Bayerns Digitalministerin und FFF-Aufsichtsratsvorsitzende Judith Gerlach: „Das letzte Jahr hat uns allen viel abverlangt – besonders auch der Film-, Fernseh- und Kinobranche. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir mit unserer Filmförderung gerade in der Krise fest zu unserer Filmbranche und unseren Kinos stehen können. Nach 2019 können wir bei den Förderzusagen auch für das Jahr 2020 eine Rekordsumme in Höhe von 46,1 Millionen Euro verkünden! Mit den Corona-Hilfsprogrammen meines Hauses legt der Freistaat zusätzlich 44 Millionen Euro darauf. Damit helfen wir den Kinos und den Film- und Fernsehproduktionen durch die Krise. Wir haben aber auch in neue Felder investiert. So ist das deutschlandweit einzigartige Förderprogramm für XR-Projekte erfolgreich angelaufen. Und natürlich ist die Gamesbranche auch dank der tatkräftigen Förderung des Freistaats auf Erfolgskurs. So hart uns die Corona-Krise auch getroffen hat, sie ist auch eine Chance: Digitale audiovisuelle Medien sind gefragt wie noch nie. Gemeinsam mit dem FFF Bayern begleiten wir unsere Branchen in die Zukunft.“
FFF Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein: "Im letzten Jahr war es am wichtigsten, unserer Medienbranche als zuverlässiger Partner zur Seite zu stehen und mit zusätzlichen Hilfsprogrammen die Auswirkungen der Krise abzufedern. Darüber hinaus haben wir den neuen Förderbereich Extended Realitites aufgebaut und hier schon vielversprechende Projekte zur Förderung empfohlen. Die seit Jahren diskutierten Themen wie Green Filming, Diversität, Gendergerechtigkeit bleiben aktuell. Ich wünsche mir noch mehr Förderanträge, in denen die federführenden kreativen Positionen weiblich oder divers besetzt sind. Für die Kinos hoffe ich, dass bald ein bundesweit einheitlicher Wiedereröffnungstermin kommuniziert werden kann."
Corona-Hilfsprogramme
Der FFF Bayern war 2020 an drei Hilfsprogrammen beteiligt, die dazu gedient haben, die Auswirkungen der Krise auf die Filmbranche in Deutschland abzufedern.
Die Bundes- und Länderförderer haben im Frühjahr 2020 ein gemeinsames Hilfsprogramm für die Bereiche Produktion und Verleih entwickelt. Beantragt werden konnten Mittel zur Förderung von Mehrkosten, die zum Beispiel durch die Unterbrechung oder Verschiebung von Dreharbeiten zustandekamen. Der FFF Bayern war an 29 Projekten beteiligt, davon bei 23 Projekten als Hauptförderer. Insgesamt beteiligt sich der FFF mit mehr als 3 Mio. Euro an diesem Programm. Darunter gingen mehr als 1,9 Mio. Euro an 15 Kinofilme, von denen elf bereits 2019 vom FFF in der Produktion gefördert worden sind.
Zur Unterstützung der bayerischen Kinos wurden die Mittel für die Filmtheater-Programmprämien verdoppelt und bereits im Juli ausbezahlt. Die FFF Programmprämien-Verleihung fand im Rahmen einer Pressekonferenz in München statt.
Bayerns Digitalministerium stellte Anfang Mai 2020 für kleine und mittelgroße bayerische Kinos Sofort-Prämien von jeweils 5.000 Euro zur Verfügung. Die Antragstellung und Abwicklung erfolgte über den FFF. Zusätzlich unterstützt der Freistaat Bayern die bayerischen Kinos mit Anlaufhilfen in Höhe von insgesamt 24 Mio. Euro und beteiligte sich an den Ausfallfonds I und II mit ingesamt 20 Mio. Euro.
Kinofilme
Den Kinofilm unterstützte der FFF über alle Projektphasen hinweg mit insgesamt 27,4 Mio. Euro, das sind 60 Prozent der Gesamtfördersumme. Ein besonderes Augenmerk richtete der Vergabeausschuss des FFF auf die Situation der Verleihfirmen und steigerte die Fördersumme um 63 Prozent. FFF-geförderte Filme liefen in den Hauptsektionen von Berlin, Cannes und Venedig.
Für Kinofilme war das vergangene Jahr das schwierigste seit Bestehen der bayerischen Filmförderung: Filme in der Produktionsphase konnten zeitweise nicht gedreht werden, fertiggestellte Filme konnten noch nicht oder noch nicht ausreichend im Kino ausgewertet werden. Der FFF unterstützte die Filmproduktion zuverlässig bei der Planung und Entwicklung zukunftsgerichteter Projekte.
Ein besonderes Augenmerk richtete der Vergabeausschuss des FFF auf die Situation der Verleihfirmen und steigerte die Fördersumme um 63 Prozent. So förderte der FFF die Herausbringung von Kinofilmen im Jahr 2020 mit insgesamt 3,6 Mio. Euro. Im Vorjahr betrug hier die Fördersumme 2,3 Mio. Euro. 44 Kinofilme wurden 2020 im Verleih und Vertrieb gefördert, darunter die nach Besucherzahlen erfolgreichsten aller im Jahr 2020 gestarteten deutschen Kinofilme: Simon Verhoevens Nightlife (Wiedemann & Berg Film, Warner), den der FFF bereits in der Produktion gefördert hat. Weitere Verleihfördermittel flossen in die Kinofilme Drachenreiter (Constantin Film Produktion, Constantin Film Verleih), Gott, du kannst ein Arsch sein! (Ufa Fiction, Leonine) und Into the beat – Dein Herz tanzt (Lieblingsfilm, Wild Bunch Germany). Ebenfalls im Verleih gefördert wurden Abel Ferraras Siberia (Wettbewerb der Berlinale, maze pictures, Verleih Port-au-Prince), Oskar Roehlers Enfant terrible (offizielle Auswahl des Festival de Cannes, Bavaria Filmproduktion, Verleih Weltkino) und Julia von Heinz‘ Und morgen die ganze Welt (Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Venedig, Kings & Queens Filmproduktion, Alamode Filmverleih).
Im Bereich Produktion förderte der FFF neue Kinofilme mit insgesamt 16,4 Mio. Euro (zur Förderung Internationaler Kinofilme siehe weiter unten den eigenen Absatz) und erwartet im Bereich Fiction einen Regional-Effekt von knapp 300 Prozent. Dazu gehört Michael Bully Herbigs Satire 1000 Zeilen (UFA Fiction), die auf Juan Morenos Sachbuch 1000 Zeilen Lüge über den Relotius-Betrugsfall beim SPIEGEL beruht. Jessica Krummacher erzählt in Zum Tod meiner Mutter (Walker + Worm Film) von einer jungen Frau, die ihre sterbende Mutter begleitet. In Saralisa Volms Literaturverfilmung Schweigend steht der Wald (if… Productions) geht es um eine Frau, die nach ihrem verschwundenen Vater sucht. Das Drehbuch geschrieben hat der Schriftsteller Wolfram Fleischhauer, der auch den gleichnamigen Roman verfasst hat.
Außerdem haben die Regisseure Alain Gsponer, Til Schweiger, Florian Gallenberger, Markus Goller, Adrian Goiginger und Sönke Wortmann Kinofilme mit FFF Förderung inszeniert oder beginnen demnächst mit den Dreharbeiten. Zwei Verfilmungen von Kinderliteratur sind unter den 2020 geförderten Kinoprojekten: Der Räuber Hotzenplotz von Autor Matthias Pacht und Regisseur Michael Krummenacher (Claussen + Putz) und Die Schule der magischen Tiere 2 von Regisseur Gregor Schnitzler nach einem Drehbuch von Viola Maria Schmidt und Thorsten Näter (Kordes & Kordes). Ebenfalls mit FFF Förderung produziert und inszeniert hat Sharon von Wietersheim den neuen Immenhof-Film Das große Versprechen.
Gleich zwei Stoffe bringen Kaiserin Elisabeth auf die große Leinwand. Frauke Finsterwalder wirft einen besonderen Blick auf Sisi – Kaiserin Elisabeth aus Sicht der Kammerzofe. Das Drehbuch schrieb sie wieder wie bei Finsterworld gemeinsam mit Christian Kracht (Walker + Worm Film). In Corsage von Autorin und Regisseurin Marie Kreutzer ist Sisi bereits 40 Jahre alt; das bedeutet zu ihrer Zeit, alt zu sein (Komplizen Film).
Unter den 30 geförderten Kinofilmen sind acht Dokumentarfilme. So zum Beispiel Plastic Fantastic: Isa Willinger erzählt hier von denen, die immer mehr Plastik in die Welt bringen und von denen, die versuchen, es wieder loszuwerden. Thomas Riedelsheimer widmet sich in The Loss of Wonder dem menschlichen Körper (Filmpunkt). Dominik Graf forscht in Jeder schreibt für sich allein (Lupa Film) basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Anatol Regnier über die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gebliebenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Jan Schmidt-Garre porträtiert in BV Doshi (Pars Media) den indischen Architekten Balkrishna Doshi und Johann Betz den Münchner Architekten Sep Ruf in Sep Ruf – Architekt der Moderne (Drei Wünsche).
372.000 Euro flossen in die Förderung von acht Kinofilmen in der Phase der Projektentwicklung. Darunter zwei Filme von der preisgekrönten jungen Münchner Produktionsfirma Trimafilm: Eva Trobischs Spielfilm Glashaus, der in der Welt der Castingshows spielt, sowie Ella Cieslinskis Spielfilm Schon wieder Herbst über ein verhängnisvolles Familientreffen in der Bretagne. Lieblingsfilm entwickelt Nils Holgersson als modernen Realfilm unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller und nach einem Drehbuch von Dirk Ahner. Ebenfalls in der Entwicklung gefördert wurde das Projekt Plan B – Wir müssen auf der Erde bleiben von schöne neue Filme. In diesem Dokumentarfilm fragt Autor und Regisseur Marcel Seehuber nach der Zukunft der Menschheit und ihrem Überleben auf der Erde.
11 Fiction-Kinofilme förderte der FFF im frühen Stadium der Stoffentwicklung mit insgesamt 330.000 Euro. Dazu gehört Anca Miruna Lazarescus Thriller Bestie über einen jungen Rumänen, der sich in einer Fleischfabrik in der bayerischen Provinz auf die Suche nach dem mutmaßlichen Mörder seines Vaters macht. Daniel Vogelmann entwickelt in seinen Musical-Stoff 4 Beats die Story eines Gangsters, der heimlich Modern-Dance-Unterricht nimmt. Ebenfalls ins Kino kommt Hindafing der Produktionsfirma Neuesuper. Das Drehbuchteam besteht wie bei der Kult-Serie aus Rafael Parente, Niklas Hoffmann und Boris Kunz.
Der FFF förderte zudem sechs Treatments für Dokumentarfilme mit insgesamt 120.000 Euro, darunter Doris Metz über Petra Kelly, Alexander Hick über die Verschwundenen in Kolumbien und die Rekonstruktionsarbeit der Menschenrechtsaktivistin Luz Marina Monzón sowie Marieke Schroeder über das "Grüne Gold": die Avocado.
Im Bereich Nachwuchs förderte der FFF 22 Filme mit insgesamt 1,9 Mio. Euro, das sind knapp 500.000 Euro mehr als im Vorjahr, in dem der FFF mit 1,4 Mio. Euro die Projekte junger Filmemacherinnen und Filmemacher förderte. 2020 unterstützte der FFF fünf Debütfilme, 13 Abschlussfilme und vier Filme von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern.
Die meisten Titel der Kinocharts des letzten Jahres waren FFF-gefördert, sowohl in der Produktion als auch im Verleih: Caroline Links Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (Drehbuch mit Anna Brüggemann und Michael Gutmann, Sommerhaus Filmproduktion, Warner), Dani Levys Die Känguru-Chroniken (Drehbuch mit Marc-Uwe Kling, X Filme Creative Pool, Warner), Jörg Adolphs Dokumentarfilm Das geheime Leben der Bäume (Constantin Film und Constantin Film Verleih, alle bereits 2019 verleihgefördert) sowie Dennis Gansels Jim Knopf und die Wilde 13 (Drehbuch: Dirk Ahner, Rat Pack Filmproduktion, Warner).
Preisgekrönt waren im letzten Jahr u.a. die FFF-geförderten Kinofilme 25 km/h, Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, Das perfekte Geheimnis, Der Fall Collini, Die Goldfische, Die Känguru-Chroniken, Es gilt das gesprochene Wort, Lost in Face, Zwischen uns die Mauer, Und morgen die ganze Welt sowie die im Bereich Nachwuchs geförderten Produktionen Chaddr – Unter uns der Fluss, Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit, Walchensee Forever und Mein Ende, dein Anfang.
Fernsehfilme und Fernsehserien
Ein Viertel der Gesamtfördersumme entfiel auf die Förderung von TV-Projekten, so viel wie nie zuvor. Der Großteil davon floss in die Förderung von 17 neuen Serien und drei weiteren neuen Serienstaffeln von der Stoffentwicklung über die Projektentwicklung bis hin zur Produktion.
11,7 Mio. Euro flossen in die Förderung von Fernsehfilmen und Serien vom Stadium der Stoffentwicklung über die Projektentwicklung bis zur Produktion. Im Jahr zuvor lag der Anteil der Fernsehfilm- und Serienförderung bei 20,8 Prozent.
In den Bereich Produktion fließen hier 8,6 Mio. Euro (ausgenommen internationale Serien, hierzu siehe unten den gesonderten Absatz) und bewirken einen Regional-Effekt von ca. 280 Prozent. Zu den geförderten Projekten gehören acht Serien wie zum Beispiel Herzogpark (Amalia Film) für TVNOW über den gleichnamigen Münchner Nobelstadtteil unter der Regie von Jochen Alexander Freydank und nach Drehbüchern von Regina Dietl, Nadine Keil und Enno Reese. Für Sky produziert Flare Entertainment die Serie Paradiso, ein komplexes Beziehungsdrama unter der Regie von David Dietl und Barbara Albert nach Drehbüchern von Hanno Hackfort, Bob Konrad und Thomas Pletzinger, der auch die gleichnamige Romanvorlage verfasst hat. Die Münchner Firma W&B Television produziert die Serie Z.E.R.V. über eine ostdeutsche Kommissarin und einen Wessi, der im Osten für die ZERV ermittelt unter der Regie von Dustin Loose nach Drehbüchern von Michael Klatte, Charlotte Wetze und Jens Köster für MDR und ARD Degeto sowie für ProSiebenSat.1 und Joyn die Thriller-Serie Blackout von Lancelot von Naso, der mit Kai Uwe Hasenheit Regie führte und mit Oliver Rihs die Drehbücher schrieb. Odeon Fiction produziert für den WDR die Serie Bonn über die Welt der Geheimdienste in der Bonner Republik unter der Regie von Claudia Garde, die die Drehbücher mit Martin Rehbock und Peter Furrer schrieb.
Für das ZDF produziert Constantin Television das Historiendrama Wannseekonferenz unter der Regie von Matti Geschonnek nach einem Drehbuch von Magnus Vattrodt. Für RTL inszeniert Hannu Salonen das Biopic Der Spieler über die Entdeckung von Boris Becker nach einem Drehbuch von Richard Kropf und Markus Schuster, produziert von Zeitsprung Pictures. Annette Baumeister macht für NDR und BR den Dokumentarfilm The American Führer über einen Nationalsozialisten, der in den Dreißiger Jahren in die USA auswanderte und dort agitierte; Produktionsfirma ist Tangram International.
Mit weiteren 227.000 Euro förderte der FFF TV-Projekte im Entwicklungsstadium. Darunter die Serie Neues vom Pumuckl der Produktionsfirma Neuesuper und die Serie Woodwalkers von blue eyes fiction. Ebenfalls gefördert wurden vier Serien in der Phase der Stoffentwicklung mit insgesamt 120.000 Euro, darunter zwei von der Firma Dreifilm: Martin Kosok und Alexandra Wesolowski schreiben eine Drama-Serie, die auf Robert Jungks gleichnamigem Sachbuch Heller als tausend Sonnen basiert und vom Wettkampf um die Vorherrschaft beim Bau der Atombombe handelt. Anja Scharf und Timo Baer entwickeln eine Jugendserie über eine 17-jährige mit übernatürlichen Fähigkeiten. Auch BerghausWöbke widmet sich der Jugend: Moritz Binder, Johanna Thalmann und Thomas Wöbke arbeiten an den Drehbüchern einer Coming of Age-Serie, in der im Jahrhundertsommer 1976 die coole Nachbarstochter des 15-jährigen Protagonisten auf der Titelseite der angesagtesten Jugendzeitschrift landet. Die RatPack Filmproduktion entwickelt die Krimi-Serie Arnold: Mark Monheim und Max Eipp schreiben hier die Geschichte über einen ungewöhnlichen Serienmörder.
Als Erstausstrahlung in der ARD zu sehen und in der Mediathek abrufbar war im Herbst die geförderte High End-Serie Oktoberfest 1900 (Zeitsprung Pictures, BR, Regie: Hannu Salonen, Head-Autoren: Ronny Schalk und Christian Limmer). Sie bildete den Auftakt der ARD-Serienoffensive "online first" und erzielte mit 8,1 Mio. Streamviews und zwischen 3,4 und 4,5 Mio. Zuschauerinnen und Zuschauern pro Folge sehr gute Quoten. Mittlerweile ist die Serie unter dem Titel Oktoberfest: Beer and Blood bei Streaminganbietern verfügbar. Eine Gesamtreichweite von mehr als 5 Mio. Zuschauerinnen und Zuschauer erreichte der Zweiteiler Der Überläufer Dreamtool Entertainment/ Degeto, Regie: Florian Gallenberger, Drehbuch: Bernd Lange, Florian Gallenberger) nach dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz. Ebenfalls auf fast 5 Mio. Zuschauerinnen und Zuschauer kam der Fernsehfilm Eine harte Tour (Roxy Film/ BR, Regie: Isabel Kleefeld, Drehbuch: Dominique Lorenz). Das Drama Ein Dorf wehrt sich (Hager Moss Film/ ZDF, Drehbuch und Regie: Gabriela Zerhau) erreichte mehr als vier Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Bei MagentaTV sahen die Nutzerinnen und Nutzer die geförderte Spionage-Serie Spy City (Odeon Fiction, Regie: Miguel Alexandre, Drehbuch: William Boyd), die auch das Seriencamp Festival 2020 eröffnete. Bei Netflix zu sehen sind seit letztem Jahr die dritte Staffel der geförderten Trilogie Dark (W&B Television, Regie: Baran bo Odar, Showrunner: Jantje Friese) sowie Biohackers (Claussen+Putz Filmproduktion, Showrunner: Christian Ditter, Regie: Christian Ditter, Tim Trachte).
Zu den im vergangenen Jahr preisgekrönten FFF-geförderten TV-Projekten gehörten Dark, Der Club der singenden Metzger, Der Pass, Eine harte Tour, Der Überläufer, und Ein Dorf wehrt sich. Die FFF-geförderte Webserie Stichtag gewann den Publikumspreis beim Seriencamp Festival.
Internationale Filme und Serien
Die Regional-Effekte im Bereich Internationaler Filme und Serien liegen teilweise bei mehr als 1.200 Prozent. Die Dreharbeiten von Roland Emmerichs The Magic Flute in Bayern beginnen bald.
Mit insgesamt 7,4 Mio. Euro unterstützte der FFF 13 neue internationale Filme und Serien. 10 Projekte erhielten Förderung im Bereich Line Producer (jeweils fünf Kinofilme und Serien), drei im Bereich Produktion (zwei Kinofilme und eine Serie). Der Regional-Effekt der Förderung Line Producer/ Serie beträgt mehr als 1.200 Prozent, im Bereich Kinofilm mehr als 600 Prozent.
Die im Bereich Produktion geförderten Kinoprojekte sind die beiden Filme The Magic Flute (Flute Film) in Koproduktion mit Centropolis Entertainment Los Angeles und Quixote´s – The Heirs of La Mancha (Studio 100) in Koproduktion mit Partnern in Brasilien, Argentinien und Stuttgart sowie die Serie Sisi (Story House/ RTL) in Kooperation mit Satel Film Wien.
The Magic Flute entsteht unter der Regie des Celibidache-Schülers Florian Sigl und nach einem Drehbuch von Andrew Lowery und Jason Young und erzählt auf zeitgemäße Weise von Mozarts Zauberflöte. Die Dreharbeiten beginnen in Kürze in Bayern, zu den Produzenten gehört Roland Emmerich. Der Animationsfilm Quixote´s – The Heirs of La Mancha handelt von der Geschichte eines 11-jährigen Urururur-Enkels des verträumten Ritters Don Quixote. Regie führt Gonzalo Gutierrez nach einem Buch von Carlos Kotkin. Die Serie Sisi ist neben den oben erwähnten beiden Kinofilmen das dritte im letzten Jahr vom FFF geförderte Projekt, das sich der österreichischen Kaiserin widmet. Die Serie erzählt die Lebensgeschichte von Sisi auf neue und überraschende Weise für ein junges Serien-Publikum. Regie führt Sven Bohse, der Writers‘ Room besteht aus den Head-Autoren Robert Krause und Andreas Gutzeit sowie Elena Hell.
Zu den fünf geförderten internationalen Serien im Bereich Line Producer gehören Luden über den berühmten und berüchtigten Kosmos der Reeperbahn Ende der 1970er Jahre, die die Neuesuper für einen internationalen Partner produziert, sowie die 2. Staffel von Biohackers, die Claussen + Putz für Netflix realisiert.
Zu den geförderten internationalen Projekten im Bereich Line Producer Digitale Bildgestaltung gehören zum Beispiel der Kinofilm The Eternals, an dem ScanlineVFX beteiligt ist sowie Black Widow unter Beteiligung von Trixter.
Games
Zwei Gamesprojekte erhielten 2020 jeweils die Höchstfördersumme von 500.000. Release feierte ein Spiel, mit dem die Spielerinnen und Spieler Japanisch lernen können.
Mit 2,12 Mio. Euro insgesamt förderte der FFF Bayern 24 Games in den Stadien von der Konzept- über die Prototypen- bis hin zur Produktionsphase. Zwei dieser Games erhielten jeweils die Höchstsumme von 500.000 Euro: Realms at War von Chimera Entertainment wird ein Strategiespiel in einem ornamentenreichen, von Art Nouveau inspirierten Grafikstil. Und Stable Girl von Aesir Interactive wird eine Simulation, mit der die Spielerinnen und Spieler einen verantwortungsbewussten, rücksichtsvollen Umgang mit Pferden und der Natur lernen.
Unter den 13 Projekten, deren Konzepte der FFF zur Förderung empfahl, ist ein Spiel, das von der momentan prägendsten Form der Begegnungen inspiriert ist: Gogogo Virtual Team Event von Try Hard Interactive bildet eine virtuelle Variante von Team-Events. In Form einer Team-Simulation im Browser werden die Spielerinnen und Spieler in kleine, sich wechselnde Gruppen eingeteilt und lösen gemeinsam Logikrätsel in Form von Minigames.
Release feierte in 2020 Kanji Memo von DU&I, das der FFF im April 2018 gefördert hat. Dieses Educational Puzzle bringt den Spielerinnen und Spielern den Basiswortschatz der japanischen Sprache bei und richtet sich an alle, die für den JLPT N5 Test lernen, das ist die erste Stufe des japanischen Language Proficiency Test. Kurz vor Jahresende erschien als Early Access Can’t drive this, ein Couch Multiplayer Racing Partygame von den Pixel Maniacs in Nürnberg.
Extended Realities (XR)
Seit Mai 2020 fördert der FFF erstmals Extended Realities (XR). 20 vielsprechende Projekte wurden 2020 gefördert, darunter die bereits im Herbst im Museum Villa Stuck präsentierte VR-Experience Oktoberfest Phantom von Philip Gröning.
Der Förderbereich wurde gegründet, um die Entwicklung und Produktion von inhaltlich hochwertigen, kreativen und besonders im Hinblick auf die User Experience innovativen Projekten am Medienstandort Bayern zu stärken. Die Bezeichnung XR umfasst immersive Inhalte für Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) sowie interaktive Projekte und immersive Soundprojekte. Die Mittel stammen ebenso wie im Förderbereich Games und Internationale Filme und Serien vollumfänglich vom Freistaat Bayern/ Bayerisches Staatsministerium für Digitales.
In den beiden Vergabesitzungen, die 2020 stattfanden, empfahl der Ausschuss 20 Projekte zur Förderung. Die Höhe des Fördervolumens belief sich auf insgesamt 557.000 Euro. Die geförderten Projekte deckten die Bereiche Kunst, Kultur und Bildung, Unterhaltung, Soziales und Gesundheit ab. Die Künstlerin Tamiko Thiel entwickelt mit Elementalraum beispielsweise eine interaktive Mixed Reality-Kunstinstallation über die Elementarkreisläufe des Lebens. Mit Schatten getanzt wird in Dans Drauganna, einer Mixed Reality-Experience von Nicole-Christine Popst. Die immersive und interaktive VR/Sound/360°-Rauminstallation Quintessenz von Synaesthetica widmet sich der Beziehung zwischen Mensch und Wasser und der Kraft des Klangs. Um ökologische Konnektivität am Beispiel des Bienensterbens geht es in der AR-App Insects & Us der Fürther Firma R5 Region Five Media. Shuuna entwickelt mit Aqvarium eine Mixed Reality-Anwendung für Schnorchelmasken. Die Nürnberger Firma Blickwinkeltour realisiert mit der Mixed Reality Zeitreise am Nürnberger Hauptmarkt eine virtuelle Zeitreise. Das Münchner Start-up Virtonomy arbeitet an einer VR-Softwarelösung namens Multi-participant interactive visual communication platform, mit der klinische Studien zur Markteinführung von Medizinprodukten ins Virtuelle transformiert werden können.
Einige Projekte wurden bereits fertiggestellt, so Philip Grönings VR-Experience Oktoberfest Phantom, die während der Dauer des abgesagten Oktoberfests im Münchner Museum Villa Stuck sowie zeitversetzt im TANK Shanghai zu sehen war.
Filmtheater
Insgesamt flossen im letzten Jahr vom FFF Bayern 2,9 Mio. Euro in die Unterstützung der Kinos, eine Million mehr als im Vorjahr. Darin enthalten sind 1,28 Mio. Euro Fördermittel für 36 Investitionsvorhaben.
Um den Kinos in der schwierigen Situation zu helfen, wurden die FFF Programmprämien 2020 mit insgesamt 860.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt: Vergeben wurden 80 Prämien mit jeweils 10.000 Euro sowie drei Spitzenpreise im Wert von 15.000 Euro, 20.000 Euro und 25.000 Euro. Im Jahr zuvor waren 415.000 Euro an 60 Filmtheater gegangen. Einige Kinos stellten 2020 erstmals einen Antrag auf die Förderung und/oder wurden erstmals vom FFF prämiert, darunter die Filmtheater in Freyung in Niederbayern, Wolnzach, Waldkraiburg und Moosburg in Oberbayern, Neustadt an der Aisch in Mittelfranken, Miltenberg in Unterfranken und Schwandorf in der Oberpfalz.
Die Mittel für die Programmprämien wurden wie in den Vorjahren aus regulären Fördergeldern in Höhe von 450.000 Euro bestritten; sie stammen von den FFF Gesellschaftern Freistaat Bayern, BR, ZDF, ProSiebenSat.1, RTL, BLM und Sky. Das Bayerische Staatsministerium für Digitales stockte diese Mittel um 410.000 Euro auf insgesamt 860.000 Euro auf.
Im Corona-Hilfsprogramm wurden 155 Sofort-Prämien in Höhe von jeweils 5.000 Euro ausbezahlt. Die Gesamthöhe betrug hier 775.000 Euro.
Filmfestivals und Fachveranstaltungen
Die von der Krise am schwersten getroffenen Förderempfänger – Filmtheater, Filmfestivals, Fachveranstaltungen – konnten und können sich auch und gerade während der Krise auf den FFF verlassen.
Der FFF Bayern hat im letzten Jahr auch bei der Festivalförderung flexibel auf die aktuellen Herausforderungen reagiert. Alle Festivals haben wie gewohnt Förderempfehlungen erhalten. Diejenigen, die schlussendlich abgesagt, verschoben oder verändert werden mussten, erhielten eine angepasste Unterstützung. Gefördert wurden auch die neu entwickelten Konzepte wie Online-Festivals (DOK.fest München, Hard:Line Regensburg, 20minmax Ingolstadt), Hybrid-Festivals (Hofer Filmtage) oder Open-Air Festivals (Fünf Seen Film Festival).
Der Freistaat Bayern hat die Festivalförderung in den letzten drei Jahren gestärkt und damit eine Weiterentwicklung der Festivals ermöglicht. Gingen 2018 noch 590.000 Euro an 15 Festivals, so waren es 2019 bereits 920.500 Euro für 21 Festivals und im letzten Jahr bis zu 932.285 Euro, die an 15 Festivals ausgereicht wurden.
Auch bei der Förderung von Fachveranstaltungen wurden die Empfehlungen an die momentane Situation angepasst und digitale Umsetzungen unterstützt. Das galt beispielsweise für die Seriencamp Conference, den Bundeskongress der kommunale Kinos, das web:series lab und das Forum der Filmwirtschaft.
Dreharbeiten
Die Film Commission Bayern stand den Produktionsteams zur Seite; die Anzahl der Drehtage sank im Vergleich zum Vorjahr nur minimal.
Die Gesamtzahl der Drehtage in Bayern liegt 2020 fast gleichauf mit der Zahl des Vorjahres: So drehten Teams an 3.886 Tagen im Freistaat, im Jahr 2019 waren es 3.968. Der Großteil der Produktionen wird unabhängig von der Förderung realisiert, so zum Beispiel die meisten der in München und Oberbayern gedrehten Serien und Reihen, die kurz nach dem ersten Lockdown ihre Dreharbeiten wieder aufnahmen und diese auch verlängerten. In der Stadt München wurde im Sommer und Herbst 2020 wesentlich mehr gedreht als im Vorjahr, allein die Zahl der für Dreharbeiten genehmigten Halteverbote war im Herbst bis zu 72 Prozent höher als im Vorjahr. Nach Einschätzung der Film Commission Bayern gab es in der Zeit, in der normalerweise das Oktoberfest stattgefunden hätte, mehr Dreharbeiten als in den Vorjahren, was durch den zusätzlichem Platz und verfügbare Hotels ohne Spitzenpreise begünstigt worden sei. Zu den vielen Produktionen im Herbst gehörte der Netflix-Film Munich 1938, der unter der Regie von Christian Schwochow in München an Originalschauplätzen wie der Hochschule für Musik und Theater München, dem Odeonsplatz und dem Königsplatz gedreht wurde. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Harris soll in diesem Jahr bei dem Streamingdienst zu sehen sein.
Um Grünes Drehen zu professionalisieren, unterstützte der FFF Bayern das Curriculum der neuen Weiterbildung "Green Consultant Film & TV" an der IHK Akademie München und Oberbayern. In dieser geht es auch darum, wie Produktionsteams in Zeiten strenger Schutz- und Hygieneauflagen ökologische Standards erfüllen können.
Die weiteren Aussichten
Es geht weiter!
In vier Wochen beginnt die 71. Berlinale als Industry-Online-Festivalausgabe (1.-5. März 2021). Im Wettbewerb läuft auch eine FFF-geförderte Kinoproduktion, die Titel des Wettbewerbs gibt die Festival-Leitung am 11. Februar 2021 bekannt. FFF-geförderte Serien werden bei der Berlinale Series Market & Conference (2.-5. März 2021) präsentiert. Von den vier deutschen Serien, die es in die Auswahl „Upcoming Series From Germany“ geschafft haben, wurden drei in Bayern produziert und vom FFF gefördert: Wild Republic (Lailaps Pictures für MagentaTV und SWR/WDR, Drehbuch: Jan-Martin Scharf, Arne Nolting, Regie: Markus Gollar und Lennart Ruff), Para – Wir sind King (W&B Television für TNT Serie, Drehbuch: Hanno Hackfort, Luisa Hardenberg, Katharina Sophie Brauer, Regie: Özgür Yildirim) sowie Blackout – Morgen ist es zu spät (W&B Television für ProSiebenSat.1/ Joyn, Drehbuch: Lancelot von Naso, Kai Uwe Hasenheit, Regie: Lancelot von Naso, Oliver Rihs). Für die Präsentation unter dem neuen Label "Series Market Selects" hat das Berlinale Series-Gremium zwölf herausragende Serien aus aller Welt mit kommerziellem Potenzial ausgewählt, darunter eine Produktion aus Deutschland: die FFF-geförderte und in München gedrehte Serie Katakomben, realisiert für ProSiebenSat.1 und Joyn von Neuesuper und den Creators Jakob M. Erwa und Florian Kamhuber. Im Programmpunkt „Series Market Selects“ werden 12 Produktionen aus Europa, Australien, Russland und Kanada gezeigt.
Am 19. Februar 2021 starten zwei FFF-geförderte Serien auf internationalen Plattformen: Tribes of Europa, produziert von W&B Television mit Showrunner Philip Koch wird auf Netflix zu sehen sein. Auf Amazon Prime startet am selben Tag Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Produzenten der High-End Serienadaption sind Oliver Berben und Sophie von Uslar. Annette Hess ist Head-Autorin und Creative Producerin, Regie führte Philipp Kadelbach, der auch Creative Producer der Serie ist.
Nächste Woche, am 9. Februar 2021, gibt die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences bekannt, welche Kinofilme es in der Kategorie Best International Feature Film für den 93. Oscar® auf die Shortlist geschafft haben. Hoffnungen machen kann sich das Team der FFF-geförderten Produktion Und morgen die ganze Welt (Kings & Queens Filmproduktion, Regie: Julia von Heinz, Drehbuch: Julia von Heinz und John Quester). Der Kinofilm startet im April bei Netflix, nachdem er Ende Oktober nur vier Tagen im Kino lief, bevor die Kinos schließen mussten.
Auf dieselbe Weise betroffen von den Schließungen waren die beiden Familienfilme Drachenreiter und Jim Knopf und die Wilde 13. Auf ihren Kinostart warten momentan u.a. folgende FFF-geförderte Produktionen: Resistance, Der Boandlkramer und die ewige Liebe, Die Biene Maja – Das geheime Königreich, Der junge Häuptling Winnetou, Walchensee Forever, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Weißbier im Blut, Hilfe, ich habe meine Freunde geschrumpft, Die Schule der magischen Tiere, Oskars Kleid, Lost in Face, Tides und Ostwind – Der große Orkan. Der Kinostart von Kaiserschmarrndrama ist für den 5. August 2021 geplant.
Auch neue FFF-geförderte XR-Projekte werden nach dem Ende des Lockdowns präsentiert werden können. So zum Beispiel Mensch Maschine – Tracing the negative Space. Die ortsgebundene VR-Experience von Angelika Maria Mahnecke ist eine immersive, interaktive, bewegungsgesteuerte Videotanzperformance, die sich mit dem Konflikt zwischen technikgetriebenem Perfektionismus und der Sehnsucht nach Selbstfindung auseinandersetzt.
Viele Games werden 2021 ihren Release feiern, darunter Lazuli und die Wörter (Funline Media), VR Skater (Deficit Games), Spacebase Startopia (Realmforge Studios), Karnak (Conquista Games), 1630 – The Thirty Years War (Conquista Games), Wurzelimperium 2 (Upjers) und der Speedrunner Afterthought von Studio Moondowner. Das bereits im Early Access zugängliche Coop-Partyspiel Can’t drive this von Pixel Maniacs wird im kommenden Jahr auf allen führenden Konsolen selbst als geboxtes Spiel und in 22 Sprachen veröffentlicht werden. Die Nachtfahrt der Sonne – Ein Augmented Reality Adventure (ARaction)wird voraussichtlich im Frühjahr im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst München als Location Based AR-Erlebnis mit modernster Technik durch die Sammlung führen.
Die bayerischen Filmfestivals haben im vergangenen Jahr mit neuen Formen der Umsetzung experimentiert; einige dieser Wege werden möglicherweise auch in diesem Jahr beschritten.
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