Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie sind in Europa zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung von einem Eisenmangel betroffen. Eisenmangel ist eine Hauptursache von Anämie (Blutarmut), schwerwiegende gesundheitliche Langzeitschäden wie Herzerkrankungen oder Entwicklungsstörungen bei Kindern können die Folge sein. Dabei sind die Ursachen für niedrige Eisenspiegel sehr unterschiedlich: verminderte Eisenaufnahme aus der Nahrung, erhöhter Eisenverbrauch während einer Schwangerschaft oder bei Kindern und Jugendlichen, sowie Blutverlust im Verdauungstrakt gehören dazu. Eisenmangel kann auch als eine Begleiterkrankung von chronischen Krankheiten auftreten, z.B. bei Autoimmunerkrankungen, Krebs oder chronischen Infektionen.
"Wir präsentieren in unserer Veröffentlichung Empfehlungen zu state-of-the-art-Diagnostik und Behandlung des Eisenmangels sowie seiner Ursachen", sagt Prof. Dr. Martina Muckenthaler. "So raten wir, dass Männer und Frauen nach der Menopause zur Abklärung eines Eisenmangels einen Gastroenterologen aufsuchen. Auch eine Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber Gluten, eine so genannte Zöliakie sollte abgeklärt werden." Auch konnte in klinischen Forschungsarbeiten gezeigt werden, dass eine Gabe von oralem Eisen, z.B. in Tablettenform, an jedem zweiten Tag ein besseres Behandlungsergebnis erzielt als eine tägliche Einnahme, vor allem wenn der Eisenmangel mild ist. "Bei sehr ausgeprägtem Eisenmangel gibt es mittlerweile exzellente intravenöse Eisentherapien, welche aber in der Klinik gegeben werden sollten – dies führt zu einem sehr schnellen Auffüllen der Eisenspeicher", so Muckenthaler.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Kulozik, Ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie und Immunologie des Universitätsklinikums Heidelbergs, leitet sie das deutschlandweite Register für die seltenen angeborenen Anämien, finanziert durch die Dietmar Hopp Stiftung. Hier werden Erkrankungsmerkmale, genetische Ursachen, Therapie und Therapieerfolg systematisch erfasst. "Ein solches Register bietet erstmals die Möglichkeit, mehrere Patienten mit seltenen Anämieformen zu vergleichen, möglicherweise typische Konstellationen zu identifizieren und bei ungeklärter Ursache die Therapie entsprechend anpassen zu können", so Professor Muckenthaler. Im Rahmen dieses Registers findet auch eine Beratung von Ärzten anderer Klinken oder niedergelassener Kollegen statt.
Literatur:
Iron deficiency. Sant-Rayn Pasricha, Jason Tye-Din, Martina U Muckenthaler, Dorine W Swinkels. The Lancet. Published Online December 4, 2020. Link
Weitere Informationen zu Prof. Dr. Martina Muckenthaler und ihrer Forschung:
Prof. Dr. phil. nat. Martina Muckenthaler
Pressemitteilung vom 21.2.2017: Angeborene Blutarmut bei Kindern
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