Nicht zur Schule gehen, keine Freund*innen treffen – die Bandprobe fällt aus, ebenso die Theater-AG und das Training im Sportverein. Alltag zu bewältigen ist derzeit für Kinder und Jugendliche eine große Herausforderung. Daher brauchen gerade jetzt junge Menschen Gelegenheiten, sich über ihre Fragen und Gedanken, ihre Sorgen und Ideen auszutauschen und diese zum Ausdruck zu bringen.
„Für Kinder und Jugendliche ist es nicht nur wichtig, dass die kulturelle Bildungslandschaft nach den Kontaktverboten schnell ihre reguläre Arbeit wieder aufnehmen kann. Denn zum Alltag zurückzukehren heißt auch zur ‚Kultur‘ zurückzukehren. Genauso wichtig ist es, die grundlegende Infrastruktur der Kulturellen Bildung aktuell so zu unterstützen und flexibel auszugestalten, dass sie trotz der existenzbedrohenden Krisensituation schon jetzt digitale und andere kontaktfreie Angebote machen kann, um in verunsichernden Zeiten Orientierung, Ausdrucksmöglichkeiten, Sinn und Lebensfreude zu bieten.“
Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, Vorsitzende der BKJ
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) begrüßt daher in einer aktuellen Stellungnahme die auf Bundes- und Länderebene sowie in vielen Kommunen auf den Weg gebrachten Hilfsmaßnahmen im Kultur-, Jugend- und Sozialbereich und die Absicherung durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes ausdrücklich. Viele Fördermittelgeber haben zudem bereits in Aussicht gestellt, Bewilligungen, Förder- und Nachweisverfahren an die aktuelle Lage anzupassen.
Es zeigt sich aber bereits, dass die neu geschaffenen Sicherungsnetze noch engmaschiger werden müssen. Fast alle Einrichtungen und Vereine der Kulturellen Bildung sind zur Deckung ihrer Haushalte auf Eigenmittel z. B. in Form von Kursgebühren und Teilnahmebeiträgen angewiesen. Dazu gehören beispielsweise Jugendkunstschulen oder tanz- und theaterpädagogische Angebote. Sie werden bislang auf Bundesebene weder durch das Sozialschutz-Paket noch von den Hilfen für Solo-Selbstständige und Unternehmen aufgefangen. Betroffen sind nicht nur Träger der Kulturellen Bildung, sondern auch Jugendherbergen, Bildungsstätten und Jugendverbände mit ihren entsprechenden Einrichtungen. Ein Hilfsfonds bzw. eine Anpassung der Hilfsprogramme, um ausfallende Drittmittel und Eigenanteile zu kompensieren, ist dringend notwendig.
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung befragt derzeit ihre Mitglieder zu den Folgen der Corona-Krise unter Berücksichtigung der verschiedenen Förderebenen und Politikbereiche. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Infrastruktur dieses für Gesellschaft, Kultur und Bildung unverzichtbaren Handlungsfeldes in ihrem Erhalt gefährdet ist, wenn Rettungsmaßnahmen nicht rasch und nachhaltig greifen.
Notwendige politische Unterstützungsmaßnahmen in und nach der Krise
Zur Rettung des Handlungsfelds bedarf es Soforthilfen. Hier gilt es zu prüfen, ob die schon auf den Weg gebrachten Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern wirklich kompatibel für das spezifische Feld der Kulturellen Bildung sind. Sie sollten folgende Aspekte berücksichtigen:
- Bereits bewilligte Maßnahmen finanzieren
- Förderverfahren an die aktuelle Notlage anpassen
- Förderfähigkeit von begründeten Stornierungskosten und Ausfallhonoraren
- Bewilligung von laufenden Projektanträgen, wenn Chancen auf eine Durchführung bestehen
- Unkomplizierte Anerkennung neuer/alternativer (digitaler) Formate und damit verbundener Durchführungskosten
- Schaffen von Kompensationsmöglichkeiten für unterjährig noch zu beantragende Maßnahmen
- Kompensation ausfallender Drittmittel und Eigenanteile durch einen Hilfsfonds
- Bestehende Hilfsfonds für Solo-Selbstständige kompatibel aufstellen für freiberuflich Tätige in der Kulturellen Bildung
Mit dem Hochfahren des öffentlichen Lebens sollte die Struktursicherung der frei-gemeinnützigen Träger politisch mit gleichem Nachdruck betrieben werden wie das von der Bundesregierung angekündigte Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. Neben der Notwendigkeit eines Strukturhilfeprogramms für die Stabilisierung der durch die Krise geschwächten Strukturen ist auch sicherzustellen, dass die aktuellen umfangreichen Sofort-Hilfemaßnahmen nicht dazu führen, dass künftige Fördermaßnahmen in Frage gestellt werden, auf die ein Gros der kulturellen Bildungsträger angewiesen ist. Denkbar wäre hier die zeitnahe Implementierung eines zusätzlichen Transformationsfonds für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Kulturellen Bildung:
- Strukturhilfeprogramm zum Wiederaufbau des Handlungsfelds nach der Krise
- Transformationsfonds zur Erweiterung des Felds in eine analog-digitale kulturelle Bildungslandschaft
Das Einrichten eines Transformationsfonds für eine Reorganisation der kulturellen Bildungslandschaft in analog-digitale zeitgemäße Strukturen wäre nicht nur eine Notmaßnahme, sondern eine Investition in die Zukunft.
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) ist der Dachverband der kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland. Sie ist ein Zusammenschluss von 56 bundesweit agierenden schulischen und außerschulischen Institutionen, Fachverbänden und Landesdachorganisationen der Kulturellen Bildung. Die Mitgliedsorganisationen repräsentieren die unterschiedlichen Künste, Kultursparten und kulturpädagogischen Handlungsfelder. Ihr Ziel ist die Weiterentwicklung und Förderung der Kulturellen Bildung: gesellschaftlich sensibel, nachhaltig, möglichst für jeden Menschen zugänglich, von Anfang an und ein Leben lang.
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