Lebensrettende Nebenwirkung

Auf dem kürzlich zu Ende gegangenen Kongress der Europäischen Kardiologiegesellschaft (ESC) sorgten Studien über ein Diabetes-Medikament für Aufsehen. „Die sogenannten SGLT2-Hemmer werden seit Jahren erfolgreich bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes eingesetzt“, erläutert Prof. Dr. Peter Baumgart, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Clemenshospital. Diese Medikamente zeigten bereits früh, dass sie bei Diabetikern nicht nur auf den Blutzucker und das Herz günstig wirkten,  sondern außerdem die Nierenfunktion der Patienten deutlich verbesserten. Die neue Studie, die an über 4000 Patienten in 21 Ländern durchgeführt wurde, zeigt nun, dass die SGLT2-Hemmer diese Wirkung auch bei Menschen mit einer chronischen Nierenschwäche entfalten, unabhängig davon, ob diese zusätzlich von Diabetes betroffen sind oder nicht.

„In Deutschland leiden etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen unter einer Niereninsuffizienz, also einer Nierenschwäche, welche die Lebenserwartung und Lebensqualität reduziert. Bislang zeigten bei dieser Erkrankung nur bestimmte Blutdrucksenker einigen Nutzen, andere Medikamente waren wirkungslos. Es besteht also ein erheblicher Bedarf an zusätzlicher Therapie, die den Verlust der Nierenfunktion bremst und auf diese Weise eine Dialyse, Nierentransplantation und letzten Endes auch den Tod hinauszögert“, wie Baumgart erläutert. Mit dem SGLT2-Hemmer scheint dieses Medikament endlich gefunden worden zu sein. Ausgerechnet dieses erfolgreiche Medikament durfte allerdings wegen fehlender Daten bislang bei Nierenschwäche auch als Diabetesmittel nicht eingesetzt werden, wie der Chefarzt bedauert.

Da die Studie nagelneu ist, dauert es noch ein wenig bis zur Zulassung des Medikaments zur Behandlung der Niereninsuffizienz bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern. Im kommenden Jahr soll es dann soweit sein, „Das wird die Behandlung der Niereninsuffizienz drastisch verbessern“, ist sich Prof. Dr. Peter Baumgart sicher.

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