Frühjahrskonjunktur im Saarhandwerk: Handwerk weiter robust in der Krise, aber mit Branchenunterschieden

Nach über einem Jahr trotzt das Saarhandwerk weiter den wirtschaftlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie. Die unterschiedliche Betroffenheit der Handwerksbranchen ist deutlich sichtbar. Dennoch hat sich das Konjunkturklima seit dem Herbst 2020 aufgehellt. Das zeigen die Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) unter rund 1.500 Unternehmen verschiedener Gewerke. Die Auftragsreichweite ist gestiegen und die Beschäftigung blieb nahezu stabil. Bei den Umsätzen mussten die saarländischen Handwerksunternehmen allerdings Einbußen verbuchen. Trotz gewisser Unwägbarkeiten blicken die Betriebe zuversichtlich auf die kommenden Monate.

„Die Ergebnisse unserer Frühjahrs-Konjunkturumfrage liefern in der Grundtendenz ein optimistisches Bild. Ich bin zuversichtlich, dass das Handwerk auch weiterhin diese beispiellose Krise, die hoffentlich bald ein Ende hat, meistern wird. Unsere Mitgliedsunternehmen haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie angesichts immer wieder neuer Herausforderungen − wie beispielsweise der Testpflicht für Mitarbeiter − aktiv nach Lösungen suchen, statt den Kopf in den Sand zu stecken“, bemerkt HWK-Präsident Bernd Wegner. „Jedoch hat sich auch in unserer jüngsten Konjunkturuntersuchung bestätigt, dass die verschiedenen Gewerke des Handwerks unterschiedlich stark unter den wirtschaftlichen Einschränkungen leiden, die sich durch die Pandemie ergeben. Besonders betroffen sind beispielsweise die personenbezogenen Dienstleistungshandwerke. Unsere Berater stehen ratsuchenden Mitgliedsbetrieben aller Gewerke unterstützend zur Seite. Zudem werden wir uns weiterhin öffentlich für eine Politik mit Augenmaß stark machen, die der Wirtschaft echte Perspektiven aufzeigt und die, dort wo es nötig ist, sofort hilft“, bekräftigt Wegner.

HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis kommentiert: „Aus den Ergebnissen unserer Frühjahrs-Konjunkturumfrage geht deutlich hervor, dass die allermeisten unserer Mitgliedsunternehmen an ihrem höchsten Gut festhalten: ihren Mitarbeitern. Rund 14 Prozent unserer Betriebe haben sogar neue Fachkräfte eingestellt. Das gilt auch für einige Handwerksunternehmen, die die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise deutlich spüren, jedoch gleichzeitig wissen, dass sie morgen gut ausgebildete Fachkräfte brauchen werden. Deshalb empfehlen wir jungen Menschen gerade jetzt, eine handwerkliche Laufbahn in Erwägung zu ziehen: Das Handwerk bietet hervorragende Karriere- und Entwicklungschancen. Unsere Ausbildungsbetriebe freuen sich über junge Menschen, die sich für einen Handwerksberuf entscheiden. Und das wird auch so bleiben“.

Elektrotechnikermeister, Inhaber des Blieskasteler Handwerksunternehmens Elektro Udo Schmidt GmbH und HWK-Vollversammlungsmitglied Udo Schmidt beschäftigt in seinem Handwerksunternehmen 26Vollzeitmitarbeiter und zwei Auszubildende. Für seinen Betrieb zieht er eine zufriedenstellendewirtschaftliche Bilanz. Bei der klassischen Elektroinstallation bewege sich die Nachfrage im gewerblichen, öffentlichen und privaten Bereich nun bereits seit mehreren Jahren auf einem hohen Niveau, die Pandemie habe daran nichts geändert, so der Handwerksunternehmer. Einen stetigen Nachfrageanstieg konnte Schmidt in den letzten Jahren in den Tätigkeitsfeldern Erneuerbare Energien, intelligentes Energiemanagement, Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, vernetzte Gebäudetechnik und Sektorenkopplung beobachten. „Seit dem Frühjahr 2020 kommen wir mit der Abarbeitung der Aufträge in diesen Bereichen kaum mehr hinterher. Was uns bremst, sind Lieferschwierigkeiten, steigende Materialpreise – zum Beispiel beim Kupfer − der Fachkräftemangel, der fehlende Netzausbau und bürokratische Hürden“, berichtet der stellvertretende Landesinnungsmeister. Alles in allem blickt der Unternehmer mit Zuversicht in die Zukunft: „Die Elektrizität als Energieträger wird auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen. Smart-Home-Technologien, klimaneutrale Erzeugung, intelligente Netze, E-Mobilität und Ladeinfrastrukturen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ich bin davon überzeugt, dass das Handwerk beim Erreichen der Klimaziele einen wesentlichen Beitrag leisten und insgesamt unverzichtbar bleiben wird. Natürlich haben wir auch unsere Hausaufgaben zu machen: Dazu zählen stetige Weiterbildung, regelmäßige Mitarbeiterschulungen und betriebliche Investitionen“, ist sich Schmidt sicher.

Lage im ersten Quartal 2021

Die Mehrheit der befragten Handwerksunternehmen bewertete ihre Geschäftslage im ersten Quartal positiv. 85 Prozent (Frühjahr 2020: 75 Prozent) sprachen von einem guten oder befriedigenden Geschäftsverlauf. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslagebeurteilung stieg auf 45 Prozent (Frühjahr 2020: 38 Prozent). 15 Prozent (Frühjahr 2020: 25 Prozent) der Unternehmen gaben an, dass die Geschäfte schlecht liefen.

Der Anteil der Betriebe, die Zuwächse bei der Nachfrage nach handwerklichen Leistungen verzeichneten, ist gestiegen. Bei 26 Prozent (Frühjahr 2020: 16 Prozent) hat der Auftragsbestand zugenommen. 33 Prozent (Frühjahr 2020: 42 Prozent) der Unternehmen mussten einen Rückgang bei den Aufträgen hinnehmen.

Per Saldo negativ verlief die Umsatzentwicklung. 42 Prozent (Frühjahr 2020: 48 Prozent) schlossen das erste Quartal mit einem Minus ab. Nur 16 Prozent (Frühjahr 2020: 13 Prozent) konnten ein Umsatzplus verbuchen. Bei 42 Prozent (Frühjahr 2020: 39 Prozent) der Betriebe blieben die Umsätze konstant.

Die durchschnittliche Auftragsreichweite legte, verglichen mit dem Frühjahr 2020, um 2,2 Wochen auf 9,1 Wochen zu.

Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten lag, wie bereits im Frühjahr 2020, bei durchschnittlichen 75 Prozent. 28 Prozent der Betriebe (Frühjahr 2020: 25 Prozent) gaben an, zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen zu sein. 13 Prozent (Frühjahr 2020: 14 Prozent) hatten so wenige Aufträge, dass sie ihre Kapazitäten maximal bis zur Hälfte auslasten konnten.

Die Beschäftigungsentwicklung verlief nahezu stabil. So änderten 71 Prozent (Frühjahr 2020: 72 Prozent) der befragten Handwerksunternehmer die Zahl ihrer Mitarbeiter nicht. 14 Prozent (Frühjahr 2020: 9 Prozent) schufen sogar zusätzliche Arbeitsplätze, während 15 Prozent der Befragten (Frühjahr 2020: 19 Prozent) ihren Personalbestand verringerten.

HWK-Geschäftsklimaindex

Die konjunkturelle Erholung spiegelt sich auch im Verlauf des HWK-Geschäftsklimaindex wider, der die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie die Zukunftserwartungen der Unternehmen abbildet. Neben der Verbesserung der aktuellen Lageeinschätzung fällt auch die Zukunftsprognose zuversichtlicher aus als 2020. Mit 122 Punkten liegt der Klimaindikator in diesem Frühjahr 54 Zähler über dem Frühjahreswert 2020.

Erwartungen an das zweite Quartal

Die Betriebsinhaber blicken mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft. Während 27 Prozent (Frühjahr 2020: 7 Prozent) der Befragten erwarten, dass ihre Geschäfte in den kommenden Monaten besser laufen werden, rechnen aktuell nur noch 12 Prozent mit einer Verschlechterung. Im Frühjahr 2020 waren es 66 Prozent. 61 Prozent (Frühjahr 2020: 27 Prozent) der Inhaber erwarten keine Veränderungen.

Die Betriebe rechnen für das zweite Quartal mit einem Nachfragezuwachs. 31 Prozent (Frühjahr 2020: 10 Prozent) hoffen auf ein Auftragsplus. Hingegen prognostizieren nur noch 16 Prozent (Frühjahr 2020: 65 Prozent) einen Nachfragerückgang.

Auch bei den Umsätzen zeichnen sich Zuwächse ab. 32 Prozent der Befragten (Frühjahr 2020: 10 Prozent) rechnen für das zweite Quartal mit einem Umsatzplus. Einen Rückgang prognostizieren nur 16 Prozent (Frühjahr 2020: 69 Prozent). 52 Prozent (Frühjahr 2020: 21 Prozent) erwarten eine stabile Entwicklung.

Die positiven Zukunftsprognosen wirken sich auch auf die Beschäftigungspläne aus. In den kommenden Monaten beabsichtigt jeder zehnte Betriebsinhaber, (Frühjahr 2020: 5 Prozent) zusätzliches Personal einzustellen. Nur noch jeder zwanzigste aber (Frühjahr 2020: 33 Prozent) will die Mitarbeiterzahl reduzieren. 85 Prozent (Frühjahr 2020: 63 Prozent) werden den Personalbestand nicht verändern.

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