Im Zuge der Diskussion um die beste Corona-Strategie für den Herbst und Winter und insbesondere die Einrichtung neuer Fieberambulanzen, wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angedacht, weist der Berufsverband der HNO-Ärzte auf die vorhandenen ambulanten Kapazitäten hin. „Es ist grundsätzlich sinnvoll, jetzt die Corona-Strategie für die kommende Erkältungsperiode genauer in den Blick zu nehmen. In den nächsten Monaten ist davon auszugehen, dass sich die übliche Infektwelle mit Covid-19 vermischt.“ Gleichzeitig habe sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie gezeigt, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in kürzester Zeit tragfähige Strukturen zur Versorgung von Corona-Patienten aufgebaut haben. Sechs von sieben Covid-19-Patienten wurden ambulant behandelt. „Mit dieser Strategie konnten wir erfolgreich verhindern, dass die Krankenhäuser zu Superspreadern wurden und eine Überlastung der Kliniken ausgeblieben ist. Auf den ambulanten Schutzwall kann sich der Minister auch im Winter verlassen“, unterstreicht Heinrich.
In den allermeisten HNO-Praxen gebe es funktionierende Abläufe zum Umgang mit Corona-Verdachtsfällen. In den Praxen werden nicht nur im großen Umfang Abstriche entnommen und zur Analyse in die Labore geschickt. Es existierten auch geeignete räumliche und organisatorische Konzepte, die eine Ausbreitung von SARS-CoV-2 in den Wartezimmern verhindere, schildert Verbandspräsident Heinrich. Beispiele seien die flächendeckend eingerichteten Sprechzeiten für Infektpatienten sowie die Möglichkeit zur Krankschreibung per Videosprechstunde. „Kein Patient muss aus Angst vor Corona wegen einer anderweitigen Erkrankung zuhause bleiben. Es ist aus ärztlicher Sicht unbedingt ratsam, gesundheitliche Probleme vom HNO-Arzt abklären zu lassen. Nur so kann die Gefahr einer unerkannten schwerwiegenden Erkrankung rechtzeitig ausgeschlossen werden“, appelliert Heinrich. Komme es zu einer zweiten Welle, müsse außerdem über die Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung nachgedacht werden.
Im Zusammenhang mit den Plänen zur Einrichtung von zusätzlichen Fieberambulanzen weist Heinrich auf die bisherigen Erfahrungen mit ambulanten Testzentren hin. Heinrich: „In vielen Fieberambulanzen gab es weit weniger Patientenaufkommen als zunächst angenommen. Die Kolleginnen und Kollegen, die dort freiwillig und in der Regel zusätzlich zur regulären Sprechstundenzeit über Wochen Dienst geschoben haben, sollten im Winter besser in der eigenen Praxis zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zur Verfügung stehen.“ Angesichts des verbreiteten Ärztemangels, sei der unsachgemäße Einsatz der ärztlichen Ressourcen unbedingt zu vermeiden.
Abschließend weist Heinrich auf ein anderes Problem der derzeit massiv ausgeweiteten Test-Strategie hin: „Wir stellen fest, dass der nasal-orale Abstrich zu oft nicht lege artis durchgeführt wird. Entweder werden die Wattestäbchen nicht weit genug in die jeweilige Körperöffnung eingeführt, sodass das Hauptreservoir des Virus verfehlt wird. Oder es werden Patienten sogar selbst gebeten, den Abstrich an sich vorzunehmen, ohne dass eine qualifizierte Kontrolle oder Anleitung besteht.“ Dieser Wildwuchs könne nur unterbunden werden, wenn die Corona-Testungen zielgerichtet bei Vorlage klarer Verdachtskriterien und durch geschultes, erfahrenes medizinisches Personal erfolgten. Zu den hierfür geeigneten Einrichtungen zählen beispielsweise die HNO-Arztpraxen in Deutschland, unterstreicht Dr. Heinrich.
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