„Auf unserem Betrieb arbeiten in der Regel zwischen 20 und 40 Saisonarbeitskräfte. Auch wenn sie nur ein paar Wochen im Jahr hier sind, ist es uns trotzdem wichtig, dass es ihnen bei uns gut geht. Wir achten darauf, dass sie ihre Gesundheit während der Arbeit so gut es geht schützen können“, sagt Betriebsleiter Alexander Apfelböck. Zusammen mit seiner Frau Michaela betreibt er mehrere Obstplantagen im niederbayerischen Landau an der Isar.
Arbeitgeber in der Verantwortung
Dem Ehepaar Apfelböck ist ihre Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber sehr bewusst. Abgesehen vom Schutz vor Corona liegt ihnen vor allem der Schutz vor UV-Strahlung am Herzen: „Einige unserer Saisonarbeitskräfte achten von sich aus leider gar nicht auf den UV-Schutz. Deshalb ist es uns umso wichtiger, mit Arbeitsanweisungen klar zu definieren, worauf geachtet werden muss, damit es nicht zu Sonnenbrand oder Hitzschlag während der Erntearbeiten kommt.“
Dass die Schutzmaßnahmen eingehalten werden, ist Michaela Apfelböck schon deshalb wichtig, weil sie krankheitsbedingte Arbeitsausfälle vermeiden möchte. „Wir hatten vor Jahren einen Fall von Hitzschlag, weil der Mitarbeiter nicht wie von uns empfohlen viel Wasser, sondern zu wenig und fast nur Energy-Drinks und Cola getrunken hat“, erzählt sie.
Gefährdungsbeurteilung hilft
Um ihre Mitarbeiter ausreichend vor der natürlichen UV-Strahlung während der Erntearbeiten schützen zu können, hat sich das Ehepaar Apfelböck an die SVLFG gewendet und um ein Beratungsgespräch gebeten. In Abstimmung mit dem SVLFG-Präventionsexperten Meinrad Fußeder haben sie eine Gefährdungsbeurteilung zum Sonnenschutz erstellt, auf deren Grundlage sie die Arbeitskräfte jetzt unterweisen. Die Unterweisungshilfen in den Landessprachen der Arbeitskräfte haben sie kostenlos von der SVLFG bezogen.
Konkrete Sonnen- und Hitzeschutzmaßnahmen
Die Beschäftigten haben Sonnenhüte aus Stroh oder aus leichten Textilien bekommen. Außerdem stellt der Unternehmer ihnen Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 zur Verfügung. Die Pausen können die Saisonarbeitskräfte in einer Scheune oder am schattigen Waldrand verbringen. „An sehr heißen Tagen beginnt die Arbeit bereits um fünf Uhr morgens, endet am späten Vormittag und beginnt erst wieder ab fünf Uhr nachmittags. So wird der Aufenthalt in der prallen Sommerhitze weitgehend reduziert“, erklärt Alexander Apfelböck. Seine Frau ergänzt, dass den Mitarbeitern jederzeit Trinkwasser kostenlos in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
SVLFG berät
Im Rahmen eines Pressetermins im Unternehmen Apfelböck informierten Reinhold Watzele, SVLFG-Arbeitsbereichsleiter für Gesunde Arbeit, und SVLFG-Präventionsmitarbeiter Meinrad Fußeder über das Gesundheitsrisiko durch zu viel natürliche UV-Strahlung und gaben weitere Tipps zur Vorbeugung von Sonnenbrand. Watzele lobte in diesem Zusammenhang das Engagement der Unternehmer. „Jedes Jahr verzeichnen wir knapp 3000 neue Fälle von weißem Hautkrebs. Hauptursache sind Sonnenbrände, die teils Jahre und Jahrzehnte zurück liegen. Die Haut vergisst nichts. Zum Glück ist der weiße Hautkrebs gut behandelbar, aber besser ist es, der gefährlichen Krankheit vorzubeugen. Sonnenschutz, sowie er auf dem Betrieb Apfelböck gelebt wird, hilft dabei entscheidend mit“, so Watzele. Im Gespräch mit den Saisonarbeitskräften erklärte er noch einmal ausführlich, wie wichtig es ist, möglichst viele Körperpartien bei der Arbeit im Freien mit Kleidung zu bedecken. „Breitkrempige Sonnenhüte spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie beschatten das Gesicht, den Nacken und die Ohren. Bei Sonnencreme empfiehlt Watzele Produkte, die in die Haut einziehen, weil sie nicht kleben. „Beachtet werden muss allerdings, dass diese Cremes rund 20 Minuten benötigen, ehe sie ihre Schutzwirkung entfalten“, so der SVLFG-Mitarbeiter. Wie die Eigenschutzzeit der Haut und der Lichtschutzfaktor der Sonnencreme zusammenspielen, erklärte Meinrad Fußeder an einem Beispiel: „Ich bin Hauttyp zwei. Meine Haut hat eine Eigenschutzzeit von sechs Minuten. Wenn die Sonnencreme einen Schutzfaktor von 50 hat, heißt dass, ich darf mich damit an diesem Tag 300 Minuten im Freien aufhalten. Danach ist der Schutz erschöpft und Sonnenbrand droht.“ Je höher also der Lichtschutzfaktor und je dunkler der Hauttyp umso länger ist ein Aufenthalt im Freien möglich, ohne sich einen Sonnenbrand einzuhandeln.
Ergonomie – Erdbeeren „auf Stelzen“
Gesundheitsschutz hört beim UV-Schutz nicht auf. Besonderes Augenmerk verdient die Erdbeerplantage, auf der bei Familie Apfelböck Erdbeeren auf Stellagen angebaut werden. Eine Innovation, die sowohl für die Beeren, als auch für die Saisonarbeitskräfte eine Verbesserung ist. Alexander Apfelböck erklärt: „Die Beeren sind bei nassem Wetter besser geschützt gegen Fäule und für die Arbeitskräfte ist die Ernte viel einfacher, da sie sich nicht mehr bücken müssen.“ Beides zusammen steigert den Ertrag für den Unternehmer und sorgt für mehr Rückengesundheit bei den Arbeitnehmern. Die Folienüberdachung sorgt zudem an sonnigen Tagen für eine leichte Beschattung bei der Arbeit.
Corona
Um auch während der Corona-Pandemie ernten zu können, hat das Ehepaar Apfelböck den Mitarbeitern weiteren Wohnraum zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde ein zusätzlicher Sanitärcontainer angeschafft. Die Sanitäreinrichtungen sind festen Gruppen zugeordnet und können von diesen jederzeit benutzt werden. Die Saisonarbeitskräfte wohnen und arbeiten in festen Teams. Jedes Team bleibt für sich und hat keinen Kontakt zu den anderen Ernteteams. Für die Neuankömmlinge wird in den ersten 14 Tagen eingekauft, solange nicht klar ist, dass sie gesund sind. Auf dem Betriebsgelände und an den Toiletten auf den Feldern sind Desinfektionsmittelspender angebracht worden. Zusätzlich hat das Ehepaar Apfelböck die kostenlosen Informationsblätter und Arbeitsanweisungen der SVLFG in den Landessprachen rumänisch und ungarisch verteilt, damit die Arbeitskräfte wissen, wie sie sich während der Pandemie verhalten müssen, um sich und andere zu schützen. Entsprechende Regeln mit leichtverständlichen Piktogrammen wurden auch auf den Feldern aufgestellt.
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