bis 2016 trainierte, war Lahm dreimal deutscher Meister geworden. Allerdings scheiterten sie dreimal im Halbfinale der Champions League, was Guardiola in Deutschland viel Kritik einbrachte. "Um die Champions League zu gewinnen, braucht man Glück in der Auslosung sowie in den K.-o.-Spielen", schreibt Lahm. "Wenn im April und Mai nicht alle Topspieler fit sind, wird es schwierig." An diesem Mittwoch trifft Guardiola mit Manchester City im Halbfinale auf Paris Saint-Germain. "Nimmt man den Kader zum Maßstab, ist City nicht der Favorit. Wunderkinder wie Kylian Mbappé und Neymar bevorzugen, wie Guardiola einmal beklagte, nach wie vor Metropolen wie London und Paris oder Clubs mit einer glorreichen Historie." Doch City, schreibt Lahm, sei dank Guardiola eine Einheit. "Guardiola-Mannschaften kann man sofort erkennen, selbst wenn es sich um Schwarz-Weiß-Aufnahmen handeln würde."

Ansichten eines Fußballers ist die Kolumne von Philipp Lahm auf ZEIT ONLINE. Darin widmet sich der Turnierdirektor der Europameisterschaft 2024 den großen Fragen des Fußballs und gleichzeitig aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Mehr als zwanzig internationale Zeitungen übernehmen die Kolumne, unter anderem La Repubblica, Politiken, Delo, Expresso, El País, Gazeta Wyborcza, Haaretz und der Guardian.

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