Pillen gegen Stress? Einnahme von Medikamenten im Alltag kann riskant sein!

Medikamente einzunehmen, um Leistung zu ermöglichen oder auch zu steigern ist in unserer Gesellschaft ein zunehmend verbreitetes und akzeptiertes Vorgehen. Hochgerechnet 700.000 Arbeitnehmer*innen in Deutschland „dopen“ sich laut einer DAK-Studie regelmäßig, d.h. mindestens zweimal im Monat oder häufiger. Schmerzmittel werden oft ganz selbstverständlich, unkritisch und sogar vorsorglich konsumiert, wie eine Befragung zum Schmerzmittelkonsum im Amateurfußball aufzeigt. Eine besondere Rolle kommt zunehmend den „nur“ apothekenpflichtigen, rezeptfreien Schmerzmitteln zu.

Medikamentengebrauch – richtig (&) gut beraten!
Bei riskantem oder abhängigem Medikamentenkonsum gibt es professionelle und wohnortnahe Beratung und Unterstützung. Doch auch bei alltäglichem Medikamentenkonsum ist Aufklärung und Information angezeigt.
Darauf weist eine Awareness-Woche zum Thema „Medikamentengebrauch – richtig (&) gut beraten“, vom 12. bis 20. September 2020, hin. Zum Welttag der Patientensicherheit am 17.09.2020 lädt die Berliner Initiative gegen Medikamentenmissbrauch Apotheker*innen ein, ihre Kund*innen verstärkt zum achtsamen Umgang mit Arzneimitteln anzuregen und Kenntnisse zu möglichen Hilfeangeboten zu vermitteln.

Eine neue Informationskarte als Handreichung und Anstoß zur Reflexion des eigenen Medikamentengebrauchs bietet Informationen zu möglichen Hilfen und Unterstützungsangeboten – für Betroffene selbst sowie für Angehörige oder Freund*innen.

Unter Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen bieten Mitarbeiter*innen bezirklicher Alkohol- & Medikamentenberatungsstellen am 17.09.2020 vertrauliche Beratungen in kooperierenden Apotheken an. Zudem hält die Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle SEKIS am selben Tag zwischen 10 und 18 Uhr unter der Rufnummer 030 890 285 55 ein telefonisches Beratungsangebot vor.

Unter www.berlin-suchtpraevention.de/themen/medikamente sind Adressen möglicher Hilfsangebote für Interessierte einzusehen.

 Weiterführende Informationen und Links:
• Bei hochgerechnet etwa 1,6 Mio. der 18- bis 64-Jährigen ist von einer Schmerzmittelabhängigkeit auszugehen, ca. 1,9 Mio. nehmen diese täglich ein
  (Institut für Therapieforschung (IFT) www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=209388)
• In Berlin leben ca. 464.000 Personen mit einem wöchentlichen Schmerzmittelgebrauch bezogen auf die letzten 30 Tage sowie ca. 100.000 Personen mit Medikamentenabhängigkeit
  (Epidemiologischer Suchtsurvey Berlin 2018 www.ift.de/fileadmin/user_upload/Literatur/Berichte/ESA_2018_Berlin.pdf)
• Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) schätzt, dass ca. 1,5 – 1,9 Mio. Menschen in Deutschland medikamentenabhängig sind, besonders von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, betroffen sind vor allem ältere Frauen
  (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Jahrbuch Sucht 2020)
• Die Hälfte der befragten Arbeitnehmer*innen, die „dopen“, machen dies, um berufliche Ziele besser zu erreichen
  (DAK-Studie „Update: Doping am Arbeitsplatz“: www.dak.de/dak/bundesthemen/hirndoping-2238092.html#/)
• Vier von 10 Amateurfußballern nehmen Schmerzmittel aus Leistungsgründen.
  (Schmerzmittelmissbrauch im Fußball: https://correctiv.org/top-stories/2020/06/08/pillenkick/)

Die Berliner Initiative gegen Medikamentenmissbrauch ist ein multiprofessioneller Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen (Alkohol- und Medikamentenberatungsstellen, Entzugskliniken, Apothekerkammer, Bezirksämtern, Präventionsfachstellen, Selbsthilfe etc.) und hat sich zum Ziel gesetzt, die weit verbreitete, aber kaum beachtete, Problematik des missbräuchlichen und abhängigen Konsums von Medikamenten stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit und von Verantwortungsträger*innen zu rücken sowie die Prävention von Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit strukturell voranzubringen.
Forderungskatalog der Initiative unter: https://www.berlin-suchtpraevention.de/wp-content/uploads/2020/05/200527_Forderungskatalog_Final.pdf

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