Diese Neuzüchtungen sind ein unentbehrlicher Baustein auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Weinbau, der sich zudem für den Klimawandel wappnen muss. Durch ihre Widerstandskräfte gegen die wichtigsten pilzlichen Schaderreger ermöglichen neue Sorten wie Regent, Calardis Blanc und Felicia der Forderung, nachhaltiger zu produzieren, zu entsprechen. Die EU hat kürzlich im Rahmen des „Green Deals“ die Prämisse ausgegeben, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Neue widerstandsfähige Sorten erreichen schon heute dieses Ziel, einige Sorten übertreffen es deutlich. Konkret können durch den Anbau der Sorte Felicia bis zu zwei Drittel der Fungizide eingespart werden.
Entstanden ist die Sorte 1984 aus ein Kreuzung der resistenten Elternsorten Sirius und Vidal Blanc. Neben mittelstarker Widerstandsfähigkeit gegen Echten und Falschen Mehltau besitzt die Sorte auch eine Resistenz gegen die Schwarzfäule. Damit kann auch der Einsatz von Kupfer verringert werden.
Kurzprofil zur Rebe und Weinstilistik
Im Weinberg erkennt man Felicia gut durch ihre markant glänzenden Blätter. Typisch für die Sorte sind große und lockerbeerige Trauben, die sich auch für den direkten Verzehr eignen. Mit drei bis vier Trauben pro Trieb weist die Sorte ein relativ hohes Ertragsniveau auf. Durch die lockere Traubenstruktur ist Felicia recht unempfindlich gegenüber Botrytis. Aufgrund ihres nicht ganz aufrechten Wuchses ist die Heftarbeit im Weinberg jedoch etwas aufwändiger. Sie reift vergleichbar mit Müller-Thurgau.
Sensorisch steht Felicia für einen leichten und feinfruchtigen Weintyp. Das dezente Bukett ist geprägt von feinen, reifen Fruchtaromen wie Apfel, Aprikose und Banane, die in manchen Jahren mit einem leichten Muskatton kombiniert sind. Der Wein besitzt eine harmonische Säure. Aufgrund der vorwiegend dezenten Weinstilistik ist die Sorte auch ein interessanter Cuvee-Partner.
Hintergrund
Da bestimmte Kulturarten wie Rebe und Obst extrem lange Züchtungszeiten haben und die Züchtung krankheitsresistenter neuer Sorten durch das gesellschaftliche Interesse an reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gestützt wird, züchtet das JKI als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen bei Rebe und Obst bis zur fertigen Sorte.
Das Julius Kühn-Institut (JKI) vereint unter seinem Dach 17 Fachinstitute an 10 Standorten in Deutschland. Hauptsitz ist Quedlinburg. Weitere Standorte sind Braunschweig, Berlin, Kleinmachnow, Dresden, Darmstadt, Dossenheim, Münster, Siebeldingen sowie Groß Lüsewitz. Das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen ist eines von vier Forschungsinstituten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). www.julius-kuehn.de
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