Was – wie immer – zu kurz kommt oder glatt unterschlagen wird:
- Homöopathisch tätige Ärzt*innen sind keine Impfgegner, aber sie beraten ihre Patient*innen individuell. Kritisches Denken ist nicht dasselbe wie Gegnerschaft. Aber es ist natürlich einfacher, hier partout nicht zu differenzieren, auch nicht zwischen homöopathisch tätigen Ärzt*innen und anderen „Heiler*innen“. Mehr journalistische Redlichkeit wäre heilsam in einer von Spaltung und Polarisierung geprägten Zeit.
- Die Aussage, Homöopathie sei „seit mehr als 200 Jahren jeden Beweis ihrer Wirksamkeit schuldig geblieben“ wird durch ständiges Wiederholen nicht richtiger: es liegen genügend Ergebnisse aus der klinischen Forschung ebenso wie aus den Bereichen der Grundlagen- und Versorgungsforschung vor, die eine weitere Forschung rechtfertigen. Forschung braucht aber auch Lehrstühle und Finanzierung. Forschung in einem speziellen Feld für beendet zu erklären entspricht wissenschaftlicher Selbstverleugnung.
- Die Besetzung politischer Positionen ist auch Ausdruck von Legitimation durch demokratische Wahlen. Einen HNO-Arzt kann man wechseln, einen Chefredakteur oder -reporter aber kann man nicht abwählen (bestenfalls kann man eine andere Zeitung abonnieren oder das Fernsehprogramm wechseln). Und wie viele Menschen haben auch Politiker ihre Überzeugungen, die sie dem mündigen Bürger gegenüber vertreten müssen. Menschen fordern Integrative Medizin, auch wenn dies der Einen oder dem Anderen nicht passt. Insofern ist es auch in der Politik ein Gewinn, wenn Pluralismus herrscht und wählbar ist.
Zu guter Letzt: „Die Medizin muss nicht heilen können, darf aber nicht schaden“: so macht sich die WELT über Homöopathie lustig. Ganz anders bei der konventionellen Medizin: sie kann zwar in vielen Fällen auch nicht heilen (sondern nur Symptome der Krankheit beherrschen, was in vielen Fällen selbstverständlich auch schon viel ist), aber dafür darf sie natürlich schaden! So einfach geht Messen mit zweierlei Maß bei der WELT! Ärztliche Kolleg*innen wissen selbstverständlich um die Möglichkeiten und Grenzen der konventionellen Medizin, und gerade deshalb vertreten viele von Ihnen auch die Integrative Medizin in ihren Praxen.
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