Aktuell werden von den Veranstaltern verschiedene Pläne aufgestellt, wann, wie und wo tanz nrw im April und Mai dieses Jahrs stattfinden kann. Neben Live-Präsenz werden auch die Möglichkeiten von digitalen Varianten durchgespielt, die das Festival bereichern. Obwohl der Plan noch auf wackeligen Beinen steht, hoffen sie, dass Künstler:innen ihre Kunst zeigen und Theater ihre Türen wieder öffnen können. Sobald das möglich ist, werden alle Spielstätten den Zuschauer:innen mit ausgearbeiteten Hygienekonzepten und unter strengen Auflagen den Weg zurück ins Theater so sicher wie möglich gestalten. Die Vorfreude ist groß: auf ein Treffen in den Theatern von neun Städten – um den Tanz analog und live zu sehen, zu genießen und zu diskutieren.
tanz nrw hält an zwölf Tagen Erlebnisse im Tanzstudio, im Zuschauerraum und auf der Bühne bereit. Von 140 eingesendeten Bühnenproduktionen, in denen sich Tänzer:innen körperlich mit gesellschaftlich relevanten Themen der Gegenwart auseinandersetzen, haben es fast 30 ins Programm geschafft. Die Bandbreite reicht vom Solo für junges Publikum – und zugleich Premiere – Praktisch galaktisch von Daniel Ernesto Müller über die Dragqueenshow Cultural Drag von TachoTinta bis hin zur Parkplatz-Performance Car Walk/N. N. mit vier Tänzer:innen und einem Auto von Billinger & Schulz. Weitere vier Arbeiten feiern während des Festivals ihre Uraufführung: last order von Felix Bürkle / starting point, Renegades DRANG, Circular Vertigo von Overhead Project und die erste Kooperation zwischen den Factory Artists des tanzhaus nrw und Tänzer:innen des Ballett am Rhein: Step by Step.
Auftakt in Viersen
Eröffnet wird am 28. April erstmalig kurz vor der niederländischen Grenze, in der Kleinstadt Viersen durch NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. Die israelisch-deutsche Choreografin Reut Shemesh zeigt in der Festhalle Cobra Blonde – eine Zusammenarbeit mit zehn Tänzerinnen des traditionellen deutschen Gardetanzes. Sie wirft darin messerscharf den Blick auf vorherrschende Geschlechterverhältnisse und sucht die Verbindung zu zeitgenössischem Tanz. Parallel dazu lässt Seongmin Yuk Zuschauer:innen durch seine Videoinstallation flounce into flounce passieren und vorab versuchen HARTMANNMUELLER in der Städtischen Galerie im Park in ihrer Installation die Schöpfung in ein Laboratorium zu quetschen.
Nach zahlreichen Stationen auf drei Kontinenten zeigen deufert&plischke das städteübergreifende Festivalprojekt Just in Time nun auch in NRW – in sechs Städten. Ganz unterschiedliche Zuschauer:innen bewegen sich gemeinsam und erzählen von ihren Tanzerlebnissen. Sie schreiben ihre persönlichen Mitteilungen an diese Kunstform, die in den Abschlussball einfließen, der das Festival bei PACT Zollverein in Essen ausklingen lässt. Mit dem fortlaufenden Projekt setzt das Duo mit einem vermittelnden Kunstanspruch auf soziale Formen der Choreografie, die mit vielen Menschen geteilt wird – und weltweit spielend Brücken über kulturelle, soziale und sprachliche Grenzen schlägt.
Das Publikum darf mitmischen
Sowohl die analoge als auch die digitale Umsetzung der Bühnenarbeiten von tanz nrw ergänzen die Veranstalter mit einem Rahmenprogramm aus Künstler:innengesprächen, Installationen und viel Teilhabe. Abermals bietet die Tanzvermittlung viel Raum zum Dabeisein und Austauschen. Nach dem großen Zuspruch bei tanz nrw 19 können Zuschauer:innen auch jetzt ganz praxisnah Proben besuchen, mehr über die Hintergründe in der Konzeption erfahren und Bewegungsmaterial erproben und nachfühlen. Um eine größere Barrierefreiheit und Teilhabe für Menschen mit sinnesbezogenen Behinderungen zu schaffen, werden erstmals Zugangsformate wie Audiodeskription und Dolmetschen in Deutscher Gebärdensprache sowie Hörassistenz-Systeme für einzelne Vorstellungen angeboten.
In der dritten Kooperation mit dem NRW KULTURsekretariat rückt tanz nrw erneut die Recherchearbeit mit Nachwuchskünstler:innen in den Fokus: Joana Kern, Sonja Reischl und Wenta Ghebrehiwet spüren ihrer weiblichen Identität nach und die Folkwangabsolvent:innen Igor Meneses Sousa und Paula Pau erforschen künstlerisch die Schnittmenge von Queerness und Spiritualität. Mit SPRUNGBRETT < > TANZRECHERCHE NRW erhalten die beiden Kollektive die Möglichkeit, sich intensiv und fernab von Premierendruck einem Thema zu widmen und das Rechercheergebnis anschließend an mehreren Orten und vor Publikum zu zeigen.
tanz nrw ist seit 2007 ein erfolgreiches Modell, das durch das nachhaltige Zusammenarbeiten mehrerer Tanzinstitutionen und -produzent:innen die Außenwirkung und das Interesse für den Tanz in NRW stärkt und vernetzte Strukturen aufbaut. Es zeigt Entwicklungen, Experimente und individuelle Profile der NRW-Choreograf:innen und macht sie einem breiten Publikum zugänglich.
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