„Übrigens leistet der Kleiber – NABU Vogel des Jahres 2006 – geradezu Schwerarbeit im wahrsten Sinne des Wortes“, erläutert Wohlers, „denn er bringt meist mehr als 200 Gramm lehmiger Erde in seinem Schnabel zum Nistkasten, aus der der kunstvolle Einschlupf gebaut wird. Kleiber brüten in der Natur in allerlei Höhlen, oft in Spechthöhlen; auch dort wird der Einflugbereich entsprechend hergerichtet. Sehr gern nimmt er Nistkästen an; dabei ist er nicht wählerisch. Vom Meisenkasten und Starenkasten bis zur für ihn eigentlich völlig überdimensionierten Waldkauz- oder Hohltaubenhöhle, sogar Steinkauzröhre oder Fledermauskasten, ist alles dabei! Er wird dabei ein wenig ‚größenwahnsinnig‘, wenn er riesige Kästen mit riesigen Fluglöchern bezieht“, schmunzelt der Naturschutzpraktiker. „Und oftmals hat er eine Höhle gerade erst in Beschlag genommen, da kommen die ‚rechtmäßigen Besitzer‘ zurück, versuchen sein ‚Klebewerk‘ zu entfernen und ihn zu vertreiben.“
Tatsächlich eignen sich für den Kleiber große Nistkästen. „Die kann man sich wie überdimensionierte Kohlmeisenkästen vorstellen“, erläutert Wohlers: „Der Kleiber hat auch im Inneren – das allein vom Weibchen ausgestaltet wird – einen enormen Raumbedarf, da er sehr bevorzugt Rinden- und Holzstückchen sowie große Blätter zum Nistbau einträgt – mitunter können dies mehrere Tausend Einzelteile sein!“ Daher wurde für den Kleiber ein „Kleiber-Nistkasten“ kreiert: Mit einem Fluglochdurchmesser von 32 mm versehen – wie bei Kohlmeisenkästen – bietet er einen wesentlich geräumigeren Innenraum, sodass darin die einzige Jahresbrut (in der Regel 5 bis 8 Eier im Gelege) stattfinden kann. Selten werden auch zweite Bruten beobachtet. Zumeist nur dann, wenn ein früheres Gelege aufgegeben werden musste.
Kleiber sind aber auch Klettervirtuosen: Im Gegensatz zu Wald- und Gartenbaumläufer laufen sie auch den Baumstamm hinab. Dort finden sie ihre bevorzugte Nahrung in den Ritzen der Baumrinde und darauf – „so ziemlich alles, was da sitzt und krabbelt“, sagt Wohlers: „Spinnen und Insekten stehen ganz oben auf der Kleiber-Speisekarte. Aber auch Nüsse und Samen gehören dazu!“
Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn Insekten und Spinnen rar sind und schwer zu finden, greifen Kleiber gern auf Bucheckern und Haselnüsse zurück – und kommen sehr häufig ans Futterhäuschen oder an den Fettblock, oft mit recht dominantem Auftreten. Aber flink sind sie bald wieder weg, verdrängen dort keine anderen Vögel.
„Wer dem farbenfrohen Vogel, der oft fälschlich für einen Exot gehalten wird, im Garten helfen möchte, sollte für Vielfalt sorgen, die auch für Insekten interessant ist“, sagt NABU-Experte Rüdiger Wohlers. „Vielleicht lässt sich im Garten auch eine Buche pflanzen, vielleicht findet sich ein Platz für Haselnusssträucher. Und dann kann ein Kleiber-Nistkasten auch einen Platz finden. Dieser kann mit etwas Geschick selbst aus Holz gebaut werden oder im Fachhandel als Kasten aus dem besonders witterungsbeständigen Material Holzbeton gekauft werden.“
Der NABU hat für alle, die für den Kleiber Hand anlegen möchten, ein kleines Info-Paket zusammengestellt, das aus der umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und der reich bebilderten Broschüre „Vögel im Garten“ besteht.
Es kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover. Möge der Kleiber bald in noch mehr Gärten flöten!
Über das NABU-Gartentelefon „Ihr Draht zur Natur“ können zum Star und zu anderen Themen aus Tier- und Pflanzenwelt auch Fragen unter Tel. 0511 91105-0 (montags bis freitags, jeweils von 9 bis 14 Uhr) gestellt werden.
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