Wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Euro-Währungsgebiet nach institutionellen Sektoren: drittes Quartal 2020

• Die Ersparnisbildung (netto) im Euroraum verringerte sich in den vier Quartalen bis zum dritten Quartal 2020 auf 534 Mrd €, verglichen mit 618 Mrd € im Vorquartal.

• Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum Einkommen erhöhte sich im dritten Quartal 2020 auf 95,7 %, verglichen mit 93,5% ein Jahr zuvor.

• Die Verschuldung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Verhältnis zum BIP (konsolidierte Messgröße) lag im dritten Quartal 2020 bei 83,8 %, verglichen mit 79,3 % im dritten Jahresviertel 2019.

Gesamtwirtschaft des Euro-Währungsgebiets

Die Ersparnisbildung (netto) im Euroraum verringerte sich in den vier Quartalen bis zum dritten Jahresviertel 2020 auf 534 Mrd € (dies entspricht 5,9 % des verfügbaren Nettoeinkommens im Euroraum), verglichen mit 618 Mrd € in den vier Quartalen bis zum zweiten Jahresviertel 2020. Grund hierfür war, dass die stärker negative Ersparnisbildung (netto) im Sektor Staat und die geringere Ersparnisbildung (netto) der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften nur teilweise durch ein stärkeres Sparen der privaten Haushalte ausgeglichen wurden. Die Nettosachvermögensbildung sank von zuvor 389 Mrd € auf 323 Mrd € (was 3,5% des verfügbaren Nettoeinkommens entspricht). Zurückzuführen war dies hauptsächlich auf eine geringere Vermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften.

Der Finanzierungsüberschuss des Euroraums gegenüber der übrigen Welt sank im selben Zeitraum von 236 Mrd € auf 221 Mrd €, da der Rückgang der Nettosachvermögensbildung nur teilweise durch die Abnahme der Ersparnisbildung (netto) ausgeglichen wurde. Der Finanzierungsüberschuss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften erhöhte sich von 25 Mrd € auf 59 Mrd € (0,7 % des verfügbaren Nettoeinkommens), während der Finanzierungsüberschuss der finanziellen Kapitalgesellschaften mit 74 Mrd € (0,8 % des verfügbaren Nettoeinkommens) weitgehend unverändert blieb. Der Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte stieg von 571 Mrd € auf 661 Mrd € (7,3 % des verfügbaren Nettoeinkommens). Die Zunahme des Finanzierungsüberschusses innerhalb des gesamten privaten Sektors wurde durch eine Ausweitung des Finanzierungsdefizits des Sektors Staat (von -4,7 % auf -6,3 % des verfügbaren Nettoeinkommens) mehr als ausgeglichen.

Private Haushalte

Die Jahreswachstumsrate der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte erhöhte sich im dritten Quartal 2020 auf 3,5 %, verglichen mit 3,3 % im zweiten Jahresviertel. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren gestiegene Anlagen in Bargeld und Einlagen wie auch in Anteilsrechten sowie eine geringere Nettoveräußerung von Schuldverschreibungen.

Die privaten Haushalte waren insgesamt Nettokäufer von börsennotieren Aktien: Ihre Anlagen in Aktien, die von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, sonstigen Finanzinstituten, Versicherungsgesellschaften und dem Sektor der übrigen Welt (Anteilsrechte Gebietsfremder) emittiert wurden, nahmen per saldo zu.

Demgegenüber waren sie weiterhin Nettoverkäufer von Schuldverschreibungen der MFIs sowie – in geringerem Maße – des Sektors Staat, der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und der übrigen Welt. Ihre Bestände an Schulverschreibungen aus anderen Sektoren stockten sie indessen marginal auf (siehe nachfolgende Tabelle 1 sowie Tabelle 2.2 im Anhang).

Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum Einkommen1 erhöhte sich im dritten Quartal 2020 auf 95,7 %, verglichen mit 93,5 % im entsprechenden Vorjahresquartal. Grund hierfür war, dass die Kreditverbindlichkeiten der Haushalte stärker anstiegen als ihr verfügbares Einkommen. Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP nahm ebenfalls zu, nämlich von 57,7 % im dritten Quartal 2019 auf 61,6 % im dritten Quartal 2020 (siehe Abbildung 2). Hierzu trugen sowohl ein Anstieg der Verschuldung als auch ein Rückgang des BIP bei.

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften

Die Jahreswachstumsrate der Finanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften stieg im dritten Quartal 2020 auf 2,1 % nach 1,9 % im Vorquartal. Ursächlich hierfür waren eine etwas raschere Zunahme der Finanzierung über Aktien und Kredite (insbesondere von anderen nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften) sowie ein langsamerer Rückgang der Handelskredite. Das Wachstum der Finanzierung über Schuldverschreibungen schwächte sich ab (siehe nachfolgende Tabelle 2 sowie Tabelle 3.2 im Anhang).

Anmerkung

Die Daten stammen aus der zweiten Veröffentlichung der vierteljährlichen Sektorkonten für das Euro-Währungsgebiet und wurden von der Europäischen Zentralbank (EZB) und Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht. Die Pressemitteilung enthält Revisionen und vervollständigte Daten für alle Sektoren gegenüber der ersten vierteljährlichen Veröffentlichung der Ergebnisse zu den privaten Haushalten und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Euro-Währungsgebiet, die am 12. Januar 2021 herausgegeben wurde (nur auf Englisch).

Die Angaben zur Verschuldung im Verhältnis zum BIP (bzw. zum Einkommen) werden berechnet aus der Verschuldung im Referenzquartal geteilt durch die Summe des BIP (bzw. des Einkommens) in den vier Quartalen bis zum Referenzquartal. Der prozentuale Anteil der nichtfinanziellen Transaktionen (z. B. Sparen) am Einkommen bzw. am BIP wird ermittelt als die Summe aus den vier Quartalen bis zum Referenzquartal, und zwar sowohl für den Zähler als auch den Nenner.

Die Jahreswachstumsrate der nichtfinanziellen Transaktionen und der Bestände an Forderungen und Verbindlichkeiten stellt die prozentuale Veränderung des Wertes im betreffenden Quartal gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal dar. Die für finanzielle Transaktionen herangezogenen Jahreswachstumsraten beziehen sich auf den Gesamtwert der im Verlauf des Jahres getätigten Transaktionen im Verhältnis zum Bestand ein Jahr zuvor.

Die nächste Veröffentlichung des Berichts der EZB zum Sektor der privaten Haushalte (nur auf Englisch) mit Ergebnissen für das Euro-Währungsgebiet und alle EU-Länder ist für den 9. Februar 2021 vorgesehen.

Die Hyperlinks in dieser Pressemitteilung verweisen auf Daten, die sich aufgrund von Revisionen mit jeder neuen Veröffentlichung ändern können. Die im Anhang aufgeführten Tabellen und Abbildungen stellen eine Momentaufnahme der zum gegenwärtigen Zeitpunkt gültigen Daten dar.

Die Erstellung der vierteljährlichen finanziellen Sektorkonten war möglicherweise durch die Covid-19-Krise beeinträchtigt.Weitere Informationen zu den möglichen Auswirkungen auf die vierteljährlichen finanziellen Sektorkonten sind hier abrufbar (nur auf Englisch).

1 Berechnet als Kredite dividiert durch das verfügbare Bruttoeinkommen (bereinigt um die Zunahme betrieblicher
Versorgungsansprüche).

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