Jakob Huber, welche strategischen Ziele verfolgen Sie mit der Auslagerung Ihrer IT?
Das Nutzen von CoCs (Center of Competence, Kompetenzzentrum). Dabei ist abzuwägen, welches die Kernkompetenzen der Energiebranche sind und welche spezifischen Fähigkeiten die eigene Informatik zu erbringen hat («Make»-Entscheid). Was jedoch als Commodity (Waren und Services) an Leistungen am Markt bezogen werden kann, fällt in die Entscheidung «Buy». Dabei spielen die Aspekte Technologie, Kompetenz, Know-how sowie die Kosten eine zentrale Rolle.
An welchem Punkt steht Ihr Unternehmen bezüglich digitaler Transformation zurzeit?
Im Vordergrund steht im Stromnetz das Smart-Meter-Rollout gemäss gesetzlichen Auflagen und einhergehend der Ausbau des Smart-Grid-Netzes. Parallel sind weitere «e»-Funktionen gegenüber den Kunden geschuldet, zum Beispiel in den Bereichen Kundenportal oder eBilling.
Wo sehen Sie – IT-mässig – mittelfristig die grössten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Die Cybersecurity-Gefahren lauern alltäglich und überall, sei es privat oder geschäftlich. Sich diesen Risiken mit einem Optimum an Technik und bezahlbaren Kosten zu stellen und die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren, sind grosse Herausforderungen. Hinzu kommt, dass sich die Branchenzweige wie Strom, Gas und Wasser durch neue Gesetzgebungen wie Energiestrategie, Liberalisierungen und technische Vorgaben stetig ändern. Dies hat direkte Auswirkungen auf die kommunikative Vernetzung zwischen Kunden und Marktakteuren und zwischen den Akteuren selber. Dies führt zu immer komplexeren Gebilden beim Datenaustausch und den Interaktionen. Hier sind Automatisierung und Digitalisierung unabdingbar.
Ist es für Sie schwer, die IT gegenüber dem Management als business-entscheidend zu verkaufen?
Durch die flache Hierarchie als KMU sind wir nahe an den Entscheidungsträgern und haben dadurch kurze Entscheidungswege. Daher nein, das ist nicht schwer.
Welche IT-Trends verfolgen Sie respektive werden für die Aare Energie AG künftig wichtig sein?
Der Einsatz neuer Technologien und Trends wie Blockchain, Smart City, Smart Home, eSelling etc. wird sich mit zukünftigen weiteren Marktliberalisierungsschritten abzeichnen. Wir schenken diesen Stossrichtungen die notwendige Beachtung, sodass wir rechtzeitig «aufspringen» können. Dabei sind nicht nur Technologien entscheidend, sondern auch Methoden wie agiles Projektmanagement.
Welchen Einfluss haben neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Internet of Things (IoT) auf Ihr Unternehmen?
Punktuell kommen neue Technologien immer in Frage, sofern diese in die geforderte Ziellandschaft passen. Gerade im Bereich ICT-Security werden KI und Machine Learning eine sehr wichtige Rolle spielen, um die sich stetig wandelnden und raffinierteren Angriffe zu erkennen und abzuwehren.
IoT ist aus Sicht der Sensorik/Aktorik sehr interessant, um die «smarten» Trends wie Grid, City, Home, Living und den Wechsel auf die Elektromobilität flächendeckend zu ermöglichen. Eine breitbandige und zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur ist unabdingbar, da mit IoT die Tendenzen klar in Richtung Realtime-Steuerung und Onlineabfragen oder -auswertung gehen.
Welches ist Ihr persönliches Lieblings-IT-Produkt?
In den vergangenen Monaten war der Nutzen von Video-Conferencing-Tools durch den COVID-19 bedingten Lockdown klar zu erkennen gewesen. Dabei eine spezielle App aus dem Stegreif als Favoriten zu nennen ist schwierig, denn die Produkte unterscheiden sich in den Details und der Bedienung. Es ist weniger ein IT-Lieblingsprodukt, das mir am Herzen liegt, als vielmehr die Informatikmitarbeitenden in jedweden Branchen, die die rasche und zielgerichtete Umsetzung für das Homeoffice ermöglicht haben. Auch auf die Informatikmitarbeitenden der Aare Energie AG bin ich stolz und danke ihnen für diesen Job.
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