In diesem Jahr ging der Preis an die Bar “Blau” in Stuttgart.
Die Bar, welche neben Cocktails und Longdrinks auch außergewöhnliche Tapas anbietet, besticht durch Ihre intensive Farbgebung. Ziel der Architekten war das Verlassen des Alltags und das Eintauchen in die Welt des Abends – Der Gast betritt in eine surreale Welt aus Blautönen, deren Arrangement von den Bildern Caspar David Friedrichs inspiriert wurde. Die innenarchitektonischen Entwürfe des Büros, welche die Handschrift des deutsch-indonesischen Architekten Hadi A. Tandawardaja tragen, zeichnen sich durch ein eine gleichermaßen rationale wie poetische Herangehensweise aus.
SOMAA versteht Gestaltung als eine gesamtheitliche Leistung. In der Regel werden die Gastrokonzeptionen daher von Grund auf für oder gemeinsam mit dem Kunden entwickelt. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Betreiber steht an erster Stelle um ein auch im Betrieb erfolgreiches Projekt zu gewährleisten.
BLAU Restaurant & Bar, Stuttgart
Ein kleines, in kräftigem Blau getünchtes Häuschen markiert markant und gleichzeitig zurückhaltend den Eingang der Bar. Über drei Stufen und eine dem Häuschen gleich gefärbte Holztür betritt der Gast einen etwa zwei Quadratmeter großen Vorraum. Seine einzige Lichtquelle erscheint hinter einem runden, für den kleinen Raum ungewöhnlich dimensionierten Spiegel. Ein Vorhang aus tiefgrünem Samt markiert spürbar eine weitere Schwelle.
Vorlage für das “Setting”, das sich viel mehr als gebaute Stimmung, denn als architektonischer Raum versteht, ist die Bildsprache des Malers Caspar David Friedrich – die Darstellung von Naturerscheinungen deren Wirklichkeit existent und dennoch nicht greifbar ist. Als Bar mit kulinarischem Angebot möchte das Restaurant ein Ort der Einkehr – im übertragenden Sinne – sein. Eine surreale Welt inmitten urbaner Realität.
Ein Rückzugsort zu sich selbst.
In verschiedensten Nuancen verblassende Blautöne überlagern sich in Flächen, lösen den Raum auf, konterkarieren die Perspektive und spielen mit der Wahrnehmung des Gastes. Messingfarbene Rahmen unterschiedlicher Dimensionen scheinen den Raum dann wieder angenehm zu gliedern. Die Tische aus hochglanzpoliertem schwarzgrünem Marmor treten in den Hintergrund während die homogen in naturbelassenem Leder, vom lokalen Handwerk ausgeführten Sitzelemente einen deutlichen Kontrast bilden. Ihr Arrangement schafft unterschiedlichste Aufenthaltsqualitäten: von intimen Sitznischen und gro.zügigen Sitzgruppen, bis zu einer offen gestalteten Sitzlandschaft oder einem halbhohen Sitz-Stehtisch als unverbindliche Kommunikationsorte.
Der Barbereich hebt sich durch seine dunklere Farbgebung deutlich von der sich in Endlosigkeit verlierenden Welt aus farbigen Flächen ab. Ein am Boden beginnender Teppich lässt den Gast mehr haptisch denn visuell den Zugang zunächst erfühlen – er lädt in eine weiche und gedämpfte Welt ein – setzt sich an der Wand fort und ergibt sich in einer akustisch wirksamen Spanndecke. Das stark gedimmte Licht setzt den Fokus genügsam auf die Gesichter der Gäste – die Wärme und Struktur des tief schwarz lackierten Holzes der Theke bleibt mehr spürbar denn sichtbar – der Blick des Gastes wird auf die mit echtem Messing bekleidete und teilweise verspiegelte Bar gelenkt, welche raumbildend wieder in der ihr gegenüberliegenden Wand aus unterschiedlich getönten, reflektierenden Glasflächen erscheint.
Die Reduktion auf wenige authentische Materialien wie Leder, Messing, Holz sowie die Verwendung haptisch und akustisch wirksamer Textilien, in Farbgebung der monochromen, geometrisch gegliederten Wandflächen sowie neutralen Spiegelflächen erzeugt die gewünschte Irritation der Wahrnehmung des Raumes. Es entsteht ein Innenraum der seine eigene Dimension negiert und diese gleichzeitig erweitert.
Wir erschaffen Orte der Identifikation und Kommunikation, die das Vorhandene respektieren und Neues generieren.
SOMAA ist ein international tätiges Büro für Architektur und Innenarchitektur. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat sich das Büro mit einfachen und überzeugenden Lösungen in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und dem Bauen im Bestand etabliert. Typologisch offen zeichnen sich die Arbeiten des Büros durch ihre Vielschichtigkeit, die robuste und nachhaltige Konzeption und die Authentizität in der Materialisierung aus. Das Arbeitsfeld von SOMAA umfasst dabei die Beratung, Konzeption und Planung in den Bereichen Büro & Arbeitswelten, Wohnen & Arbeiten, Bildung & Kultur, Hotel & Gastronomie, sowie den Bereich Verkauf & Präsentation.
In einem Miteinander auf Augenhöhe wollen wir mit mündigen Bauherren einen über den Selbstzweck der Nutzung hinausgehenden Mehrwert für die Gesellschaft leisten. Mit der Motivation einen relevanten Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt zu leisten und dem Ziel diesen allen Gesellschaftsschichten zugänglich zu machen erkunden wir mit Neugier die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge. Dabei achten wir das kulturelle Erbe genauso, wie wir offen für katalysatorische Neuerung sind.
Unsere Werke sollen nicht nur ökologisch so nachhaltig wie möglich sein, sondern neben wirtschaftlicher Nachhaltigkeit vor allem auch im Kontext fairer und langfristiger Arbeitsbeziehungen entstehen.
Mit unserer Arbeit wollen wir tatsächlich die Herausforderung annehmen etwas zu verändern – Die Zeit ist reifer denn je – die Chance das Privat- und Berufsleben auf eine neue bisher unbekannte Art in Einklang zu bringen so groß wie nie. Wir betrachten hierbei die Architektur vielmehr als Katalysator denn als Erfüllungsgehilfe wirksame Prozesse in Gang zu bringen und zu steuern.
Hadi A. Tandawardaja
Hadi A. Tandawardaja studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart sowie in der Schweiz an der EPFL Lausanne. Er arbeitete in international tätigen Büros in Spanien sowie in Deutschland. 2007 war er Mitbegründer des heute von ihm geführten Büros SOMAA. Seine projektleitend geführten Bauten wurden für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland nominiert und mit dem DDC Award für Gute Gestaltung ausgezeichnet und im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt ausgestellt. Er ist Honorardozent an der Universität Stuttgart und lehrte an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Zudem engagiert er sich als Fachpreisrichter bei i nternationalen Wettbewerben.
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