Wie sehen die konkreten Vorbereitungen zur Wiedereröffnungen in den LVR-Museen nach dem Lockdown aus?
Milena Karabaic: „Zunächst müssen wir uns klarmachen, dass es dabei nicht einfach um das Umlegen eines Schalters auf ‚Normalbetrieb‘ in unseren Kultureinrichtungen geht. Wir befinden uns nach wie vor in einer Corona-Pandemie. Diese Situation erfordert verantwortungsvolles und wohldosiertes Handeln, eine Gefährdung unserer Besucherinnen und Besucher sowie der eigenen Mitarbeitenden muss weitestgehend ausgeschlossen werden. Gleichwohl eröffnen wir mit unseren Angeboten – zumindest zunächst ein Stück weit – wieder die Möglichkeit einer Teilhabe am kulturellen Leben. Damit nimmt Kultur ihre wichtige gesellschaftliche Funktion wahr, wird als wesentlicher Bestandteil unseres Lebens wieder konkret erfahrbar.
Die Einschränkungen, wie wir sie mittlerweile schon aus dem Alltag in Corona-Zeiten kennen, werden allerdings auch in unseren Museen umgesetzt: Hygiene-Vorschriften, Abstandsmarkierungen, Zugangsbeschränkungen in einzelnen Bereichen unserer Museen – das sind unter anderem auch die unumstößlichen Rahmenbedingungen, die wir setzen müssen. Zugleich bieten die LVR-Museen an ihren jeweiligen Orten mit den spezifischen Themen und Schwerpunkten vielleicht gerade jetzt einen ganz besonderen Zugang, um über unsere aktuelle Situation nachzudenken, das Bewusstsein zu schärfen oder die Umgebung einfach nur auf sich wirken zu lassen und schlichtweg zu entspannen.
Die Wiedereröffnung soll in einem gestuften Verfahren erfolgen. Was bedeutet das?
Milena Karabaic: „Unsere 15 LVR-Museumsstandorte sind sehr unterschiedlich, nicht nur in Hinblick auf ihre thematischen Schwerpunkte, sondern auch hinsichtlich ihrer strukturellen und räumlichen Verhältnisse. Diese Unterschiede gilt es zu bewerten und auf praktikable Lösungen mit Blick auf ein konsistentes, abgestuftes Gesamtkonzept zur Wiedereröffnung zu ordnen und nachvollziehbar zu vermitteln. Unser Ziel ist es, in einer ersten Stufe, unter den vorgenannten Konditionen, ein größtmögliches Angebot zu kreieren. Aus diesen Erfahrungen können wir weitere Szenarien für einen möglicherweise erweiterten Betrieb in Erwägung ziehen oder gegebenenfalls auch umsteuern. Auch das ist für uns alle eine neue Aufgabenstellung.“
Gibt es positive Erkenntnisse, die Sie aus der Zeit der Schließung ziehen?
Milena Karabaic: „Wir nehmen sehr wohl wahr, dass die Menschen das enorme kulturelle Repertoire der LVR-Museen durchaus vermissen. Wir stellen allerdings auch fest, dass die vielen digitalen Formate, die bequem ‚vom Sofa aus‘ zu konsumieren sind, sich großer Beliebtheit erfreuen.
Wir setzen auf die Chancen der sogenannten Digitalität, die den Umgang und das Wechseln zwischen den beiden Welten maximal ausnutzen und damit größtmögliche Teilhabe und Aneignung bieten; ganz im Sinne unseres dezidierten Bildungsauftrags.
Dass ich bisweilen Stimmen höre, die sich vernehmbar die Frage stellen, was die ‚Museumsleute‘ jetzt eigentlich zu tun haben, wo die Häuser doch geschlossen haben, ist mit Sicherheit einer gewissen Unkenntnis geschuldet, was der Begriff ‚Museumsbetrieb‘ auch in seiner fachlich-strategischen Komplexität bedeutet. So arbeiten Museumsfachleute oft über viele Monate an der Entwicklung einer kreativen Ausstellungs-Idee bis zur Realisierung. Mit unseren Formaten und Angeboten geben wir wichtige Impulse, die zum Dialog und Austausch anregen.
Kultur steht somit auch für Systemrelevanz, ist der vielzitierte ‚Kitt der Gesellschaft‘. In ungeahnten Ausnahmezeiten, wie wir sie gerade erleben, haben Verständnis, Rücksichtnahme und Solidarität großen Stellenwert.
Kultur mit ihren vielen bekannten Facetten, Instrumenten, Medien, aber auch innovativen Qualitäten – und damit ihrer vieldimensionalen Wirkmächtigkeit – ist in diesem demokratischen Wertegerüst mit ihrer ausgewiesenen Tragfähigkeit nicht wegzudenken.“
Bis zu einem persönlichen Besuch sind alle Kultur-Interessierten eingeladen, die zahlreichen digitalen Angebote zu nutzen: Gäste erhalten virtuelle Einblicke in Ausstellungen, nehmen an Führungen per Live-Stream teil oder lauschen den Podcasts. Die Angebote werden stetig erweitert.
Einen Überblick über die digitalen Kulturangebote finden Sie hier.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 19.000 Beschäftigten für die 9,7 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. "Qualität für Menschen" ist sein Leitgedanke.
Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.
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