„Entdecken. Aufbrechen. Ankommen“: Goethe-Institut veröffentlicht Analysen zur Vorintegration und Mobilität von Fachkräften aus dem Ausland

Trotz der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Reisebeschränkungen bleibt die Förderung der Fachkräftemigration für die Bundesrepublik Deutschland ein relevantes Thema, beispielsweise im Gesundheitswesen. Zwei durch das Goethe-Institut durchgeführte Erhebungen zeigen, dass ausländische Fachkräfte sich wesentlich mehr sprachliche und berufliche Qualifizierungsangebote sowie Unterstützung bei der Orientierung im Alltags- und Arbeitsleben wünschen. Deutschland steht im Wettbewerb mit den bislang attraktiveren und bekannteren englischsprachigen Arbeitsmärkten. Die Ergebnisse beider Erhebungen wurden am 22. Oktober in einer digitalen Veranstaltung des Goethe-Instituts präsentiert und mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Annette Widmann-Mauz, dem Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert und weiteren Fachexpert*innen diskutiert.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Annette Widmann-Mauz betonte in ihrer Rede zum Auftakt der Online-Diskussionsveranstaltung: „Wir wollen als Bundesregierung bereits vor der Einwanderung die Weichen auf Integration stellen. Migrantinnen und Migranten sollen Ihre Entscheidung gut informiert treffen können und gut vorbereitet einreisen. Dazu haben wir mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Sprachkursen im Herkunftsland, Migrationsberatung und Informationsangeboten wichtige Voraussetzungen geschaffen. Dazu gehört aber auch, dass wir Diskriminierung und Rassismus mit aller Kraft bekämpfen und den Wert unserer gesellschaftlichen Vielfalt erkennen, wertschätzen und nutzen. Nur dann bleiben wir ein attraktives Land in dem Menschen arbeiten, leben und bleiben wollen.“

Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, ging anschließend auf die Relevanz vorintegrativer Angebote ein: „Qualifizierte und umfassende Vorintegrationsangebote sowohl auf sprachlicher als auch auf kultureller und gesellschaftlicher Ebene in den Herkunftsländern sind von zentraler Bedeutung für die Fachkräftemigration. Deswegen setzt sich das Goethe-Institut mit seiner langjährigen Expertise im Bereich der Vermittlung der deutschen Sprache stärker denn je dafür ein, passgenaue Sprachkurse für Fachkräfte im Ausland anzubieten und diese kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die verstärkte Ausbildung von Lehrkräften, um dem Mehrbedarf an Sprachangeboten gerecht zu werden. Gleichzeitig braucht es mehr Anstrengungen und Ressourcen, um die deutsche Sprache und ein Bild des aktuellen Deutschlands im Ausland zu vermitteln. Nur so können wir erreichen, dass Deutschland für Fachkräfte aus dem Ausland an Attraktivität gewinnt.“

Die im Rahmen der Veranstaltung erstmals präsentierte Erhebung „Fachkräftemobilität verstehen“ blickt auf die Frage: Warum entscheiden sich Menschen für eine Migration? Wohin migrieren die meisten Menschen? Und welche Unterstützung benötigen sie? Um diese Fragen zu beantworten, wurde im Herbst 2019 eine quantitative Umfrage mit über 3.000 Fachkräften in fünf Ländern durchgeführt (Albanien, Ägypten, Brasilien, den Philippinen und Vietnam). Die Umfrage zeigt, dass Deutschland als Zielland bei einer großen Anzahl der Befragten weitestgehend unbekannt ist. Den Großteil der Fachkräfte zieht es in englischsprachige bzw. sprachlich und kulturell verwandte Länder. Die am häufigsten genannten Barrieren einer Migration nach Deutschland sind mit 29 % der Schwierigkeitsgrad der Sprache und mit 22 % die Unkenntnis der deutschen Kultur. Daran anknüpfend zeigt die Umfrage auch, dass sich die Mehrheit der befragten Fachkräfte mehr Unterstützung wünscht bei Formalitäten sowie bei der Suche nach potentiellen Arbeitgebern. Gleichzeitig besteht eine hohe Nachfrage nach sprachlichen und beruflichen Qualifizierungsangeboten.

Die im März 2020 veröffentlichte Analyse „Annäherung, die im Heimatland beginnt“ hingegen untersucht die Bedeutung vorintegrativer Angebote in den Herkunftsländern. Wie kann das Ankommen in Deutschland erleichtert werden? Und wie können Erwartungen an das Leben in Deutschland thematisiert und mögliche Vorurteile widerlegt werden? Die Erhebung zeigt, dass vorintegrative Angebote sowohl auf sprachlicher als auch auf landeskundlicher und interkultureller Ebene von hoher Relevanz bei der Fachkräftemigration sind. Viele der befragten Migrant*innen hätten sich rückblickend eine umfangreichere und gezieltere Vorbereitung gewünscht. Insbesondere in Drittstaaten ist der Bedarf an vorintegrativen Angeboten sehr hoch und noch lange nicht gedeckt.

Nach der Ergebnispräsentation diskutierten Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, Steffen Angenendt, Wissenschaftler und Leiter der Forschungsgruppe Globale Fragen am Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik, Sylvie Nantcha, Vorsitzende von TANG e.V. – The African Network of Germany, sowie Christoph Veldhues, Leiter der Abteilung Sprache des Goethe-Instituts, über die Ergebnisse der Erhebungen und daraus resultierende Konsequenzen für die zukünftige Integration von Fachkräften aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt.

Beide Studien sind online abrufbar unter:

Erhebung „Fachkräftemobilität verstehen“ (ab 22.10.2020, 14 Uhr online): www.goethe.de/fachkraeftemobilitaet

Erhebung „Annäherung, die im Heimatland beginnt“: www.goethe.de/analysevorintegration

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