Die Trendanalyse des ZAW weist ein Minus von 38 Prozent für das erste Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Das Jahr 2020 war mit minus 34 Prozent im Januar und minus 25 Prozent im Februar als Folge der Ende 2019 zu beobachtenden Konjunktureintrübung bereits spürbar rückläufig gestartet. Im März erholte sich der Arbeitsmarkt dann mit minus 2 Prozent. Der insgesamt hohe Beschäftigungsgrad in der Werbewirtschaft zeigte in puncto Stellenangeboten dann Covid-19-bedingt den Einbruch: Die ‚Corona Lockdown-Monate‘ April und Mai schlugen auf den Stellenmarkt durch, um 50 Prozent (April) bzw. 54 Prozent (Mai) wurden die Jobangebote reduziert. Signifikant ist auch die Entwicklung nach den ‚Corona Lockdown-Monaten‘: Die Stellensituation erholte sich im Juni noch keineswegs, im Gegenteil: das Minus erhöhte sich auf 62 Prozent. Auch der Juli zeigte mit minus 68 Prozent keine Erholung.
GWA-Präsident Benjamin Minack zur Situation: „Agenturen stehen hier vor einer großen Herausforderung. Einerseits ist das Problem des Fachkräftemangels natürlich nicht verschwunden, andererseits weiß derzeit niemand, wie sich die Wirtschaft und damit die Auftragslage der Agenturen entwickeln wird. So wichtig es also nach wie vor wäre, Talente zu gewinnen und zu halten, so schwierig ist dies aktuell wegen der ungewissen ökonomischen Entwicklung.“
Arbeitslosenzahlen steigen deutlich
Parallel zu den ZAW-Daten zeichnen die Arbeitslosenzahlen der Bundesagentur für Arbeit ein ähnliches Bild. Während die Monate Januar bis März 2020 ein prozentuales Plus von durchschnittlich rund 5 Prozent mehr Arbeitslosen im Bereich Werbung und Marketing aufwiesen (Januar: +5,4 Prozent, Februar: +5,5 Prozent, März: +5,3 Prozent), stiegen diese Zahlen anschließend drastisch: April: +22,6 Prozent, Mai: +34,5 Prozent – und im Juni ein negativer Höchststand mit +39,6 Prozent mehr Arbeitslosen als im Vorjahr.
Aufschwungprognosen schwierig – Belastungsmoratorium gefordert
„Die ausgeprägt negative Entwicklung im Arbeitsmarkt ist angesichts des gesamtkonjunkturellen Einbruchs zu erwarten gewesen. Die Branchen, deren Situation und Perspektiven immer noch deutlich eingetrübt sind, überwiegen allzu deutlich – und damit auch der Druck auf die Werbebudgets und die Beschäftigungssituation der Branche. Entscheidend wird sein, wie schnell sich die Binnennachfrage und die vorgelagerten Märkte erholen, um auch in unserem Sektor wieder eine Aufwärtsbewegung zu sehen – und zum Niveau vor der Corona-Krise zurückzukehren. Wir müssen hier aber realistisch sein: Das Ausmaß der Eintrübung des Arbeitsmarkts ist erheblich und die Aufschwungprognosen haben sich zuletzt nochmal nach hinten verschoben – trotz des Konjunkturpakets. Deshalb ist es auch keinesfalls die Zeit, Regulierung, die die Erholung der Branche hemmen würde, weiter hochzuschrauben. Deshalb sind wir auch besorgt über eine Reihe von Vorhaben, die dem Ernst der Situation nicht gerecht werden und fordern den Bund wie die Länder auf, das angekündigte Belastungsmoratorium zu beachten“, kommentiert ZAW-Präsident Andreas F. Schubert die Situation.
ZAW-Trendanalyse im Detail
Bis auf Planner, Gestalter visuelles Marketing und Back Office sind alle Werbeberufe in den roten Zahlen. Der Nachfragerückgang trifft klassische Agentur- und Medienberufe wie Grafiker (-58 Prozent) und Art-Direktoren (-54 Prozent) bzw. Mediaexperten (-42 Prozent), aber auch die digitalen Berufe (IT-Experten: -38 Prozent). Etwas weniger betroffen waren die Jobangebote, die überwiegend von werbenden Unternehmen geschaltet werden wie beispielsweise Marketingspezialisten (-23 Prozent). Insgesamt wurden laut ZAW-Trendanalyse 2.582 Stellen im 1. Halbjahr 2020 zu 4.168 Jobangeboten im 1. Halbjahr 2019 geschaltet, ein Rückgang von fast 40 Prozent. Der Anteil der Agenturen an den Stellenofferten der Werbung sank um zwei Prozent auf 55 Prozent ebenso wie der Anteil der Medien mit 11 Prozent. Der Anteil der werbenden Unternehmen stieg dagegen um vier Prozent auf 34 Prozent.
Klaus-Peter Schulz, OMG-Geschäftsführer und Sprecher über die Digitalisierung und die digitalen Berufe: „Die Kommunikationsbranche zählt bei der Digitalisierung zu den Vorreitern, die Corona-Krise hat dabei als Beschleuniger gewirkt und den Strukturwandel noch einmal spürbar forciert. Mit Blick auf das erste Halbjahr 2020 lässt sich dies in Zahlen zwar nicht ablesen. In der aktuell schwierigen Situation ist es der Kommunikationsbranche aber gelungen, dass der Zuwachs an neuen digitalen Jobs rückläufig ist, nicht aber die Arbeitsplätze insgesamt. Durch den sehr dynamischen Digitalisierungsschub, den wir derzeit erleben, erwarten wir bei günstigem Verlauf bereits in 2021 einen steigenden Bedarf mit neuen interessanten Jobangeboten.“
Weitere Informationen zur Stellenangebotsanalyse finden Sie hier:
Stellenangebote 1. Hj. 2020 nach Berufsbereichen
Stellenangebote 1. Hj. 2020 nach Gruppen
Arbeitslose in der Werbebranche 1. Hj. 2020-2019-2018 im Vergleich
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