ifo Institut: Rückzug aus der Globalisierung führt zu Wohlstandsverlusten

Die im Zuge der Corona-Pandemie geäußerte Forderung nach einer weniger integrierten Welt führt zu Einkommens- und Wohlstandsverlusten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des ifo Instituts. „Die Globalisierung zurückzudrehen, also zum Beispiel Produktion in größerem Umfang nach Deutschland zurück zu holen, wäre keine Lösung für die aktuelle Krise“, stellt Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, fest.

„Wir können zeigen, dass die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 nur marginal kleiner wären, wenn wir die Globalisierung jetzt zurückdrehen“, ergänzt Flach. In Deutschland hätten eine Renationalisierung und das Zurückholen der Produktion enorme negative Folgen auf die Wirtschaftskraft. „In einer Welt mit um 100 Prozentpunkte erhöhten Handelskosten zwischen allen Handelspartnern würde der Covid-19-Schock zu einer Verringerung des realen Einkommens von 7,4 Prozent führen“, ergänzt Marina Steininger, Ko-Autorin der Studie.

„In einer weniger integrierten Welt läge unsere Wirtschaftsleistung (BIP) bereits heute auf einem weitaus geringeren Niveau“, erklärt Flach. Laut den Berechnungen des ifo Instituts liegt das durch Covid-19 verringerte BIP Deutschlands auf dem Niveau von 2013. In einer weniger globalisierten Welt wäre das heutige BIP-Niveau mit dem Stand von 1996 vergleichbar. Zwar trifft der Covid-19-Schock globalisierte Länder stärker als geschlossene Volkswirtschaften. Aber durch die Globalisierung wurden die beteiligten Länder bereits früher auf ein Niveau gehoben, das ohne weltweite Wertschöpfung nie erreicht worden wäre.

„Die Krise wirkt sich sehr ungleichmäßig auf die verschiedenen Sektoren aus. Das Verarbeitende Gewerbe ist prozentual am stärksten betroffen, allen voran die Automobil- und Pharmaindustrie,“ sagt Marina Steininger.

Artikel: „Globalisierung nach Covid-19: Die Folgen der Pandemie für die deutsche Wirtschaft“ von Lisandra Flach und Marina Steininger, in: ifo Schnelldienst 7/2020; veröffentlicht hier.

Weitere Ergebnisse zum Einfluss der Globalisierung auf andere Länder finden sich in diesem (englischsprachigen) Aufsatz https://www.cesifo.org/DocDL/cesifo1_wp8184_0.pdf

Kontakt: Prof. Dr. Lisandra Flach (Flach@ifo.de) Tel: 089 9224 1428; Marina Steininger (Steininger@ifo.de) Tel: 089 9224 1413

Weitere Themen des ifo Schnelldienst 7/2020:

  • Jean-Victor Alipour, Oliver Falck und Simone Schüller: Homeoffice während der Pandemie und die Implikationen für eine Zeit nach der Krise, hier veröffentlicht (https://www.ifo.de/publikationen/2020/zeitschrift-einzelheft/ifo-schnelldienst-072020)
  • Florian Dorn, Clemens Fuest und Florian Neumeier: Nach dem großen Einbruch: Ein Konjunkturprogramm zur Stützung und Erholung der Wirtschaft
  • Sebastian Link und Stefan Sauer: Umfang der Kurzarbeit steigt in Coronakrise auf historischen Höchststand
  • Yvonne Giesing und Maria Hofbauer Pérez: Wie wirkt sich Covid-19 auf Migration und Integration aus?
  • Felix Rösel und Selina Schulze Spüntrup: Wie ungleich ist Corona auf Deutschlands Kreise und Gemeinden verteilt?

Weitere Termine:
Online-PK zum neuen Fuest-Buch am 15. Juli
ifo Geschäftsklima Deutschland am 27. Juli

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