Jämmerliche Bilanz der Nachtigallen-Tierversuche

Vor nunmehr zwei Jahren protestierte der Berliner Tierschutzverein gemeinsam mit anderen Tierschützer*innen mit einer Unterschriftenkampagne gegen eine Tierversuchsreihe an Nachtigallen an der Freien Universität Berlin (FU). Mehr als 135.000 Unterschriften wurden gesammelt. Die Versuchsleiterin hatte geplant, Nachtigallen die Köpfe aufzubohren, um Elektroden in ihren Gehirnen zu implantieren und Hirnströme zu messen. Daraus erhoffte sie sich Erkenntnisse für die Erforschung von Autismus beim Menschen. Nicht nur Tierschützer, auch viele Wissenschaftler zweifelten schon damals den Nutzen dieses Tierversuchs an – denn Vogelhirne haben mit Menschenhirnen nicht viel gemein.

Anfang 2019 hatte die Nachtigallen-Experimentatorin mit ihren Zuchtvögeln Berlin verlassen, um ihre Tierversuche am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Oberbayern fortzuführen. Die Antwort auf eine aktuelle Anfrage der Bayerischen Grünen beim zuständigen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat nun ergeben, dass bislang lediglich Versuche an zwei Nachtigallen durchgeführt wurden – obwohl Versuche an bis zu 35 Tieren im Tierversuchsantrag genehmigt worden waren. Es gab laut dem Bericht zumindest im Jahr 2019 keine Nachzucht, mit der man hätte experimentieren können, denn die hochsensiblen Nachtigallen hatten sich in Gefangenschaft nicht wunschgemäß vermehrt. Die Experimente an den beiden betroffenen Nachtigallen dauerten jeweils vier Wochen. Ein Tier wurde im Anschluss getötet, um bestimmte Gehirnareale für weitere Erkenntnisse genauer zu untersuchen.

„Die grausamen Tierversuche an den unter Naturschutz stehenden Nachtigallen dienen der reinen Neugierforschung und dem Prestige", sagt Claudia Hämmerling, Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins für Berlin. „Die Forschungscommunity feiert sich selbst nach jedem dieser Versuche. Die Ergebnisse verschwinden dann regelmäßig ungenutzt in Datenbanken und Schreibtischschubladen. Das ist nicht nur Tierquälerei, sondern auch Ressourcenverschwendung." 

Der TVB fordert Investitionen in eine tierversuchsfreie Forschung, deren Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind und die dem Wohl der Allgemeinheit dient. „Es muss endlich Schluss sein mit diesen sinnlosen Tierexperimenten in der Grundlagenforschung!“, betont Claudia Hämmerling.

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Der Tierschutzverein für Berlin, finanziert fast ausschließlich durch Spenden, Nachlässe und Mitgliedsbeiträge, betreibt im Berliner Stadtteil Falkenberg das größte und modernste Tierheim Europas. Auf einer Fläche von mehr als 16 Hektar versorgt der 1841 gegründete Verein jeden Tag etwa 1.300 Tiere.

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