Fertiggerichte für Kleinkinder: Unbedenklich, aber überflüssig
Der Marktcheck der Produkte für Kleinkinder im Alter von einem bis drei Jahren zeigt, dass sie grundsätzlich dem Bedarf der Altersgruppe entsprechen. Dies ist nicht verwunderlich, unterliegen diese speziellen Kleinkinderlebensmittel doch der Verordnung über diätische Lebensmittel: Nährstoffzusammensetzung und Einsatz von Zusatzstoffen sind reglementiert. Ein Manko gibt es jedoch: „Die getesteten Produkte haben häufig zu wenig Energie für eine Mahlzeit. So ist das Kind schnell wieder hungrig“, sagt Silke Vollbrecht, Lebensmittelexpertin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Abhilfe schafft ein Schuss hochwertiges Sonnenblumen- oder Rapsöl, den Eltern dem Essen beigeben können. Aber: „Grundsätzlich können Kinder ab dem ersten Lebensjahr die normale Familienkost essen. Spezielle Kinderlebensmittel sind nicht notwendig“, sagt die Expertin.
Fazit der Expertin: „Kann man machen, wenn es schnell gehen muss. Günstiger geht’s aber meist, wenn die Kleinkinder das normale Mittagessen mitessen.“
Fertiggerichte für ältere Kinder: Nicht bedarfsgerecht
Im Gegensatz dazu müssen Fertiggerichte für Kinder ohne konkrete Altersempfehlung keine gesetzlichen Anforderungen an die Zusammensetzung einhalten. Das zeigt sich gleich im Ergebnis: Viele der Produkte sind schlicht ungesund. Kinder-Ravioli oder Tütensuppen mit Tierfiguren haben ein ungünstigeres Verhältnis zwischen Kohlenhydraten, Fetten sowie Eiweißen und enthalten oft zu viel Salz.
Der Vergleich der Kinder-Ravioli mit den herkömmlichen Ravioli des Herstellers zeigt zudem: In der Kindervariante sind der Energie- und Fettgehalt leicht reduziert, nicht aber der Zuckeranteil. Dieser ist pro 100 Gramm deutlich höher.
Fazit der Expertin: „Die Kindergerichte im Test haben uns in der Zusammensetzung der Nährstoffe nicht überzeugt. Sie sind nicht bedarfsgerecht und von daher keine gute Wahl.“
Beilagen und Snacks: Nur geschickt kombiniert eine ausgewogene Mahlzeit
Die untersuchten fertigen Tomaten- und Bolognesesaucen eignen sich, kombiniert mit Reis oder Nudeln, als vollwertige Mittagsmahlzeit. „Bei einigen Produkten sind uns zu hohe Salzgehalte negativ aufgefallen. Hier sollten Hersteller ihre Produkte an die Empfehlungen für Kinder anpassen. Denn Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren sollten maximal 3 Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen“, so Vollbrecht. Tipp für Eltern: Ein Blick in die Nährwerttabelle hilft, salzärmere Produkte zu identifizieren.
In der Nährwertzusammensetzung recht gut zeigen sich im Test die untersuchten Trockenmischungen für verschiedene Bratlinge und Risotto. Mit Gemüse oder Salat kombiniert wird daraus ein vollwertiges Mittagessen.
Weitaus schlechter schnitten die herzhaften Snacks wie Hähnchen-Dinos, panierte Fischfiguren oder gefüllte Toastscheiben für Kinder ab. Sie sind meist viel zu energiereich und zu salzhaltig. „Eins der vermeintlichen Kinderlebensmittel enthielt gleich sieben verschiedene Zusatzstoffe wie Emulgatoren und Konservierungsstoffe. Gleichzeitig setzte der Hersteller diesem Produkt Calcium und zahlreiche Vitamine zu, um es gesünder erscheinen zu lassen“, sagt Vollbrecht.
Fazit der Expertin: „Hin und wieder können Eltern guten Gewissens auf fertige Saucen oder Trockenmischungen zurückgreifen. Von den vielen bereits panierten Fertigprodukten oder Fertigtoasts raten wir ab.“
Referenzwerte für Erwachsene sind bei Kinderprodukten unsinnig
Auch bei Kinder-Fertiggerichten geben einige Hersteller an, wie viel Prozent des Tagesbedarfs an Energie und Nährwerten aufgenommen werden. Diese Prozentangaben beziehen sich aber immer auf einen durchschnittlichen Erwachsenen. „Das macht natürlich bei Lebensmitteln für Kinder keinen Sinn, denn ihre Bedarfe sind geringer als die eines Erwachsenen“, kritisiert Vollbrecht.
Vitaminanreicherungen sind überflüssig
Hersteller reichern ihre energiereichen Snacks mit Vitaminen an und schmücken sie mit Werbebotschaften wie „Vitamin B5 trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“. „Bei einer ausgewogenen Ernährung ist es überflüssig, verarbeitete Lebensmittel mit solchen Anreicherungen zu essen“, erklärt die Lebensmittelexpertin. In der Stichprobe fiel außerdem auf: Die angegebenen Vitamingehalte bezogen sich auch hier auf einen durchschnittlichen Erwachsenen, nicht auf Kinder. „Bei übermäßigem Verzehr solcher Produkte besteht die Gefahr einer deutlichen Überdosierung, die wiederum die Aufnahme lebenswichtiger Mineralien blockieren kann“, warnt Vollbrecht.
Methodik
Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat 2019 stichprobenartig 40 verschiedene Produkte auf ihre Eignung als Mittagessen für Kinder bis 6 Jahre überprüft. Ausgewählt wurden 16 Komplettgerichte sowie 24 Beilagen und herzhaften Snacks, die sich mit ihrer Gestaltung oder Beschriftung speziell an Kinder richten. Die Experten betrachteten die Nährwerte, Zusatzstoffe, die Kennzeichnung sowie die Bewerbung dieser Produkte. Auch der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen floss in die Bewertung ein, indem dieser mit den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr (sogenannte D-A-CH-Referenzwerte) verglichen wurde. Als Grundlage für die Bewertung der Komplettmahlzeiten diente den Experten die anerkannte Empfehlung des Forschungsdepartement Kinderernährung (FKE) in Bochum (Optimierte Mischkost „optimiX“).
Weitere Ergebnisse und detaillierte Informationen zum Marktcheck „Fertiggerichte für Kinder“ finden interessierte Verbraucher unter: www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/node/46651
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