Verunsicherung über Schutzschirme, zweite Corona-Welle
Umso wichtiger ist es also, dass die Schutzschirme für die soziale Infrastruktur über den 31. Dezember verlängert werden. „Dank Unterstützung der Politik konnte die soziale Infrastruktur bisher aufrechterhalten werden. Aber die sozialen Einrichtungen und Dienste werden im Januar im Regen stehen, wenn es zu keiner Anschlussregelung kommt“ so der Caritas-Präsident. Insbesondere kleinere Rehaeinrichtungen, Werkstätte für Menschen mit Behinderung, Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe kommen finanziell in Bedrängnis, wenn die Refinanzierungsmöglichkeiten nicht die aktuellen Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen berücksichtigen. Im schlimmsten Falle können Einrichtungen insolvent gehen und viele Menschen nicht mehr versorgen und betreuen. Und das in einer Zeit, in der die Not akut ist: Wohnungslosen Menschen stehen wegen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln weniger Plätze in den Einrichtungen zur Verfügung als sonst; auch Reha- und Mutter-Kind-Kliniken können jetzt schon bei weitem nicht alle aufnehmen, die auf eine Kur angewiesen sind.
Auch die Sorgen um eine zweite Infektionswelle sind im Verband spürbar. Für diese sind die Einrichtungen und Dienste der Caritas weitaus besser vorbereitet als im Frühjahr – zum Beispiel, was die Ausstattung mit Schutzmaterialen, Hygieneprotokolle oder die Bereitstellung digitaler Beratungsangebote betrifft. Dennoch sind die Anspannung und die Sorge um Belegschaft und um die Menschen, die von den Einrichtungen und Diensten betreut werden, groß – nicht nur in der Pflege.
Umfassende und zuverlässige Tests sind hier essenziell, die neuesten Regelungen hierzu sind daher zu begrüßen. Bestimmte Bereiche wie ambulante Obdachloseneinrichtungen wurden nicht mitbedacht, müssen aber unbedingt einbezogen werden.
Klimaschutz sozialgerecht gestalten
Das Thema Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit hat eine maßgebliche Rolle bei den Beratungen der Delegierten gespielt. „Die Auswirkungen der Klimakrise spüren als Erste die Schwächsten, die Menschen im globalen Süden, hier bei uns die älteren Menschen, einkommensschwache Haushalte, Kinder und Jugendliche. Die Menschen also, die wir unterstützen und begleiten und für die wir uns einsetzen. Für uns sind Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht voneinander zu trennen und eine der aktuell größten Herausforderungen,“ so Neher.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer (Friday For Future), Gastrednerin der Versammlung, hat die Caritas dazu aufgerufen, „selbstbewusst und souverän“ politischen Druck im Kampf gegen die Klimakrise auszuüben. „Diesen Auftrag nehmen wir gerne und beherzt an“, so Neher.
Auf der Delegiertenversammlung wurde auch der eigene Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise thematisiert. Alle Ebenen des Verbands wollen insbesondere die Bereiche Gebäude, Beschaffungswesen, Mobilität und Finanzanlagen in den Blick nehmen. Zielmarke ist hier die Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 – ein sehr ambitioniertes Ziel, mit dem sich aber die Vertreterinnen und Vertreter des Verbandes mit großer Mehrheit identifizieren können.
Bei den Forderungen, für die sich die Caritas politisch einsetzen wird, liegt der Fokus auf Maßnahmen, die weitreichenden Klimaschutz und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit befördern. Zum Beispiel eine effektive CO2-Bepreisung mit einem Rückerstattungsmodell an die Bürgerinnen und Bürger.
Mehr Informationen
„Klimaschutz ambitioniert und sozial gerecht gestalten“ – Hintergrundpapier des Deutschen Caritasverbandes zum Thema Klima und soziale Gerechtigkeit
Ansprache von Luisa Neubauer (Fridays For Future) auf der Caritas-Delegiertenversammlung (14.10.2020)
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