„Maria-Weber-Grants“ verliehen

Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt mit Fördermitteln herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten bei ihrer Hochschulkarriere. Die "Maria-Weber-Grants" geben drei Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit stark auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren – eine wesentliche Voraussetzung dafür, um eine feste Professur zu erhalten. Die jetzt zum dritten Mal verliehenen Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Dafür wendet das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes 120.000 Euro im Jahr auf. "Maria-Weber-Grants" werden jährlich ausgeschrieben und richten sich an Habilitanden sowie Juniorprofessorinnen und -professoren aller Fachrichtungen.

Die Corona-Krise wirkt sich auf die "Maria-Weber-Grants" 2020 zweifach aus. Zum einen verhindert der notwendige Infektionsschutz, dass die Grants wie in den Vorjahren bei einer Festveranstaltung Anfang Juni verliehen werden können. Zum anderen zeigt die Pandemie noch einmal besonders drastisch, unter welchem Zeitdruck nicht nur Studierende, sondern auch viele Hochschulbeschäftigte stehen. Wenn das öffentliche Leben zurückgefahren wird, tickt für sie die Uhr umso lauter. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Post-Doc-Phase befinden bzw. eine befristete Juniorprofessur innehaben, durchlaufen eine Rush-Hour des akademischen Lebens: Sie müssen forschen und viel publizieren, sie sind sehr stark in die Lehre eingebunden, übernehmen Verwaltungsarbeit, sollen sich vernetzen und müssen dabei immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten. Mehr als 80 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren nach einer Erhebung des Wissenschaftsrats von 2014 befristet beschäftigt.

"Wir schenken mit dem Maria-Weber-Grant Zeit, damit exzellente junge Forscherinnen und Forscher sich profilieren und so ihre Chancen auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb verbessern können", sagt Michael Guggemos, Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung. "Damit stärken wir die Innovationskraft und wissenschaftliche Expertise an deutschen Universitäten." Dabei gehe es keineswegs darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen, sondern im Gegenteil gute Lehre durch stabile Beschäftigung langfristig abzusichern: "Die eingegangenen Bewerbungen zum Grant haben erneut gezeigt: Gerade die Postdocs sowie die Juniorprofessorinnen und -professoren machen sich besonders für eine gute Lehre stark, sie bilden sich methodisch fort und engagieren sich enorm. Und das in der wichtigsten Phase der Qualifizierung!" Die chronische Unterfinanzierung deutscher Hochschulen verhindere jedoch bislang, dass die Aufgaben in der Lehre besser und vor allem auf Dauerstellen verteilt werden können.

Die Gewerkschaften machen sich seit langem für eine verlässliche Personalentwicklung an Hochschulen stark. Trotz einiger Verbesserungen sei man hier von stabilen Beschäftigungsbedingungen aber noch weit entfernt, betont Michael Guggemos: "Wir sehen deshalb bis auf Weiteres einen großen Bedarf an Initiativen wie unserer."

Die drei Preisträgerinnen und Preisträger arbeiten in ganz unterschiedlichen Disziplinen – Offenheit für alle Fachrichtungen und auch kleine Forschungsgebiete ist Prinzip bei den "Maria-Weber-Grants". "Wir Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter haben uns stets dafür eingesetzt, eine breite Wissensbasis zu fördern", sagt der Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung.

Gemeinsam haben die Ausgezeichneten, dass sie sich nicht nur mit sehr interessanten Forschungsinhalten beworben haben, sondern durch eine besondere Qualität ihrer Arbeit überzeugen konnten. Juniorprofessorinnen und -professoren, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben. Die Habilitanden müssen ein fachliches Gutachten beilegen, zusätzlich wird durch die Hans-Böckler-Stiftung ein Peer-Review Verfahren durchgeführt.

Die Geförderten 2020 (ausführlichere Porträts in unserem pdf-Dossier; Link unten):

Prof. Dr. Jessica Pflüger ist Juniorprofessorin für Qualitative Methoden der Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Sozialer Wandel in Arbeit, Organisationen und Wissenschaft ist ihr zentrales Thema. Aktuell erforscht die Soziologin unter anderem, welche Auswirkung die Ökonomisierung im Hochschulsystem auf die universitäre Lehre hat.

Dr.-Ing. Nicole Vorhauer-Huget leitet die Forschungsgruppe "Transport in Porous Media" an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Verfahrenstechnikerin untersucht neue Methoden industrieller Trocknungsprozesse. Das Ziel: So unterschiedliche Produkte wie Ziegelsteine oder Impfstoffe ressourcenschonender, energieeffizienter und schneller herzustellen.

Prof. Dr. Florian Ziel befasst sich mit Sonne, Wind und dem Blick in die Zukunft. Der Juniorprofessor für Umweltökonomik an der Universität Duisburg-Essen forscht an Prognosemodellen, mit denen das Angebot erneuerbarer Energiequellen und der Energiebedarf optimal aufeinander abgestimmt werden können.

Hintergrundinformation zum Grant: Maria Weber war eine deutsche Gewerkschafterin, die sich stark für Bildungsgerechtigkeit engagiert hat. Von 1972 bis 1982 war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Jeder Trägerin/jedem Träger des Grants werden pauschal 20.000 Euro pro Semester gewährt, um eine personelle Unterstützung bei den Lehrverpflichtungen einzurichten. Dafür ist durch die Universität mindestens eine halbe Stelle einzurichten, die nach der Tarifstufe E13 bezahlt wird.

Ausführlichere Portraits der Ausgezeichneten und mehr Informationen in unserem pdf-Dossier: https://www.boeckler.de/pdf/pm_mwg_2020_06_08.pdf

 

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