Die Mehrzahl der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart wird von Männern geführt. Nur rund 6.500 von den knapp 30.000 Mitgliedsbetrieben im Kammerbezirk Stuttgart seien in der Hand weiblicher Betriebsinhaber. „Hier muss ein Umdenken stattfinden“, appelliert Thomas Schmitt, Moderator Unternehmensnachfolge bei der Handwerkskammer Region Stuttgart, der die Mitgliedsbetriebe des Kammerbezirks bei der Unternehmensübergabe begleitet. Die Mitarbeiter in den meisten Handwerksbetrieben seien immer noch männliche Vorgesetzte gewöhnt. „Obwohl ihre Führungsqualität nicht schlechter ist, müssen sich die Frauen in leitenden Positionen erst eine Akzeptanz aufbauen“, weiß der Experte. Bei Familienbetrieben sei die Bereitschaft den Töchtern die Nachfolge zu übergeben, höher.
Thomas Schmitt beschreibt, dass in sehr vielen Handwerksbetrieben oft noch ein klassisches Rollenverständnis existiert. „Die Hürde ist bei den weiblichen Bewerbern höher als bei männlichen Bewerbern.“ In den Betrieben ist die Bereitschaft notwendig, anzuerkennen, dass weibliche Bewerber den männlichen in nichts nachstehen. Auch die Frauen in der Berufsfindung benötigen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, um sich dafür zu entscheiden, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Die Handwerkskammer arbeite mit ihren Beratungsangeboten darauf hin, dass bereits Schülerinnen Erfahrungen in den Ausbildungsberufen des Handwerks sammeln können. Aktionstage wie der Girls Day, Berufsorientierungsunterricht in den Schulen und Betriebspraktika seien wichtige Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung. Die Zahlen zeigen, dass noch Luft nach oben besteht: Im Jahr 2019 war jeder fünfte Ausbildungsplatz mit einem weiblichen Lehrling besetzt – 17,2 Prozent der erfolgreich abgeschlossenen Meisterprüfungen wurden von Frauen abgelegt.
„Noch existieren zwischen den Handwerksgewerken entscheidende Unterschiede“, weiß Schmitt. Unproblematisch sei das Thema der Unternehmensnachfolge bei eher weiblichen Handwerksberufen, wie Friseuren oder Kosmetikern. „Vor allem in den von Männern dominierten Branchen besteht hier ein hoher Nachholbedarf“, beschreibt der Moderator für Unternehmensnachfolge die aktuelle Situation. Dazu zählen unter anderem die Ausbildungsberufe im Kfz-Handwerk oder in den Bau-Gewerken. In diesen Berufen sei es besonders wichtig, dass der Anteil der weiblichen Handwerker – und damit auch potenzieller Unternehmensnachfolgerinnen – gesteigert wird.
Weitere Informationen zum Thema Betriebsübergabe gibt es online unter www.hwk-stuttgart.de/nachfolge
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