Im chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ gehören die Trockenmauern zur Pflege- und Entwicklungsplanung, die derzeit erarbeitet wird. Trockenmauern sind wichtige Biotopvernetzungsachsen, vor allem in den Räumen, die durch Weinbau genutzt werden. Im Pflege- und Entwicklungsplan werden derzeit Maßnahmen erarbeitet, wie die Trockenmauern wieder als Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten verbessert angenommen werden. Gleichzeitig sollen die Bauwerke als Relikte für frühere, regionaltypische Bewirtschaftungsweisen stärker in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit rücken.
Die Pflege- und Entwicklungsplanung für die „Neuen Hirtenwege im Pfälzerwald“ sieht vor, dass bestimmte Trockenmauern revitalisiert werden und eine modellhafte Pflege erfahren sollen. Zu den Maßnahmen, die das Hirtenwege-Team bisher plant, gehören zudem das Sichern der Mauern, die Freistellung von zugewachsenen Trockenmauern und die Ergänzung von Mauerteilen beziehungsweise der Wiederaufbau von eingestürzten Mauerteilen.
Trockenmauern im Sommer und Winter
Vor allem an warmen Tagen im Sommer kann man diesen lebendigen Lebensraum besonders gut beobachten, wenn aus den Ritzen und Spalten der Trockenmauern Farne und Kriechpflanzen wie Mauerraute, Blaugrüner Steinbrech oder Zwergglockenblume hervorschauen und Zaun- und Mauereidechsen darauf entlanghuschen. Trockenmauern unterscheiden sich von den gängigen Beton-Mauern unter anderem dadurch, dass sie aus Natursteinen bestehen und ganz ohne Mörtel auskommen. Das hilft Tieren wie der Mauereidechse, sich tief im Mauerwerk vor Feinden zu verstecken. Werden Trockenmauern neu angelegt, können beispielsweise auch seltene Vogelarten wie der Steinschmätzer von diesem Lebensraum profitieren, indem man spezielle Nisthilfen an den Mauern anbringt.
Dass die Trockenmauern ohne Mörtel aufgeschichtet werden, ist auch im Winter wichtig für Amphibien und Reptilien. Sie können sich für ihre Winterstarre in die Ritzen zurückziehen. Sollten sie sich nämlich nicht gut verstecken, sind sie als wechselwarme Tiere bei kalten Temperaturen ihren Feinden ausgeliefert. An regnerischen Tagen zeigt sich noch eine weitere Deutungsmöglichkeit für den Namen „Trocken“-Mauer: Die Bauwerke können kein Wasser speichern. Ohne Mörtel oder anderes Füllmaterial fließt bei Wasserüberschuss wie etwa bei Starkregen das Wasser einfach ab und es bildet sich keine Staunässe. Interessanterweise bleibt die Temperatur im Inneren der Mauern Tag und Nacht ungefähr gleich, es gibt hier nur geringe Schwankungen. Sowohl im Sommer als auch im Winter herrscht im Mauerinneren ein relativ stabiles Klima, auch wenn draußen die Temperaturen unstet sind.
Gut gebaute Trockenmauern können viele Jahrzehnte überdauern. Von Kälteschäden, die manche Bauten erleiden, wenn sich beispielsweise Eis entwickelt und durch die Ausdehnung Kälterisse entstehen, sind die Trockenmauern wenig betroffen. Trockenmauern zerfallen vor allem dann, wenn sich niemand mehr um ihre Instandhaltung kümmert und sie langsam verwittern. Das passiert etwa auf alten Weinbergstandorten, die nicht mehr als solche genutzt werden und von der Natur zurückerobert werden.
Mit dem chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ kann der Lebensraum Trockenmauer eine neue Wertschätzung erfahren.
chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“
Das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ wird im Biosphärenreservat Pfälzerwald umgesetzt, Projektträger ist der Bezirksverband Pfalz. Die Förderung des Vorhabens erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie durch das Land Rheinland-Pfalz. Projekt I wird mit 1,8 Millionen Euro gefördert. Nach erfolgreichem Abschluss der Projektplanung in Projekt I im Jahr 2022 würde sich für weitere zehn Jahre Projekt II anschließen, in dem die in Projekt I erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Informationen auch unter www.hirtenwege-pfaelzerwald.de.
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