Dafür, dass es derzeit läuft, hat die Schule große Anstrengungen unternommen. Und dabei vor allen Dingen die Schülerinnen und Schüler in den Blick genommen, die sich mit der ersten Phase des Homeschoolings im vergangenen Frühjahr schwergetan haben. „Eigentlich bin ich ein totaler Verfechter des Präsenzunterrichts, weil durch die Distanz vieles verlorengeht“, sagt die Schulleiterin. „Man kann nicht durch die Reihen gehen, man nimmt die Körperhaltung der Schülerinnen und Schüler nicht wahr.“ Aber inzwischen ist die Schule für den Digitalunterricht gerüstet und Büscher wünscht sich, damit so lange „fröhlich weitermachen zu können“, bis eine vollständige Rückkehr in den Präsenzunterricht möglich ist. „Ich hoffe, dass wir nicht irgendwann mit allen Schülern in den Teilpräsenzunterricht wechseln müssen.“
Schule wollte sich mit dem Abtauchen von Schülern nicht abfinden
Im vergangenen Frühjahr, in der ersten Phase des Distanzunterrichts, musste noch viel improvisiert werden, wie überall. Und die Direktive, nur positive Leistungen zu werten, weil in manchen Haushalten noch die technischen Voraussetzungen für Digitalunterricht fehlten, führte mitunter zum konsequenzlosen Abtauchen gerade derjenigen, die Förderung am nötigsten gebraucht hätten. Aber die Schule wollte sich damit nicht abfinden. „Wir haben uns im Sommer gefragt, bei wem sich der Distanzunterricht spürbar nachteilig ausgewirkt hat, und fast einhundert Namen identifiziert“, blickt Büscher zurück.
„Back to school“-Gespräche ergründeten die jeweiligen Problemlagen
Es folgten „Back to school“-Gespräche, mit Bedacht nicht von Lehrkräften geführt, sondern von den Sozialpädagogen des Ganztagsteams. Ihr Ziel: herauszufinden, was das Problem der aufgelisteten Schülerinnen und Schüler war. Lag es an der technischen Ausstattung oder eher am Computerzocken bis in die Nacht und einer fehlenden Tagesstruktur? Parallel brachte sich das Kollegium in Sachen Digitalunterricht auf Stand – nicht nur technisch, sondern auch pädagogisch. „Es kann ja nicht sein, dass wir uns präsent um Unterrichtsformen bemühen, die nicht nur lehrerzentriert sind, aber im Digitalunterricht dann alle den ganzen Tag vor der Mattscheibe sitzen.“
Unterricht erfolgt auch digital 1:1 nach Stundenplan
Ergebnis aller Überlegungen: Seit dem Ende der Präsenzpflicht Mitte Dezember läuft der komplette Unterricht in allen Jahrgangsstufen digital – und nach Stundenplan. Will heißen: Wo die Klasse sich vorher im Klassenraum traf, trifft sie sich jetzt per Videokonferenz. Das Einrichten von Breakout-Räumen ermöglicht auch digitale Gruppenarbeit. Auf der vom Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellten Lernplattform Logineo sind alle Kurse und Klassen der Johannes-Löh-Schule angelegt. Es gibt ein digitales Klassenbuch, Wochen- und Stundenpläne, von denen man sich dank eines engagierten IT-Teams direkt in den jeweiligen Unterricht einloggen kann. Bis auf Sport werden so alle Fächer digital angeboten, eine klare Tagesstruktur, die gerade den Förderbedürftigen hilft.
150 digitale Endgeräte sind bestellt
Und die Ausstattung soll sich noch verbessern: 150 Endgeräte sind über den Digitalpakt bestellt und zugesagt worden. Zwar gibt es bis dahin noch Fälle, in denen der Unterricht nur über das Smartphone verfolgt werden kann. „Für mich wäre das eine Zumutung, aber die Schüler kommen relativ gut damit zurecht“, sagt Büscher. Und die Schule hat für Zwischenlösungen gesorgt. Im benachbarten Ganztagsgebäude wurden über das ganze Haus verteilt digitale Arbeitsplätze eingerichtet, die von Fünft- und Sechstklässlern auch heute noch im Notfall genutzt werden können. Rund 20 Kinder machen davon Gebrauch. „Und alle Laptops der Schule, die wir nicht für die Notbetreuung benötigen, haben wir ausgeliehen“, so die Rektorin. Zum Teil wurden auch PCs in die Notbetreuung integriert, um so wieder Laptops zum Verleihen freizubekommen.
Spenden lindern die Not bei Problemfällen
Gerätespenden, unter anderem vom örtlichen Schulcaterer, haben zusätzlich geholfen, manche Not zu lindern. So konnten auch Flüchtlingskinder aus der achten, neunten oder zehnten Klasse, denen zu Hause noch jede digitale Möglichkeit fehlt, mit Tablets versorgt werden. „Wir haben nur noch sehr wenige Problemfälle“, sagt Büscher. Dank des digitalen Klassenbuchs gibt es einen verlässlicheren Überblick über Fehlzeiten, durch die „Back to School“-Gespräche vom Sommer sind die Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten bekannt und das Team des Ganztags hakt nach, wo Unterstützung notwendig ist. Rechtlich unklar ist noch die Frage der Klassenarbeiten: Einerseits sind sie derzeit ausgesetzt, andererseits gilt weiter die Ausbildungs- und Prüfungsordnung mit ihrer festgesetzten Zahl an Arbeiten. Für Büscher darf es nicht nur darum gehen, dass Jugendliche durch die Pandemie keine Nachteile haben sollen, „sondern auch darum zu wissen, was sie tatsächlich gelernt haben“.
Halbjahreszeugnisse am 29. Januar
Dennoch: Am 29. Januar gibt es Halbjahreszeugnisse. Die entsprechenden Konferenzen dazu haben digital stattgefunden, natürlich. Seit dieser Woche, so hat es NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekanntgegeben, sind nun auch über die Plattform Logineo Videokonferenzen möglich. Alles ist in Bewegung. Die Schüler bitten inzwischen zum Teil, die digitalen Gruppenarbeiten noch verlängern zu können, um so ihre sozialen Kontakte zu pflegen. „Wir wurden sogar schon von Schülern für die gute Qualität des Unterrichts gelobt“, erzählt die Rektorin und lacht über die ungewohnte Erfahrung. „Und ich mache heute Sachen, von denen ich im vergangenen März noch gar nicht wusste, dass es sie gibt.“
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Stichwort: Johannes-Löh-Gesamtschule
Die Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid ist zum Schuljahr 2014/2015 an den Start gegangen. Trägerin ist die Evangelische Kirche im Rheinland. Parallel liefen die evangelische Realschule und die städtische Hauptschule aus. Die Gesamtschule hat derzeit 697 Schüler und 62 Lehrkräfte. In zwei Jahren macht der erste Jahrgang Abitur.
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