SALZGITTER AG – Geschäftsjahr 2020: Kein verlorenes Jahr!

  • Dekarbonisierungsoffensive vorangetrieben
  • Strategische Investitionsprojekte konsequent fortgeführt
  • Geschäftsjahr 2021: Vorsteuergewinn zwischen 150 Mio. € und 200 Mio. € angestrebt

In einem von der Corona-Pandemie und ihren gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Verwerfungen geprägten Geschäftsjahr 2020 verzeichnete der Salzgitter-Konzern ein Vorsteuerergebnis von – 196,4 Mio. €. Nach einem Einbruch der Auftragseingänge im Zuge der weltweit verhängten Wirtschaftsbeschränkungen im zweiten Quartal haben wir schnell und konsequent mit Maßnahmen zur Ergebnis- und Liquiditätssicherung gegengesteuert. Einer Stabilisierung über den Sommer hinweg folgend, zeigte der Flachstahlbereich im letzten Vierteljahr erste kräftige Erholungstendenzen, die bis heute anhalten.

Der Außenumsatz des Konzerns verringerte sich vor allem aufgrund gesunkener Durchschnittserlöse für Stahlerzeugnisse sowie geringerer Versandmengen auf 7.090,8 Mio. € (2019: 8.547,3 Mio. €). Das Vorsteuerresultat rangierte mit – 196,4 Mio. € dank des konsequenten Krisenmanagements und der zuletzt aufwärtsgerichteten Geschäftsentwicklung insbesondere in den Geschäftsbereichen Flachstahl, Handel und Technologie über dem des Vorjahres (– 253,3 Mio. €). Das Ergebnis enthält 18,9 Mio. € saldierte Erträge aus Restrukturierungsrückstellungen (2019: – 56,1 Mio. €) sowie einen mit 104,0 Mio. € sehr erfreulichen Beitrag der nach der Equity-Methode ausgewiesenen Beteiligung an der Aurubis AG (2019: 99,5 Mio. € inklusive 27,8 Mio. € Ertrag aus einer bilanziellen Anpassung im Zusammenhang mit dem Aktienerwerb). Die – 273,9 Mio. € (2019: – 237,3 Mio. €) Ergebnis nach Steuern beinhalten 71,0 Mio. € Steuermehraufwand für Kapitalertragsteuer, die im Zusammenhang mit dem im Jahr 2016 ergangenen Urteil des Bundesfinanzhofs zu strukturierten Wertpapierleihgeschäften zu zahlen ist. Die Salzgitter AG hat gegen die Rückforderung Rechtsmittel eingelegt. Das Ergebnis je Aktie fiel auf – 5,13 € (2019: – 4,46 €), die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr blieb aber negativ (– 3,9 %; 2019: – 5,8 %). Vor diesem Hintergrund werden wir für das vorangegangene Geschäftsjahr keine Dividende ausschütten. Mit der sich abzeichnenden deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir, die Dividendenzahlung 2022 wieder aufnehmen zu können.

Mit 32,5 % Eigenkapitalquote (31.12.2019: 34,1 %) verfügt die Salzgitter AG weiterhin über eine stabile Bilanz. Darüber hinaus summieren sich die nicht aus der Bilanz ersichtlichen stillen Reserven aus dem Kauf der Beteiligung an der Aurubis AG und den vorsorglich erworbenen CO2-Zertifikaten für die am 1. Januar 2021 begonnene vierte Periode des Europäischen Treibhausgas-Emissionshandelssystems inzwischen auf einen oberen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag.

Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann zum Geschäftsjahr 2020:

„Das Jahr 2020 konfrontierte uns alle mit einer Ausnahmesituation: Nach Ausbruch der Corona-Pandemie auch in Europa war in unserem Alltag gleichsam über Nacht vieles nicht mehr so, wie wir es kannten. Bei allen Zumutungen führte uns dieses Ausnahmejahr vor allem zwei Dinge vor Augen: Erstens hat unsere langfristig orientierte und auf ein ausbalanciertes Portfolio ausgerichtete Konzernstrategie erneut ihren Wert gezeigt. Und zweitens wirkt unsere von Identifikation, Motivation und Disziplin geleitete Unternehmenskultur. Das beweist die nach Ausbruch der Pandemie zügige Umsetzung verschiedenster Sofortmaßnahmen in allen Konzerngesellschaften weltweit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit. Möglich wurde dies dank des außergewöhnlichen Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch unter den zusätzlichen Belastungen. Wir konnten so trotz der enormen Herausforderungen die Liquidität des Unternehmens ohne externe Mittelzufuhr erhalten, unsere beiden strategisch wichtigen Großprojekte – die dritte Feuerverzinkungsanlage in Salzgitter sowie die neue Wärmebehandlungslinie in Ilsenburg – fortsetzen und mit der Umsetzung der Projekte „Windwasserstoff Salzgitter“, „Green Industrial Hydrogen 2.0“ und „grüner Flachstahl“ unsere Dekarbonisierungsoffensive vorantreiben. Das Geschäftsjahr 2020 war somit für den Salzgitter-Konzern kein verlorenes Jahr. Im Gegenteil! Wir ziehen aus ihm Selbstbewusstsein und Zuversicht, die vor uns liegenden Aufgaben zu meistern.“

Ausblick

Insgesamt rechnen wir unter ausdrücklichem Hinweis auf das nach wie vor immanente, kaum quantifizierbare Risiko der Corona-Pandemie, für den Salzgitter Konzern im Geschäftsjahr 2021 mit:

  • einem auf mehr als 8,5 Mrd. € gesteigerten Umsatz,
  • einem Vorsteuergewinn zwischen 150 Mio. € und 200 Mio. € sowie
  • einer sichtbar über dem Vorjahreswert liegenden Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE)

Dekarbonisierung

Mit dem Konzept SALCOS® (SAlzgitter Low CO2 Steelmaking) stellen wir uns den herausfordernden Zielen des europäischen Emissionshandelssystems zur CO2-Reduktion. Es umfasst die Durchführung aller technischen Maßnahmen einer signifikanten, schrittweisen Reduktion der CO2-Emissionen der Stahlherstellung am Standort Salzgitter unter möglichst weitgehender Nutzung bestehender Produktionsanlagen. Für die integrierte Stahlherstellung streben wir bis 2030 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 30 % und bis 2050 um 95 % an. Innerhalb dieser Konzeption startete die Salzgitter AG die Projekte „Windwasserstoff“ und „GrInHy / GrInHy2.0“ (= Green Industrial Hydrogen).

In der letzten Woche nahmen wir auf dem Gelände des Hüttenwerks in Salzgitter das in Deutschland einzigartige Sektorkopplungsprojekt „Windwasserstoff Salzgitter – WindH2“ in Betrieb, welches künftig grünen Wasserstoff mit Strom aus Windenergie erzeugt. Damit haben wir einen wichtigen und beispielgebenden Schritt auf dem Weg in die Dekarbonisierung der Stahlindustrie vollzogen. Zusätzlich arbeitet die Salzgitter AG gemeinsam mit ihren Partnern bereits seit 2016 im EU-Forschungsprojekt „GrInHy“ an neuen Wegen zur effizienten Wasserstoffherstellung.

Zunächst wird die Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG) den „grünen Wasserstoff“ für ihre Glühprozesse nutzen und damit aus Erdgas erzeugten Wasserstoff verdrängen. Später soll auch die Eisenerz-Direktreduktionsanlage versorgt werden, die in der ersten Hälfte 2022 den Betrieb aufnehmen wird. Für deren Bau überreichte Bundesumweltministerin Svenja Schulze uns Anfang Dezember 2020 den Förderbescheid. Die neue Anlage stellt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung von SALCOS® dar. Aus dem Betrieb werden weitere Kenntnisse gewonnen, um in wenigen Jahren im großen Maßstab flexibel, effizient und CO2-arm direktreduziertes Eisen produzieren zu können.

Seit Ende 2020 werden CO2-arme, grüne Stahlbrammen in unserem Elektrostahlwerk Peine produziert und anschließend bei der SZFG zu Warm- und Kaltband in einem differenzierten Abmessungs- und Gütenspektrum weiterverarbeitet. Sie stoßen auf großes Interesse von Kunden aus verschiedenen Branchen. Als erster europäischer Stahlhersteller erhielten wir hierfür zwei Konformitätsaussagen nach dem VERIsteel-Verfahren vom TÜV SÜD. Das Verfahren ermöglicht den Nachweis der produktspezifischen CO2-Emissionen bei der Stahlproduktion. Im Ergebnis wird eine Reduktion von mehr als 75 % in der CO2-Bilanz der Bramme erreicht.

Ergänzende Informationen finden Sie unter folgenden Links:

Kennzahlen GJ 2020 & Sondereffekte/EBT Geschäftsbereiche und Konzern

Geschäftsbericht 2020

Nichtfinanzieller Konzernbericht 2020

Präsentation zur Bilanzpressekonferenz 2020

SALCOS®

GrinHy

Disclaimer: Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine unvorhersehbare Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Geschäftsbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen. Die Gesellschaft übernimmt – unbeschadet bestehender gesetzlicher, insbesondere kapitalmarktrechtlicher Anforderungen – keine Verpflichtung, vorausblickende Aussagen, die ausschließlich auf den Umständen am Tag der Veröffentlichung basieren, laufend zu aktualisieren.

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir darauf hin, dass Chancen und Risiken aus aktuell nicht absehbaren Erlös-, Vormaterialpreis- und Beschäftigungsentwicklungen sowie Veränderungen von Währungskursen den Verlauf des Geschäftsjahres 2021 erheblich beeinflussen können. Die hieraus resultierende Schwankungsbreite des Konzernergebnisses vor Steuern kann ein beträchtliches Ausmaß sowohl in negativer als auch in positiver Richtung annehmen. Welche Dimension diese Volatilität erreichen kann, wird an folgender Beispielrechnung deutlich: Bei rund 12 Mio. t abgesetzten Stahlerzeugnissen der Geschäftsbereiche Flachstahl, Grobblech / Profilstahl, Mannesmann und Handel reichen im Schnitt bereits 25 € Margenveränderung pro Tonne aus, um 300 Mio. € jährliche Ergebnisvarianz zu verursachen. Darüber hinaus begrenzen volatile Rohstoffkosten sowie kürzere Vertragslaufzeiten auf der Beschaffungs- genauso wie auf der Absatzseite die Planungssicherheit des Unternehmens.

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