Fotografische Sammlung – Schloss Kummerow öffnet ab 30. Mai für Publikum

In der Fotografischen Sammlung – Schloss Kummerow ist ab dem 30. Mai 2020 die ständige Sammlungspräsentation wieder für das Publikum zugänglich.  Die Sonderausstellung Provincia ist ab dem 20. Juni zu sehen.

Die geplante Kabinettausstellung von Monika Bertermann wird auf kommendes Jahr verschoben. Die Kabinettausstellung von Michael Wesely, 1:100 PAST & PRESENT, ist ab dem 13. Juni geöffnet.

Über die Fotografische Sammlung – Schloss Kummerow

Seit 2016 ist die Fotografische Sammlung – Schloss Kummerow am Kummerower See in Mecklenburg-Vorpommern weit mehr als ein Geheimtipp für Kunstkenner. Auf einer Ausstellungsfläche von über 2.000 Quadratmetern ist hier eine der führenden fotografischen Privatsammlungen Deutschlands zu sehen. Der Zeitbezug des Mediums Fotografie trifft im barocken Schloss Kummerow auf die behutsame Wiederherstellung des historischen architektonischen Bestands. So steht die Sammlung im Dialog mit den absichtlich erhaltenen Spuren der Vergangenheit des Hauses, die von der Nutzung vorheriger Generationen und vom Leben in wechselnden Ideologien zeugen.

Der 1730 fertiggestellte Schlossbau besteht aus einem zweistöckigen Haupthaus mit charakteristisch hohem Dach sowie zwei Pavillons, die durch Galeriebauten mit dem Haupthaus verbunden sind. Über Jahrhunderte war das außergewöhnliche Gebäude Familiensitz der Familie von Maltzahn. Nach der dem Zweiten Weltkrieg folgenden Enteignung erfuhr es unterschiedliche Nutzung, stand nach der Wiedervereinigung leer und verfiel zusehends. 2011 erwarb der Berliner Kunstsammler Torsten Kunert das als Baudenkmal von nationalem Rang eingestufte Ensemble mit der Absicht, hier mit seiner fotografischen Sammlung einen öffentlich zugänglichen Kulturort zu schaffen. 

Heute sind die zwei Etagen des Hauptgebäudes der permanenten Ausstellung ausgewählter Sammlungsbestände vorbehalten, während im Dachgeschoss eine jährlich wechselnde thematische Ausstellung gezeigt wird. Kabinettausstellungen in einem der Pavillons – in diesem Jahr werden hier Fotografien von Michael Wesely (1:100 Past & Present, 13. Juni bis 27. September) zu sehen sein –, eine Dauerausstellung mit Skulpturen des Bildhauers Uwe Schloen sowie Konzerte ergänzen das kulturelle Angebot im Schloss. In der Außenanlage lädt eine Sommerblumenwiese ein zum Spaziergang vom Schloss hinunter zu Deutschlands achtgrößtem See.

Die ständige Sammlungspräsentation

Der Schwerpunkt der Sammlungsbestände der Fotografischen Sammlung – Schloss Kummerow liegt heute auf zeitgenössischen Werken, die seit der Jahrtausendwende entstanden sind, darunter bedeutende Werke von Thomas Demand, Steve McCurry, Andreas Mühe, Wolfgang Tillmans und Sebastião Salgado. Den Grundstock der Sammlung bilden aber bereits seit den 1990er Jahren historische Vintage-Prints aus der Zeit nach 1945. Auch die Fotografien von renommierten Vertretern der Ostfotografie, die vergangene und nachwirkende Lebenswelten der Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR dokumentieren, stellen einen wichtigen Teil der Sammlung dar. 
Auffallend ist die Dichte großformatiger Werke, die ihre visuelle Kraft in den barocken Räumlichkeiten entfalten können und an ihre einst viel gepriesene Ausstattung mit Gobelins anknüpfen. So bilden Because the Night (2012) von Richard Mosse mit seinen mehr als fünf Metern, Michael Weselys sechs Meter einnehmendes Seerosenbild (Seerosen von Giverny, 24.06.2014, 8:55 bis 21:00, 2014), Werner Mahlers umfangreiche Chronologie einer Abiturklasse seit 1977 (Abiturienten, 1977/78–2015) und Wolfgang Tillmans Freischwimmer (2006) die Eckpfeiler der Ausstellung.

Auswahl der in der Sammlung vertretenen Künstlerinnen und Künstler

Marina Abramović, Nobuyoshi Araki, Thomas Bangsted, Fiona Banner, Vanessa Beecroft, Sibylle Bergemann, Ilse Bing, Viktoria Binschtok, Christian Borchert, Thorsten Brinkmann, Daniele Buetti, Winfried Bullinger, Harry Callahan, Jewgeni Chaldej, Martin Dammann, Thomas Demand, Arno Fischer, Maike Freess, Charles Fréger, Lee Friedlander, Andrea Galvani, Hein Gorny, Andreas Gursky, Harald Hauswald, Candida Höfer, Sabine Hornig, Teresa Hubbard/Alexander Birchler, Arno Jansen, Edmund Kesting, William Klein, Clemens Krauss, Bernd Lasdin, Herbert List, Niko Luoma, Ute Mahler, Werner Mahler, Charlotte March, Will McBride, Steve McCurry, Simon Menner, Richard Mosse, Andreas Mühe, Oskar Nerlinger, Shirin Neshat, Helmut Newton, Tatsumi Orimoto, Helga Paris, Richard Peter sen., Hans Praefke, Jorma Puranen, Lukas Pusch, Bettina Rheims, Evelyn Richter, Jens Rötzsch, Thomas Ruff, Sebastião Salgado, Adrian Sauer, SCHAUM, Max Scheler, Martin Schoeller, Sarah Schönfeld, Erasmus Schröter, Gundula Schulze Eldowy, Andres Serrano, Laurie Simmons, Marleen Sleeuwits, Doug & Mike Starn, Otto Steinert, Beat Streuli, Christer Strömholm, Jock Sturges, Hiroshi Sugimoto, Miroslav Tichý, Fritz Tiedemann/Arwed Messmer, Wolfgang Tillmans, Michail Trachman, Ulay, Andre van Uehm, Brigitte Waldach, Michael Wesely, Siegfried Wittenburg, Ulrich Wüst, Miwa Yanagi

Sonderausstellung 2020: Provincia Ingar Krauss, Ute Mahler & Werner Mahler, Hans-Christian Schink, Ulrich Wüst

20. Juni – 1. November 2020  / Kurator: Daniel Blochwitz

Die diesjährige Sonderausstellung Provincia vereint mit Fotografien von Ingar Krauss, Ute Mahler & Werner Mahler, Hans-Christian Schink und Ulrich Wüst vier Positionen, die sich auf unterschiedliche Weise dem Leben abseits der Metropolen widmen. Die Fotografische Sammlung – Schloss Kummerow leitet damit auch das neue Format einer jährlichen Wechselausstellungen ein.

Der lateinische Begriff Provincia wurde in der Verwaltungsterminologie Roms verwendet: Hier wurde die Versorgung der antiken Metropolis gesichert. Und während die spätlateinische Bedeutung des Wortes in großen Teilen Europas auch heute noch wertneutral als „Gebiet“ oder „Bezirk“ im Sprachgebrauch eingesetzt wird, ist der entsprechende deutsche Begriff „Provinz“ hier vor allem negativ besetzt. Für viele Menschen ist Mecklenburg-Vorpommern solch ein Inbegriff von Provinz – ein naturnahes und bevölkerungsarmes Bundesland mit vergleichsweise wenigen und eher kleinen Städten. Gerade die Jugend scheint hier immer auf dem Sprung zu sein. Gleichzeitig ist die Gegend aber auch Sehnsuchtsort gestresster Großstädter mit Versprechen auf Freiräume für Träume und Experimente sowie Platz für Erholung und Zurückgezogenheit. Die Ausstellung im Schloss Kummerow stellt die Provinz nicht als verlorene oder gar abgehängte Region dar. Stattdessen zeigen die unaufgeregten und oft poetischen Bilder eine zwar vernachlässigte, jedoch in sich ruhende Gegend voller Potenzial.

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