Der Mondstand bestimmt den Fälltermin

Rund 35 Douglasien-Bäume bestellt Bauherr Alexander Kühn bei den Niedersächsischen Landesforsten für das neue Wohnhaus. Die stattlichen, fast 90 Jahre alten Bäume stehen acht Kilometer von seinem geplanten Blockhaus entfernt. Das Besondere an seinem Eigenheim: Das Holz wird genau nach Kalender bei abnehmendem Mond Anfang Februar im Solling gefällt. Noch vor Ort im Wald werden die Stämme auf längstens 18 Meter eingesägt. Warum ein komplettes Haus aus Mondphasenholz? Für Bauherrn Kühn ist Holz der natürliche Rohstoff aus der Region, der in den Sollingwäldern täglich nachwächst. „Das jetzt im Winter bei abnehmendem Mond geerntete Holz enthält mehr gebundenes Wasser in seinem Inneren. Die massiv verbauten Balken haben dadurch einen minimal größeren Schwund und erlangen eine höhere Dichte. Dadurch verformt das Holz weniger und ist unempfindlicher gegen Fäulnis“, beschreibt Kühn die Merkmale. Schnelle Bauzeiten und kurze Wege beim Einschnitt der Stämme mit dem mobilen Sägewerk auf dem eigenen Grund seien weitere Vorteile. Hinzu kämen die positiven Eigenschaften der Douglasie. Ihr Holz ist in der Baubranche bekannt für natürliche Dauerhaftigkeit und gilt selbst in unbehandeltem Zustand als witterungsbeständig. Der Bauherr verspricht sich vom Mondholz zudem einen besseren Brandschutz und geringere Anfälligkeit gegenüber Insektenbefall. Alexander Kühn beruft sich auf weltweite historische Erfahrungen und neuzeitliche Studien über die Eigenschaften von Mondholz. Hilfe beim Bau bekommt er von Markus Merkle, einem Blockhausbauer aus dem Schwarzwald.

Highlight im Försterleben

Revierförster Peter Martensen pflegt den Wald bei Volpriehausen und hat zusammen mit dem Bauherrn die geeigneten Douglasien-Stämme ausgewählt. In seiner Försterei Delliehausen am südöstlichen Sollingrand wachsen bislang nur an wenigen Stellen geeignete Douglasien, die die Stärke und Höhe erreichen, die für ein solches Blockhaus gebraucht werden. „Mindestens drei Förstergeneration haben in diesen Beständen gearbeitet, die gerade im besten Alter sind, wo das Holz optimale Verwendung findet“, freut sich der Forstmann. Selten erleben Martensen oder andere Forstleute so unmittelbar mit, was aus ihren Bäumen am Ende hergestellt wird. Peter Martensen kann das nun Schritt für Schritt mitverfolgen: Von der handverlesenen Auswahl jedes einzelnen Stammes über das Fällen im winterlichen Februar bis zur Weiterverarbeitung vor Ort im Wald und auf der Baustelle. „Ein komplettes Haus aus massiven Bäumen wachsen zu sehen, die aus meinem Revier stammen, ist für mich ein Highlight meiner langjährigen Dienstzeit. An der Stelle, wo die Douglasien gefällt werden, wachsen bereits neue Bäume nach und schließen die Lücken. Meine Nachfolger werden die Freistellen kaum mehr finden, wo mal die 35 Blockhaus-Stämme standen.

Das Holz der kurzen Wege

Was früher in Südniedersachsen weit verbreitet war kommt langsam wieder in Mode – das Bauen mit Holz und die Verwendung von Rohstoffen aus der Region. Bauherren achten heutzutage mehr auf Kriterien wie Nachhaltigkeit oder Klimafreundlichkeit sagen Architekten – das Holzhaus aus Douglasien im Solling ist dafür ein Beispiel. Und auch Alexander Kühn und seine Freundin Jessica Wiegand wollen ihr selbstgeplantes Mondholzhaus nach ökologischen Standards errichten. Was zeichnet das Holz der Douglasie aus? Es ist vielfältig verwendbar und hat einen warmen, leicht rötlichen Ton. Verarbeitet wird es gerne im Außenbereich als Konstruktionsholz für Carports, Balkone, Terrassendielen oder als Außenverschalung. Gartenmöbel, die der Witterung ausgesetzt sind, oder Dielen in alten Landhäusern oder Schlössern werden aus ihnen hergestellt. Und natürlich liefert die Douglasie in naturbelassener Form ein hochwertiges Bauholz mit guten technischen Eigenschaften. „Dass mein Holz sprichwörtlich direkt vor der Hütte wächst war für mich ein entscheidender Punkt“, sagt Bauherr Kühn. Das erspare ihm weite Transportwege und schone die Umwelt.

Baumart mit langer Geschichte

Die Douglasie ist ein schnell wachsender Nadelbaum, der um das Jahr 1830 erstmals in Deutschland eingeführt wurde. Auch in vielen anderen Ländern der Erde hat sich diese Baumart bewährt. In Europa zählt sie zu den wichtigsten nicht heimischen Baumarten. Forstleute begannen vor gut 150 Jahren mit den ersten Anpflanzungen in Deutschland. Heute bestaunen sie faszinierende Douglasienwälder und haben nachgewiesen, dass sich die Douglasie als Mischbaumart positiv in das heimische Waldökosystem integrieren lässt. Weitere Vorteile dieser Baumart beschreibt Dr. Johannes Wobst vom Niedersächsischen Forstamt Dassel: „Douglasien finden auf fast allen unserer Sollingstandorte hervorragende Wuchsbedingungen. Sie verwurzeln sich intensiver und tiefer als unsere heimischen Fichten und erweisen sich insbesondere bei Wind- und Wetterextremen wie den letzten trocken-heißen Jahren als stabiler und weniger anfällig gegen Borkenkäferkalamitäten. Das macht sie im Zuge des Klimawandels im Solling zu einer interessanten Baumart für die Zukunft“, so die Hoffnung des Betriebsdezernenten im Forstamt Dassel.

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