Immobilienverkäufe in China ziehen kräftig an

Wie von uns erwartet, sind die chinesischen Immobilienverkäufe wieder im Aufwind. Branchendaten vom 3. Mai zeigen, dass sich die wöchentlichen Verkaufszahlen der 36 größten Städte langsam wieder dem Vor-Covid-19-Niveau näherten und die Immobilienpreise gleichzeitig eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit zeigten. Bei den 36 größten Bauträgern erholte sich das Vorverkaufswachstum im April 2020 gegenüber April 2019 im gewichteten Durchschnitt um +2 Prozent. Renommierte Bauträger wie Shimao, Logan, Jinmao, Yuzhou und Greentown haben für April ein Umsatzwachstum von über 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr angekündigt. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Umsatzanstieg in den nächsten zwei Monaten angesichts der gut gefüllten Pipeline neuer Projekte fortsetzen wird. Unterdessen profitiert auch der Grundstücksmarkt weiterhin von einer kräftigen Belebung. Laut dem China Real Estate Index System (CREIS) stieg die Gesamtzahl der Transaktionen in 300 Städten von Wohnbauland wertbezogen im Monatsvergleich um 142 Prozent und im Jahresvergleich um 24 Prozent. Das zeigt, wie optimistisch die größten Immobilienunternehmen die Aussichten für den Sektor einschätzen.

In den letzten zwanzig Jahren haben sich einige der häufigsten Fragen, die uns gestellt wurden, auf den chinesischen Immobiliensektor und seinen Mythos bezogen. Bücher wurden über dieses Thema geschrieben. Wir waren lange der Meinung, dass der Immobiliensektor einer der am meist verkannten Bereiche der chinesischen Wirtschaft sei. Grund hierfür war weitgehend das Ausmaß des regulatorischen Interventionismus der Zentralregierung, den lokalen Behörden, der Zentralbank und der Finanzaufsichtsbehörde, die das Bankensystem überwacht. Gleichwohl möchten wir noch einmal betonen, dass das strukturelle Wachstum des Sektors seit der Wohnungsreform Mitte der späten 1990er Jahre den entstandenen erheblichen Nachholbedarf an privatem Wohnraum, das rasche Einkommenswachstum und die anhaltende Urbanisierung widerspiegelt, die zu steigenden Grundstückswerten führt. Es gibt nicht den EINEN chinesischen Wohnungsmarkt, sondern hunderte. Daher gibt es keine landesweite Immobilienblase, auch wenn von Zeit zu Zeit regionale Ungleichgewichte auftreten, z. B. eine Unterversorgung in Städten mit Bevölkerungszuströmen und gleichzeitig ein Überangebot in anderen Regionen. Erwähnenswert ist auch, dass mit dem Aufstieg der chinesischen Mittelschicht der Wohnraum nicht nur zu einem Lebensraum, sondern auch zu einer Anlageklasse wurde. Angesichts einer hohen Sparquote und begrenzter Investitionsmöglichkeiten betrachten wohlhabendere Chinesen Wohneigentum als ein Mittel zur Werterhaltung, was unweigerlich zu Spekulationsbedenken führt. Die Sparquote der städtischen Bewohner in China lag 2019 bei 37,1 Prozent, während die der Wanderarbeiter bei 30,2 Prozent und die der Landbewohner bei 22,5 Prozent lag (Daten: Texas A&M University). Diese Sparquoten gehören zu den höchsten der Welt. Infolgedessen hat die chinesische Regierung immer wieder betont, dass „Wohnen zum Leben da ist, nicht für Investitionen“. Um die Investitionsnachfrage zu begrenzen hat sie deshalb bereits 2010 Beschränkungen für den Hauskauf (Home Purchase Restrictions (HPRs)) eingeführt. Diese HPRs variieren von Stadt zu Stadt und werden häufig geändert, um Angebot und Nachfrage auszugleichen. Gegenwärtig sehen wir den chinesischen Immobilienmarkt mit der zunehmenden Dynamik nach Covid-19 als weitgehend stabil an.

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