Normalerweise sind die „Inseln des ewigen Frühlings“ ein Synonym für den azurblauen Ozean, tiefschwarze Vulkanstrände und spanische Lebensfreude – nun haben sie vor allem eine Vorbildfunktion für andere beliebte Urlaubsinseln. Erste Geschäfte, kleine Märkte und gastronomische Außenbereiche öffnen, ebenso dürfen sich Gruppen von bis zu zehn Personen wieder treffen. Die Kanarischen Inseln wappnen sich so für eine „neue Normalität“ im Alltagstourismus.
Neue Normalität – 100% nachhaltig?
Wie diese ausschauen könnte, verrät ein Blick nach El Hierro: Die zweitkleinste der acht Kanarischen Inseln nimmt eine Vorbildfunktion ein. Das Kleinod im Atlantik ist neben seinen dichten Nebelwäldern und außergewöhnlichen Vulkanlandschaften bekannt für seinen konsequenten Schutz der heimischen Naturschätze – 58% der 268 Quadratkilometer großen Insellandschaft sind offiziell unter Naturschutz. Die Auszeichnung zum UNESCO-Biosphärenreservat spricht für die Erfolge der Insulaner. Seit der Öffnung für den Tourismus in den 1980er Jahren hat sich die Insel dafür entschieden, vom Massentourismus abzusehen und stattdessen auf nachhaltigen Tourismus zu setzen. Eckpfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie sind eine hundertprozentige Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die vollständige Wiederverwertung des Abfalls. In einer Biodieselanlage zum Beispiel wird das Alt-Pflanzenöl der Inselküchen zu Kraftstoff aufbereitet. Bereits heute beziehen die Einheimischen knapp 60 Prozent ihres Energiebedarfes aus erneuerbaren Quellen. Auch während der Corona-Krise verliert die Inselregierung ihr Ziel, die erste nachhaltige Urlaubsinsel der Welt zu werden, nicht aus den Augen – denn die Pandemie beweist, dass „Business as Usual” keine zufriedenstellende Option mehr ist. Die Krise als Chance sehen ist darum das Motto der örtlichen Tourismusverantwortlichen, um weiterhin für ihr nachhaltiges Tourismuskonzept zu begeistern.
Es ist Zeit, El Hierro zu entdecken
Das Eiland ist das perfekte Ziel für Naturliebhaber: Zerklüftete Vulkanlandschaften, herrliche Badeplätze und ganzjährig angenehmes Klima bieten unzählige Gestaltungsmöglichkeiten für den nächsten Urlaub. Endemische Tierarten wie die Rieseneidechse, die in den dunkelgrünen Wacholderwäldern zu Hause ist, begeistern große und kleine Entdecker. Einige Pflanzenarten wie der Sadebaum, Natternkopf und der Kanarische Beifuß kommen bevorzugt in den subtropischen Wäldern von El Hierro vor. Der bekannteste Waldbewohner war der berühmte Garoé-Baum in der Nähe der Stadt San Andrés. An seinen Blättern sammelte sich der feine Nebel der Passatwinde und versorgte die gesamte Inselbevölkerung mit Wasser. Als der Baum im 17. Jahrhundert einem Hurrikan zum Opfer fiel, pflanzten die Einwohner im Gedenken an die Waldberühmtheit eine Linde. Auf ein echtes Naturphänomen treffen Wanderfreunde während der dreistündigen Rundwanderung Camino de Jinama im Westen der Insel. Die leichte Variante führt von der Caridad-Klause zur Kapelle San Andres, während die Anspruchsvollere die steilen Klippen passiert. Hier offenbart sich ein fantastischer Ausblick über die verdrehten Stämme der Wacholderwälder. Gezeichnet von ihrem stetigen Kampf gegen die kräftigen Passatwinde, heben sich die knorrigen Bäume bereits von weitem gegen das tiefe blau des Ozeans ab. Die Zeit bis zum nächsten Urlaub mag zwar noch etwas dauern, aber schon jetzt können Kanaren-Fans ihren nächsten Urlaub auf der Öko-Insel mit Vorbildcharakter planen und die „neue Normalität“ aktiv mitgestalten.
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