Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass deutlich weniger Vögel unterwegs waren. Im Schnitt zählten Vogelfreund*innen bundesweit 34,5 Vögel pro Beobachtungsort; im letzten Jahr waren es noch 37 Vögel. Während in Berlin manche Vögel wie Ringeltaube und Star im anfänglich milden Winter deutlich häufiger gezählt wurden, zeigten sich Grünfinken oder Schwanzmeisen wesentlich seltener in den Gärten und Parks.
Berliner Spitzenvögel: Haussperling, Kohlmeise und Nebelkrähe
Klarer Gewinner und ewiger Spitzenreiter der Hauptstadt ist der Haussperling. Der “Vogel des Jahres”-Kandidat wurde mit rund 37.400 Vögeln in fast 68 Prozent der Gärten beobachtet. “Der Spatz ist aus Berlin nicht mehr wegzudenken. In anderen Großstädten Deutschlands nehmen die Bestände teilweise rapide ab! Umso mehr freuen wir uns, dass er in Berlin anscheinend noch genügend Nistplätze und Nahrungsangebote findet”, sagt Poloczek. Spatzenhochburg Nr. 1 ist Berlin trotzdem nicht: Wie im Vorjahr liegt der Kreis Stendal in Sachsen-Anhalt bei den Haussperlingen vorn.
Die Kohlmeise belegt in Berlin souverän den zweiten Platz – wie im Vorjahr – und wurde in vier von fünf Gärten gesichtet. Auf Platz 3 folgt die Nebelkrähe, die mit fast 10.000 Sichtungen ihren Vorjahreswert noch einmal toppen konnte.
Star und Ringeltaube sind Klimawandel-Profiteure
Zudem wurden in der Hauptstadt auffallend viele Ringeltauben und Stare gezählt. Die Daten bestätigen, dass Stare wegen der milden Witterung immer kürzer in den Süden ziehen oder ganz in Deutschland überwintern. Das verschafft ihnen im Frühjahr Vorteile gegenüber anderen Zugvögeln, da sich die Stare frühzeitig die besten Brutplätze sichern können. “Die Stare scheinen sich gut an den Klimawandel anpassen zu können. Für Langstreckenzieher und andere Zugvögel, die nicht so flexibel sind, kann die Erwärmung jedoch fatal sein”, so Poloczek. Arten wie Gartenrotschwanz oder Kuckuck könnten dann im Frühjahr, wenn es um Nistplätze und Nahrungsressourcen geht, leer ausgehen.
Die hohe Zahl der Ringeltauben deutet darauf hin, dass auch dieser Art die milden Winter und die verlängerte Vegetationsperiode zugute kommen. Im Winter schließen sich Ringeltauben typischerweise zu großen Schwärmen zusammen, die dann gemeinsam umherziehen. Das Phänomen kann man auch in der Stadt beobachten und könnte ebenfalls die vielen Sichtungen erklären.
“Wir hoffen, dass die starke Beteiligung an unserer NABU-Zählaktion kein kurzlebiger Lockdown-Trend war, sondern dass der Vogelwelt dauerhaft mehr Aufmerksamkeit zuteil wird!”, sagt Poloczek. Schließlich ist die Stadt für viele Vögel zum Refugium geworden. “Auf dem Land gehen die Bestände vieler Vogelarten dramatisch zurück. Deshalb müssen wir wenigstens in der Stadt mehr vogelfreundliche Lebensräume und Nahrungsangebote schaffen.”
Alle Ergebnisse zur diesjährigen “Stunde der Wintervögel” finden Sie unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ergebnisse/21784.html.
Die nächste NABU-Mitmachaktion, die “Stunde der Gartenvögel”, findet vom 13. bis zum 16. Mai 2021 statt. Weitere Infos dazu finden Sie unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/.
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