Corona sorgt für düstere Aussichten im Handwerk

Die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer Freiburg werden von der Coronakrise massiv ausgebremst. Das geht aus der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der Kammer hervor. „Unsere Betriebe schauen äußerst skeptisch auf die nächsten Wochen und Monate“, berichtet Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich. „Die Werte der Geschäftsaussichten sind auf Talfahrt.“ Auch der Konjunkturindikator im Kammerbezirk, der aus Geschäftslage und -erwartungen gebildet wird, liegt bei nur 6,1 Punkten und ist damit auf den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren abgesackt. „Die Zahlen zeigen: Wir brauchen eine klare Öffnungsperspektive, ein Fahren auf Sicht wie bisher wird den negativen Trend weiter bestärken“, so Ullrich.

Bis zum Herbst 2020 ist das Handwerk vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen“, ergänzt Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Kammergeschäftsleitung. „Der zweite Lockdown sorgt aber nun für massive Unsicherheit bei den Betrieben.“ Zwar bewerten noch nahezu zwei Drittel der befragten Handwerksunternehmen (64,8 Prozent, Vorjahr: 77,3 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage melden, ist aber binnen Jahresfrist von 7,2 Prozent auf nun 18,1 Prozent angestiegen. Die Stimmung für die nächsten Monate ist düster: Nur noch 11,1 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung ihres künftigen Geschäftsverlaufs (Vorjahr: 20,9 Prozent). Deutlich mehr als jeder Dritte (39,6 Prozent) geht von einer schlechten Geschäftsentwicklung aus (Vorjahr: 17,0 Prozent).

Personenbezogene Dienstleistungen leiden unter Schließungen

Die Bauhaupt- und Ausbaugewerke zeigen sich zwar rückblickend robust, aber auch hier trüben sich die Erwartungen mittlerweile ein. Bei den personenbezogenen Dienstleistungen, dazu zählen unter anderem Friseure und Kosmetiker, ist die Stimmung am Nullpunkt. „Die coronabedingten Schließungen wirken sich verheerend auf die aktuelle Ertragslage der Unternehmen aus. Auch die Geschäftserwartungen unserer Mitgliedsbetriebe tendieren aufgrund der fehlenden Öffnungsperspektive gegen Null“, erläutert Ungern-Sternberg. Viele Betriebe haben ihre Rücklagen aufgebraucht und warten weiterhin auf staatliche Hilfen.

Die Auftragslage im regionalen Handwerk spiegelt die problematische Entwicklung wider: Rund um den Jahreswechsel meldeten 16,4 Prozent der befragten Betriebe Auftragssteigerungen (Vorjahr: 25,1 Prozent), gleichzeitig verzeichnete aber mehr als ein Drittel der Unternehmen (36,8 Prozent, Vorjahr: 14,6 Prozent) Auftragsrückgänge – fast doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Auch die Auftragserwartungen sind deutlich gedämpft. Mit einem höheren Auftragsaufkommen rechnen weiterhin 22,6 Prozent (Vorjahr: 21,8 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die Auftragsrückgänge befürchten, hat sich mehr als verdreifacht (32,7 Prozent, Vorjahr: 9,8 Prozent). „Die fehlende Planungssicherheit sorgt für deutlich sinkende Erwartungen bei unseren Betrieben“, resümiert Ungern-Sternberg.

Hälfte der Betriebe befürchtet sinkende Umsätze

Auch bei den Umsätzen der südbadischen Handwerksbetriebe hat die Coronakrise deutliche Spuren hinterlassen. Der Anteil der Meldungen von Umsatzrückgängen hat sich auf 26,2 Prozent mehr als verdoppelt (Vorjahr: 11,8 Prozent). Umsatzsteigerungen meldeten noch 28,7 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 34,9 Prozent). In den kommenden Monaten befürchtet gut die Hälfte der Betriebe (50,6 Prozent; Vorjahr: 29,3 Prozent) sinkende Umsätze. Lediglich 12,4 Prozent erwarten eine Umsatzsteigerung (Vorjahr: 28,8 Prozent).

Im Handwerk, das seit Jahren auf gesunden stabilen Füßen stand, sind die negativen Auswirkungen der Coronakrise mittlerweile auch bei den Betrieben zu spüren, die noch weiterarbeiten dürfen. „Die Politik muss in diesen unsicheren Zeiten vor allem auch Verlässlichkeit bieten“, macht Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich deutlich. „Das gelingt mit dem aktuellen Ansatz einer schrittweisen Verlängerung des Lockdowns nicht – im Gegenteil!“ Die aktuell fehlenden Zukunftsperspektiven müssten mit einer klaren Öffnungsstrategie wieder sichtbar gemacht werden.

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