„Sicherlich hat der Corona-Shutdown zu einem verstärkten Interesse für die Natur vor der Haustür und damit zu den hohen Mitmach-Zahlen geführt. Wir wünschen uns, dass die vielen Erst-Teilnehmer auch in Zukunft wieder mitzählen und wir noch mehr Menschen für den Schutz der Natur in unserem unmittelbaren Lebensumfeld begeistern können“, sagt Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg.
Besonders im Fokus stand die Blaumeise. Im März und April wurden auffällig viele an Krankheit verstorbene Vögel dieser Art gemeldet. Über ein Online-Formular sammelt der NABU diese Hinweise. Bis heute gingen darüber bundesweit über 21.000 Meldungen mit knapp 40.000 betroffenen Vögeln ein. Das vogelspezifische Bakterium Suttonella ornithocola konnte als Auslöser dieser Epidemie identifiziert werden.
„Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden“, berichtet Lars Lachmann, Leiter des Bereichs Vogelschutz beim NABU Bundesverband, „Statt 2,16 Blaumeisen pro Meldung sind es in diesem Jahr nur noch 1,66 – mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005.“ Dieser Trend zeigte sich auch in Hamburg. Hier wurden im Vergleich zum Vorjahr 21% weniger Blaumeisen gemeldet.
Um das Blaumeisensterben als Ursache des Rückgangs zu identifizieren, haben die Forscher für jeden Postleitzahlbereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: „Je mehr Berichte toter Meisen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge“, so Lachmann, „In Gebieten ohne Totfundmeldungen gab es im Mittel auch keinen Rückgang. Wir können daher sicher davon ausgehen, dass das diesjährige Blaumeisensterben mindestens einen Teil des beobachteten Rückgangs erklärt.“
Es bleibe die Hoffnung, dass sich die überlebenden Blaumeisen zur jetzigen Brutzeit gut vermehrten, um die Verluste möglichst schnell wieder auszugleichen. „Vogel- und insektenfreundliche Gärten mit vielen Laubbäumen und Blütenpflanzen helfen ihnen dabei sehr“, so Lachmann.
An der Rangliste der drei häufigsten Vogelarten in Hamburgs Gärten hat dies nichts geändert. Der häufigste Gartenvogel ist erneut die Kohlmeise, gefolgt von Amsel auf Platz und Blaumeise auf Platz 3. Auf Platz 4 und 5 haben es Ringeltaube und Haussperling geschafft. „Erfreulich ist, dass die Zählergebnisse von Amsel und Haussperling dem Vorjahresniveau entsprechen. Damit scheint der Negativtrend dieser Arten ein Ende gefunden zu haben“, zeigt sich der Hamburger NABU-Experte Marco Sommerfeld erleichtert. Auffällig an den Hamburger Ergebnissen ist der deutliche Zuwachs an Mauersegler-Sichtungen. Dafür gibt es nach Ansicht von Marco Sommerfeld eine einfache Erklärung: „Es war überwiegend sehr schönes, sonniges Wetter während der Zählaktion. Da konnte man die Mauersegler natürlich sehr gut beobachten.“
Bundesweit war wie in den Vorjahren der Haussperling mit 5,3 Vögeln pro Garten der am häufigsten gemeldete Gartenvogel, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Star, Feldsperling und Blaumeise. Deutschlands zuverlässigster Gartenvogel ist dagegen weiterhin die Amsel: Sie wurde in 94 Prozent aller Gärten innerhalb einer Stunde gesehen.
Große Verlierer im Bundestrend sind in diesem Jahr sind neben der Blaumeise auch der Star und – wie schon in den Vorjahren – der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen konstant von Jahr zu Jahr. Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.
Detaillierte Ergebnisse sind auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Die nächste Vogelzählung, die „Stunde der Wintervögel“ steht vom 8.bis 10. Januar 2021 an.
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