Es ist an der Zeit, eine fachgebiets- und sektorenübergreifende Diskussion in der verfassten Ärzteschaft Deutschlands zum Pandemiegeschehen zu Corona zu führen. Sie muss die Einzelbereiche der Ärzteschaft, die verschiedenen Fachgebiete, den Öffentlichen Gesundheitsdienst und ggf. einzelne medizinische Experten in ein Gesamtkonzept einbinden. Ziel muss die Entwicklung eines nachhaltigen und ganzheitlichen Konzepts der Versorgung unter den Bedingungen der Pandemie aus ärztlicher Perspektive sein. Der daraus erwachsende Konsens dient unabhängig von den persönlichen Meinungen Einzelner oder den durchaus widersprüchlichen Auffassungen einzelner Teile der Ärzteschaft als fachliche Grundlage für künftige weitreichendere politische Konzepte von Politik und Gesellschaft im Umgang mit dem Virus. Die Bundesärztekammer als Institution der verfassten Ärzteschaft Deutschlands ist dafür die richtige Plattform. Wir fordern die Bundesärztekammer auf, diese Corona-Debatte zu organisieren und zu moderieren. Das sollte nicht von einzelnen Gruppen für sich reklamiert werden.
Die Diskussion um das jüngst erschienene KBV-Positionspapier zeigt, dass Aussagen Einzelner trotz berechtigter Positionen zunehmend zur Austragung persönlicher Differenzen oder von parteipolitischen Interessen missbraucht werden. Es bedarf einer von der Bundesärztekammer moderierten und nach Seite 2 außen kommunizierten Diskussion der Ärzteschaft, vor allem, um neben den aktuellen unmittelbaren Maßnahmen der Pandemie-Eindämmung langfristige Strategien aus ärztlicher Sicht zu entwickeln, um das zweifellos noch lange erforderliche „Leben mit dem Virus“ in Abwägung zwischen Allgemeinwohl und Individualgesundheit mit möglichst geringen Schäden zu gestalten.
Die Ärzteschaft steht in der Pflicht, aus ihrem ethischen Grundverständnis heraus, Wege aufzuzeigen, wie einerseits die Gesundheit des Einzelnen, andererseits aber auch die Gesundheitsfürsorge gegenüber der Gesellschaft miteinander in Einklang gebracht werden kann.
Dazu muss ein gemeinsamer Konsens der gesamten verfassten Ärzteschaft erarbeitet werden. Denkbar wäre eine konzertierte Aktion der bei der BÄK angesiedelten Akademien der Haus- und Fachärzte oder ggf. auch eine gemeinsame Diskussionsplattform der Verbände mit Einzelexperten. Solch ein Konsens auf Grundlage der Expertise aller Fachgebiete und Sektoren der Ärzteschaft ist die einzige Möglichkeit, eine mittel- und langfristige Perspektive für ein Leben mit dem Virus erfolgreich in Gesellschaft und Politik verankern zu können.
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