Am Lago Maggiore steht der Sommer vor der Tür. Die wunderschönen Gärten und Parks, für die der oberitalienischen See beliebt ist, sind in voller Blüte und auch seine faszinierende Bergwelt, die Ossolatäler, und das Naturrefugium Parco Val Grande, stehen in sattem Grün.
Diese Schönheit sowie der Reichtum, den Boden und Gestein dieser Seelandschaft am Rande der Alpen bieten, fasziniert die Menschen seit Alters her. Rund um den Lago Maggiore gibt es zahlreiche kleine Museen, die sich den Zusammenhängen von Landschaft und Mensch über die Jahrtausende widmen. Viele der zahlreichen Ökomuseen und Ethnografischen Museen haben schon längst liebevoll gestaltete, kostenlose virtuelle Touren ins Internet gestellt, und sie werden auch unter den ersten sein, die ohne größere Probleme bald wieder vor Ort ihre Pforten öffnen können. Und dass die Faszination für den Lago Maggiore schon sehr weit zurückreicht, bezeugen bereits uralte Legenden, die den Ursprung des majestätischen Sees zu erklären versuchen.
Der Schöpfungsmythos Elio e Bellanotte versucht sogar, ein naturwissenschaftliches Phänomen zu erklären, das bereits in der Antike beobachtet wurde: jedes Jahr sinkt der Wasserstand im Mittel um wenige Millimeter durch Verdunstung. Und das kommt so: Der griechische Sonnengott Helios, verführt die junge Bellanotte (“Schöne der Nacht”). Diese verliebt sich unsterblich in den herrlichen Gott, doch natürlich können die Wesen des Tages und der Nacht nicht dauerhaft zueinander finden: Helios lässt Bellanotte sitzen, und diese weint. Ihr Tränenfluss mythischen Ausmaßes beschert uns den Lago Maggiore, so sehr weinte die Schöne, dass sie selbst in ihren Tränen ertrank und noch heute am Grunde des Sees liegt. Helios hingegen – eitel wie Sonnengötter nun einmal sind – mag soviel Schönheit unter sich nicht gelten lassen und trinkt alljährlich ein wenig des Wassers weg.
Wer sich selbst aufmachen will, der Geschichte des Lago Maggiore näherzukommen, dem seien die vielen Ökomuseen empfohlen, die im Piemont im Verbund Rete Ecomusei Piemonte zusammengeschlossen sind. Das Ecomuseo in Malesco, wo sich auch das Besucherzentrum des Nationalparks Val Grande befindet, ist ein sehr gutes Beispiel. Eine beeindruckende Ausstellung über das Vorkommen von Speckstein in der Region und die jahrhundertealte Tradition zur Verzierung der Häuser innen wie außen erwartet den Besucher. Ebenso das Ecomuseo del granito di Montorfano, das eng kooperiert mit dem Museo Granum in Baveno. Hier erfährt man alles über den traditionellen Granit- und Marmorabbau, der das Leben der Menschen seit Jahrhunderten beeinflusst hat. Und – man ist im kinderfreundlichen Italien – Workshops für die Kleinsten gibt es selbstverständlich auch.
Die Steinbrüche im Bereich von Baveno sind auch für rosa Granit berühmt, und auch über dessen Entstehung gibt es eine alte Geschichte zu erzählen. Einer der berühmtesten italienischen Journalisten, Arnaldo Fraccaroli, alias Fraka, tätig für den Corriere della Sera, hielt sich ab den 1920er Jahren oft in Baveno auf. Beim Studium alter Kircheninschriften stieß er auf Legendenmotive, die er wiederaufnahm (nachzulesen bei Gianpietro Olivetto, “La dolce vita di Fraka”, 2019): Einst fanden Fischer den leblosen Körper einer Frau von bezaubernder Schönheit am Ufer, just als die Morgenröte einen rosafarbenen Strahl auf die Berge über Baveno warf. Alle Versuche, sie ins Leben zurückzuholen schlugen fehl, bis eine Fee den Männern riet, dafür zu beten, dass auch die Abendsonne den Berg in rosa Licht tauchen sollte. Das klappte. Und zumindest das rosa Gestein lebt bis heute. Fraccaroli gilt übrigens auch als der Schöpfer des Schlagwortes vom dolce vita.
Dolce vita in Form kulturellen Reichtums wird nun auch von der Familie Borromeo kostenlos virtuell erfahrbar gemacht. Die Schönheiten der Isola Bella, der Isola Madre, des Rocca di Angera und des Parco Pallavicino sind nur noch einen Klick entfernt.
Weitere Informationen sind zu finden unter www.isoleborromee.it www.derlagomaggiore.de und www.distrettolaghi.it/de
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