Welttag des Meeres: NABU fordert Kurswechsel für gesunde Meere

Zum Welttag des Meeres am Montag, den 8. Juni fordert der NABU, die Meere endlich wirksam zu schützen. „Wir müssen dabei über die klassischen Schutzinstrumente hinausdenken. Denn die Herausforderung liegt nicht allein im Schutz einzelner Arten, sondern vor allem auch in der naturverträglichen Nutzung der Meere,“ erklärt dazu NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Das bekräftigt auch der kürzlich veröffentlichte BMU-Bericht zur Lage der Natur 2020, der den Meeren einen viel zu hohen Nutzungsdruck attestiert – durch Fischerei und Schifffahrt, aber auch durch den Ausbau der Offshore Windenergie. „Meeresschutz muss auch über einzelne Schutzgebiete hinaus wirksam sein. Die Politik ist hier in der Pflicht, Nutzung und Verkehr auf dem Meer so zu gestalten, dass marine Arten und wichtige Lebensräume geschützt werden und erhalten bleiben – und das ganz unabhängig davon, ob es sich um ein Schutzgebiet handelt oder nicht. Das ist der Kurswechsel, den wir für gesunde Meere brauchen. Die Bundesregierung steht hier in der Verantwortung“, so der NABU-Bundesgeschäftsführer weiter.

Ein alarmierendes Negativbeispiel ist vor diesem Hintergrund die aktuelle Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes, die vergangene Woche das Bundeskabinett passierte. Die Änderung will bis 2040 eine Kapazität von 40 GW Offshore Wind erreichen. „Damit soll die Kapazität für Offshore-Windkraft etwa verfünffacht werden, wissend um massive ungelöste Naturschutzkonflikte. Wie soll das gehen, wenn unsere Meere heute schon völlig überlastet sind?,“ fragt Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte. Der eigentlich bis 2020 von der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie geforderte ‚Gute Umweltzustand‘ wird dadurch verfehlt. Ein Drittel der Arten in Nord- und Ostsee steht auf der Roten Liste, der bereits 1992 in der europäischen FFH-Richtlinie verabredete ‚Günstige Erhaltungszustand‘ wird in der Ostsee für alle Lebensraumtypen und Arten verfehlt, in der Nordsee sieht es kaum besser aus. Dazu Kim Detloff weiter: „Alle Fakten mahnen uns vor der Zerstörung unserer Meere direkt vor unserer Haustür. Wie kann es sein, dass diese Alarmzeichen ignoriert werden und die Naturverträglichkeit von Energiegewinnung, Fischerei und Schiffsverkehr ausgeblendet wird? Wir müssen damit aufhören unsere Meere überzustrapazieren, ansonsten verlieren wir nicht nur schützenswerte Arten, sondern auch unersetzliche Ressourcen und klimarelevante Ökosystemleistungen.“ Hoffnung setzt der NABU in die aktuell laufende Fortschreibung der Meeresraumordnung. In dem vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) koordinierten Verfahren sollen bis Mitte 2021 Nutzung und Schutz der Meere ausgehandelt und abgestimmt werden. Die Raumordnung schafft wichtige Voraussetzungen, um die europarechtlich vorgegebenen Ziele der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sowie der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie zu erreichen.

Der Weltklimarat hat in seinem Ozean-Bericht im letzten Jahr eindringlich darauf hingewiesen, wie stark die Meere unser Klima regulieren. Beispielsweise Seegraswiesen und Mangroven entziehen der Atmosphäre große Mengen CO₂. Insbesondere Salz- und Seegraswiesen sollten deshalb auch in Nord- und Ostsee verstärkt renaturiert werden.

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Artenvielfalt im Meer die Existenz von weltweit drei Milliarden Menschen sichert. Kim Detloff: „Das zeigt, Meere sind viel mehr als ein Wirtschaftsraum oder als ein Erschließungsgebiet für Offshore Windparks. Neben der naturverträglichen Nutzung sind deshalb gut gemanagte Meeresschutzgebiete  eine wichtige Voraussetzung gesunder Meere.“ Doch bislang wird der Schutz in Deutschlands Meeresschutzgebieten nicht umgesetzt, obwohl die Gebiete bereits vor 16 Jahren an die Europäische Kommission gemeldet wurden. „Wir appellieren an die Minsiterien für Umwelt, Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, eine Einigung zu erreichen und die Hälfte der ausgewiesenen Schutzgebietsflächen im Meer aus der Nutzung zu nehmen. Das unterstützt im Übrigen auch die neue Biodiversitätsstrategie der EU, sowie neue Notfallmaßnahmen des internationalen Rates für Meeresforschung für den Ostseeschweinswal. Wir brauchen eine echte Schutz-Offensive für die Meere und starke Umsetzungstrukturen,“ so Detloff.

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