„Die Note A3 steht bei Coface dafür, dass das Risiko für Forderungsverluste und Insolvenzen in dem Land zwar noch befriedigend ist, jedoch nicht mehr niedrig“, erklärt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Ganz überraschend kam die Herabstufung nicht. So prognostiziert Coface für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 7,2% zum Vorjahr. „Dies ist der stärkste Konjunktureinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik, 2009 ging die Wirtschafsleistung um 5,7% zum Vorjahr zurück. Allerdings erwartet Coface für Deutschland auch eine deutliche Erholung im kommenden Jahr. So sollte das BIP 2021 um 5,8% zum Vorjahr zulegen. „Dies rechtfertigt auch die noch immer passable Note von A3“, sagt Christiane von Berg.
Neben Deutschland hat Coface viele westliche Länder herabgestuft. Eine A3-Bewertung haben nun ebenfalls Frankreich, Belgien, Kanada, die USA, aber auch Portugal und Spanien. Daneben wurde Italiens Note von A4 auf B heruntergenommen. Großbritannien trägt jetzt die Note A4 statt A3. Zusätzlich verloren die bisher weltweit noch verbliebenen vier Länder mit der Note A1 (Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg) ihre Bestnote. Christiane von Berg sagt dazu: „Es gibt praktisch kaum eine Volkswirtschaft der Erde, die nicht in irgendeiner Form von Covid-19 negativ beeinflusst ist. Vielleicht beherrscht der Virus selbst nicht das Land, aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.“ So sei es nicht verwunderlich, dass von Mittel- und Osteuropa über Asien-Pazifik bis hin zu Afrika, dem Nahen- und Mittleren Osten sowie Lateinamerika in jeder Region Länder mit Herabstufungen zu finden seien. Dafür macht die Coface-Volkswirtin aber nicht nur den Coronavirus verantwortlich.
„Natürlich ist COVID-19 ein beherrschender Faktor. Seit diesem Sommer haben wir aber auch den Faktor Umweltrisiken und damit auch den Klimawandel in unsere Risikomodelle aufgenommen. Dies hat die Risikobewertung in vielen europäischen und afrikanischen Staaten ebenfalls gedrückt.“ Insgesamt erwartet Coface, dass die Wirtschaftsleistung der Welt um 4,4% zum Vorjahr abnimmt, um im kommenden Jahr eine Aufholtour zu starten. 2021 dürfte das globale Wachstum wieder 5,1% betragen. Gestützt wird dies auch von der Konjunkturentwicklung in Frankreich (2020: -11,6%; 2021: 9,7%), Italien (2020: -13,6%; 2021: 8,9%), UK (2020: -13,4%; 2021: 9,5%), den USA (2020: -5,6%; 2021: 3,3%), Brasilien (2020: -6,5%; 2021: 2,8%), China (2020: 1,0%; 2021: 7,5%) aber auch Indien (2020: 1,5%; 2021: 6,5%).
„Sehr hohes Risiko“: Automobil, Metall, Textil/Bekleidung
Die Herabstufung der Länderrisikobewertung ist eng mit den Branchenrisiken verknüpft. Coface veröffentlicht für 28 Länder die Analysen für 13 Sektoren und hat auch hier im ersten Halbjahr kräftig revidiert. Gleich 134 Mal wurde der Rotstift angesetzt. In Deutschland waren hiervon die Automobilbranche (von hohes auf sehr hohes Risiko), die Metallbranche (von hohes auf sehr hohes Risiko), Textil- und Bekleidung (von hohes auf sehr hohes Risiko) betroffen, aber auch der Einzelhandel (mittleres auf hohes Risiko), der Transportsektor (mittleres auf hohes Risiko) und schließlich die Baubranche (niedriges auf mittleres Risiko). „In unserer vierstufigen Risikoeinschätzung wurde nun zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in drei Branchen ein sehr hohes Risiko festgestellt“, erklärt Christiane von Berg.
Dies macht sich auch bei den Insolvenzen bemerkbar. Coface rechnet nunmehr mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2020 um 12% zum Vorjahr. Dies ist der stärkste prozentuale Anstieg seit 2002 nach dem Platzen der Internetblase. „Hierbei ist berücksichtigt, dass der Zeitpunkt des Insolvenzantrags seit März bis Ende September ausgesetzt und bei Ausnahmen auch auf den März 2021 verschoben werden kann“. Mit den 12% bleibt Deutschland jedoch deutlich unter dem Durchschnitt für das Insolvenzwachstum in der Welt. Das beziffert Coface nun auf plus 33 Prozent zum Vorjahr. Den stärksten Anstieg in den Industrieländern werden die USA haben (+43%). Großbritannien (+37%), Japan (+24%) und Frankreich (+21%) liegen deutlich über der Zahl für Deutschland. Unter den Emerging Markets sind Brasilien (+44%) und die Türkei (+50%) besonders stark betroffen.
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